Unframe Festival 2025 in collaboration with bUm

Hallo zusammen! Das erste unfrahme Festival letztes Jahr war mehr als groẞartig! Nochmal ein großes Dankeschön an alle Unterstützer, Gäste, Redner und Künstler.

Heute freuen wir uns, euch mitteilen zu können: wir sind wieder zurück. Das zweite unframe Festival 2025 wird in Zusammenarbeit mit #bum.berlin vom 31. Oktober – 02. November stattfinden.

Das unframe Festival ist ein dreitägiges sozialistisch-kulturelles Festival.

ein volles Wochenende mit Vorträgen, Workshops, Kulturprogramm und Raum zum Austausch und Verbinden.

31. Oktober bis 2. November im bUm

Paul-Lincke-Ufer 21, 10999 Berlin

alles über das aktuelle Programm und Tickets

Als Forum Gewerkschaftliche Linke Berlin legen wir allen, jeder und jedem die Teilnahme an dieser Veranstaltung ans Herz.

Die ersten Redner für das unframe Festival 2025 sind bestätigt! Wir freuen uns, die erste Welle herausragender Redner für das unframe Festival 2025 bekannt zu geben – ein Treffen von Köpfen, Bewegungen und Impulsen.

Dieses Jahr bringen wir Stimmen zusammen, die den Status quo in Frage stellen, neue Visionen für die Zukunft inspirieren und der Macht die Wahrheit sagen. Von Basisorganisatoren bis hin zu visionären Politikern – unsere ersten bestätigten Redner repräsentieren die Energie, Dringlichkeit und Vielfalt der heutigen politischen Landschaft.

Freut euch auf neue Impulse, mutige Gespräche und die Energie, die echten Wandel anstößt.

Moshtari Hilal und Sinthujan Varatharajah werden zum Beispiel gemeinsam „über materielle sowie immaterielle Möglichkeiten und Konsequenzen von Wörtern und Sprachen im Kontext von konolonialer Gewalt und antikolonialem Widerstand diskutieren.

31. Oktober bis 2. November im bUm

Paul-Lincke-Ufer 21, 10999 Berlin

Hier erfahrt ihr alles über das aktuelle Programm und Tickets

Offener Brief an die Gewerkschaften: Jetzt Solidarität mit der Gaza-Flottille zeigen!

All Eyes on Gaza, aber wohin schauen die Augen der DGB Spitze hin?

Das fragen sich immer mehr Menschen und verurteilen eine Kultur des Wegschauens, mehr noch eine direkte Zusammenarbeit des DGB mit Organisationen wie Histadrut, die das völkermörderische zionistische Nethanyahu Regime stützen und deren Vorsitzender die Bomben auf Gaza signiert. Und sie schreiben offene Briefe. Hier ist einer von ihnen, der sich namentlich direkt an die Veranwortlichen der DGB Gewerkschaften wendet und sie mit der mutigen Solidarität der Gaza-Flottille konfrontiert. Zuletzt bleibt noch die Frage: wie will man hierzulande eigentlich noch glaubwürdig dem Rechtsextremismus entgegentreten, wenn man bei Nethanyahu und seinen Unterstützern alle Augen zudrückt? (Peter Vlatten)

„Während die internationale Zivilgesellschaft mit der Global Sumud Flotilla konkrete Schritte unternimmt, um die Blockade Gazas zu durchbrechen und politischen Druck aufzubauen, schweigen viele etablierte Akteure in Deutschland – darunter auch große Gewerkschaften. In einem offenen Brief appelliert Ursula Mathern eindringlich an die Verantwortung der deutschen Gewerkschaftsbewegung, sich klar gegen Krieg, Besatzung und Blockade zu positionieren – und gewerkschaftliche Mittel für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Sie fordert Solidarität mit den Aktivist:innen auf den Schiffen und konkrete Maßnahmen, um Gewalt und Unrecht nicht weiter schweigend hinzunehmen. Denn: „Untätigkeit bedeutet Komplizenschaft.“ (Pressenza am 12.9.)

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Ursula Mathern
urs.math@gmx.net

An
den geschäftsführenden Bundesvorstand des DGB:
Stefan Körzell
Yasmin Fahimi (Vorsitzende),
Elke Hannack (stellvertretende Vorsitzende)
Anja Piel
info.bvv@dgb.de;

die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt
Vorsitzender: Robert Feiger
kontakt@igbau.de;

die IGBCE
Vorsitzender: Michael Vassiliadis
info@igbce.de;

die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
Vorsitzender: Martin Burkert
frankfurt@evg-online.org;

die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Vorsitzende: Maike Finnern
info@gew.de;

die IG Metall
Erste Vorsitzende: Christiane Benner
Zweiter Vorsitzender: Jürgen Kerner
vorstand@igmetall.de;

die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
Vorsitzender: Guido Zeitler
hauptverwaltung@ngg.net;