Metaller Alarm vor dem Kanzleramt


Einige Stimmen und Einblicke rund um den 15.März ,dem Aktionstag der IG Metall:[1]https://www.igmetall-bbs.de/:

„Uns Stahlwerker und Metaller beschäftigen am meisten die hohen Energiekosten, was einen Rückgang unserer Auftragslage und Wettbewerbsfähigkeit zur Folge hat.“

Eine kleine Einzimmerwohnung in Berlin koste 700 bis 1000 Euro, das sei für Azubis schlicht unbezahlbar. „Es braucht mehr öffentliche Investitionen in den sozialen Wohnungsbau, um bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende zu schaffen.“

Beschäftigte beim Zughersteller Alstom in Hennigsdorf fordern von der neuen Bundesregierung ein Gesamtkonzept, „in der die Zukunft der Mobilität klar vereinbart ist. Und wir brauchen Investitionen der Unternehmen in genau diese Zukunft – eine grüne Zukunft mit Elektroautos und Zügen.“ Stadlerkolleg:innen in Berlin: „Wir wollen Züge bauen!“

Am traditionsreichen Alstom Produktionsstandort Görlitz werden künftig Panzerteile statt Straßenbahnen gefertigt. Wer soll das verstehen? Wer Arbeit haben will, muss in den sauren Apfel beissen. Aber nicht einmal alle werden übernommen!

VW Arbeiter wollen „nicht den Tod produzieren.“ Es gibt viele Produkte, die wir für ein gutes Leben und eine funktionierende Gesellschaft brauchen.

Die Kolleg:innen bei VW Sachsen und die Menschen in der Region treibt die Sorge um, dass die gegebenen Zukunftsversprechen wirklich Bestand haben!

Mitteldeutsche Kohlereviere transformieren! Alle müssen in die Sozialverisicherung einzahlen. Mehr Ausbildungsplätze gegen Fachkräftemangel.

Fazit: Rechte Politik ist unsozial. Viele befürchten, dass sie über uns hereinbricht.

Vom 28.3. bis 30.3. trafen sich über 200 aktive Vertrauensleute aus der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen am Pichelsee, um sich auszutauschen, Antworten zu finden sowie den Zusammenschluss untereinander zu stärken.

Vertrauensleute sind traditionell das „kämpferische Rückgrat“ der IG Metall. Vertrauensleute sind die Organisatoren vor Ort im Betrieb. Sie kennen die konkreten Interessen, Meinungen und Stimmungen der Kolleg:innen am Besten und agieren idealerweise als deren direkt gewählte Sprecher gegenüber den Kapos und Vertretern des Unternehmens. Jede Belebung und Intensivierung dieser Vertrauensleutearbeit stärkt die tagtägliche Verankerung sowie schlagkräftige Mobilisierungs- und Streikfähigkeit einer Gewerkschaft!

Wir müssen uns darauf einstellen, breite Angriffe abzuwehren!

Die Lage der Kolleg:innen und ihre Zukunft muss mehr denn je in politischen Zusammenhängen gedacht werden. Ständige Steuererleichterungen für Großverdiener sind nicht mehr akzeptabel. Wenn die Mieten einen Großteil des Einkommens zu Gunsten von Aktienhaltern aus Hedgefonds ausmachen, dann müssen wir Gewerkschaften innerhalb und außerhalb der Betriebe dafür mobilisieren, dass diesen der Garaus bereitet wird.

Die zuletzt im Grundgesetz verankerte und beschlossene militärlastige Verschuldung ist ungeheuerlich und riskant, wie selbst der Bundesrechungshof feststellt. Die zu erwartende Inflation wird massiv zulasten der Realeinkommen gehen.

Durch die Steuersenkungspläne der rechten Mehrheit im neuen Bundestag zugunsten der Reichen und Unternehmen zusammen mit der Zinsbelastung aus dieser beispiellosen Verschuldung wird laut Handelsblatt der Druck auf den Kernhaushalt mit seinen sozialen Aufgaben unweigerlich wachsen. Kapitalvertreter und Ökonomen fordern Friedrich Merz eindringlich auf, die unter dem Begriff „Wirtschaftswende“ geplanten Angriffe auf Arbeits-, Sozial- oder auch Umweltstandards jetzt schnellstmöglich umzusetzen.

Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Rainer Dulger: „Wir erwarten nachhaltige Sozialversicherungsreformen, die im Sondierungspapier bislang eine Leerstelle sind“. Das Rentenniveau in Höhe 48 Prozent sei eine zu „schwere Hypothek“. Der Präsident des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB), Stephan Hofmeister fordert deutlich weitergehende Arbeitsmarktreformen als bisher in dem Papier vorgezeichnet. Der Mercedes Vorstand kann sich für die Tesla-Idee erwärmen, dass die Beschäftigten die ersten 3 Krankheitstage selbst bezahlen. Reduzierung von Rente, Reduzierung des Elterngeldes, Wegfall eines Feiertags, Abschaffung einer gesetzlichen Höchstarbeitszeit, Anhebung der Mehrwertsteuer – die Kürzungsideen kennen keine Grenze. Und natürlich soll die einzige Waffe, die Beschäftigte und ihre Gewerkschaften haben, das Streikrecht weiter eingeschränkt werden.

Der Coup am Kanzleramt

Am Samstag Abend wurden die Vertrauensleute eindrucksvoll ihrer Rolle als kämpferisches Herzstück der IG Metall gerecht. Nachdem kreativ Transparente und Poster gestaltet worden waren, gab es einen Überraschungsausflug nach Berlin Mitte zum Kanzleramt. Noch bevor Merz ins Kanzleramt eingezogen ist, werden ihm an Ort und Stelle die Erwartungen der Beschäftigten in der Metallindustrie und die Forderungen ihrer Gewerkschaft päsentiert. Per Lichtprojektion prangt das IG Metall Logo samt Forderungen auf seinem neuen „Zuhause“! Ganz offensiv heisst es: „Hausordnung für Friedrich Merz“. Die großen Medien berichten weniger über die inhaltlichen Anliegen und mehr darüber, dass die Aktion nicht angemeldet war und von der Polizei aufgelöst wurde.

Die allgemeinen Forderungen lauten u. a.: In Zukunftstechnologien investieren, Regionen stärken! Schluss mit Verlagerung und Stellenabbau! Und: Hände weg vom Sozialstaatl

Energie und Verkehrswende statt Wirtschaftswende! Zukunfsfähig ist, was den Menschen und der Gesellschaft nützt!

und ganz konkret: Hände weg vom Streikrecht! Hände weg vom 8 Stundentag! Keine Zeit für Mehrarbeit! Friedlich bleiben!

Der Wind wird in den nächsten Jahren rauer. Nur wir können dafür sorgen, dass er den Profiteuren von sozialer Ungleichheit und Armut, aber auch von Kriegen ins Gesicht weht. „Ohne zu kämpfen geht nichts. Zusammen geht mehr“!

Die Vertrauensleute haben durch Ihre Aktion eines klar gemacht: Hier sind Beschäftigte, die nicht alles mit sich machen lassen. Sie sind auch zu widerständigen und unkonventionellen Aktionen bereit. Schlagkräftig gewerkschaftlich organisiert! Ob das Friedirch Merz kapiert hat? Oder meint der Kanzler in Wartestellung, das sei eine einmalige gruppendynamische Aktion gewesen? Arbeiten wir daran, dass er sich da irrt!

Bildmaterial: eigene Collage, Quelle Beteiligte

References

„Jede Handlung, die mit der Absicht vorgenommen wird, einen Krieg vorzubereiten, ist verfassungswidrig.“

Ein Nachsatz zur Demo der Friedensbewegung in Wiesbaden

Bild: R-mediabase

Am 29. März demonstrierte die Friedensbewegung in Wiesbaden. Wiesbaden ist die Landeshauptstadt Hessens. Die Wahl des Ortes hatte ihren ersten Grund darin, dass eine US-Kaserne in Mainz Kastel, das ein Stadtteil von Wiesbaden ist, die Kommandozentrale für den Einsatz der geplanten US-Mittelstreckenraketen beherbergt. Im Grunde wurde die gleiche militärische Einheit, der bereits die Pershing II und die Crusie Missiles zugeordnet war, erneut aktiviert und das bereits 2021, also vor der Kriegseröffnung durch russische Militäreinhheiten. Doch es gab weitere Gründe. Einer lag sicher in der Existenz sehr aktionsfähiger Friedensinitiativen, die diese Demonstration auch mit Elan und einer guten Demoroute organsiert hatten. Und schließlich gibt es die Hessische Verfassung, die in seltener Deutlichkeit zum Ausdruck bringt, dass der Kurs einer parlamentarischen Mehrheit aus Kriegsertüchtigern zumindest hier schlicht verfassungswidrig ist. Im Artikel 69 heißt es unmissverständlich: „Hessen“ bekennt sich zu Frieden, Freiheit und Völkerverständigung. Der Krieg ist geächtet. Jede Handlung, die mit der Absicht vorgenommen wird, einen Krieg vorzubereiten, ist verfassungswidrig.“ Doch so wie ihre Ge- und Verbote das Ergebnis von Machtkämpfen und Klasseninteressen waren und sind, so verhält es sich auch mit ihrer Respektierung. Nichtsdestotrotz war der Verfassungstext ein Anstoß für das kritische Denken, ein „Denk mal“.

Die Demonstrierenden waren trotzig guter Laune, auch wenn ihre Zahl der Größe der Bedrohungen Hohn spricht. Realistisch waren es wohl 4000. Eine die Lage verändernde Teilnehmerzahl hätte wohl das Hundertfache erfordert. Demonstriert haben vor allem die Veteranen der großen Friedensdemonstrationen der 80er Jahre. Die wenigen Jungen waren dann auch eher aus der Enkelgeneration. „Wir Alten“, die hier Flagge gezeigt haben, haben einfach den Vorteil, dass uns der ganze desorientierende Quark, der gerade auf allen Kanälen verbeitet wird, im Prinzip schon bekannt war. Nur, dass der heute verzapfte noch dreister gelogen ist als früher. Wir haben schlicht eine gewisse Resistenz gegenüber dem behaupteten Goodwill der Oberen. Verloren hat ihn der Teil der damaligen Bewegung, der damals Bestandteil eines oppositionellen Millieus im nichtbegüterten Teil der Gesellschaft war und nun nach erfolgreichem sozialen Aufstieg die Gesellschaft mit anderen Augen betrachtet. Aber die soziale Kehrseite des Rüstungswahns hat ja vielleicht das Zeug, fruchtbare Erkenntnisprozesse zu fördern und die entstandenen Lücken neu zu füllen..

Im Folgenden eine erste Sammlung von Bildern und Videos vom Samstag:

Hessenschau

Ein Kurzbericht der Hessenschau über die Demo in Wiesbaden, der ganz akzeptabel ist. Doch danach musste die Moderatorin gleich einen sog. Experten interviewen, der betont, dass die, die hier demonstrieren, die Zeichen der Zeit nicht verstanden haben, wo doch die ganze Fachwelt sich einig ist, dass der böse Putin uns an die Gurgel will.
https://www.hessenschau.de/tv-sendung/demo-gegen-us-mittelstreckenraketen,video-208988.html

Bilder und Video von R-Mediabase

https://r-mediabase.eu/keine-neuen-us-mittelstreckenwaffen-in-wiesbaden-fuer-das-friedensgebot-der-hessischen-verfassung/

https://r-mediabase.eu/die-waffen-nieder-nie-wieder-krieg/

ARD-Mediathek

https://www.ardmediathek.de/video/hessenschau/demos-gegen-us-mittelstreckenraketen/hr/MzI3Yjg4M2UtM2EzZS00YzYwLWEyYjEtYWMxOGM4NGMxNjFj

Netzwerk Friedenskooperative

https://www.flickr.com/photos/friekoop/albums/72177720324739031/

Friko

https://frikoberlin.de/keine-neuen-us-mittelstreckenwaffen-in-wiesbaden-fuer-das-friedensgebot-der-hessischen-verfassung/

Veranstaltung „Arbeit und Produktion im ökologischen Klassenkonflikt“

Stoffwechselpolitik geschichtlich und heute

In der Veranstaltungsreihe zur Klimakrise findet am 16.4. ein weiterer spannender Abend statt, zu dem die Veranstalter herzlich einladen.

Aus organisatorischen Gründen findet die Veranstaltung nicht im IG Metallhaus statt, sondern Im Mehringhof im Versammlungsraum, (Gneisenaustraße 2a)

Der Soziologe Simon Schaupp stellt in seinem neuen Buch den Zusammenhang zwischen Arbeit und Ausbeutung des menschlichen Körpers und der Natur dar. Er stellt nicht den Konsum in den Mittelpunkt der Zerstörung des Planeten, sondern die Arbeit.

Die Nutzbarmachung der Natur und des menschlichen Körpers sowie die daraus hervorgehende Zerstörung der Natur leitet er nicht nur theoretisch her, sondern belegt sie auch an historischen Beispielen.

Die dramatische Klimaerwärmung lässt die Natur auf irreversible Kipppunkte zusteuern, deren Folgen v.a. zu Lasten der unteren Klassen gehen. Die Naturzerstörung ist also nicht nur eine ökologische Katastrophe, sondern bedeutet auch einen zunehmenden Klassenkonflikt bei der Arbeit, sowohl in Betrieben als auch darüber hinaus.

Gespräch und Diskussion Mittwoch, 16.04. um 20 Uhr

Versammlungsraum im Mehringhof, Gneisenaustr. 2A, 10965 Berlin

Veranstaltung in Kooperation von Buchladen Schwarze Risse und dem Arbeitskreis Internationalismus

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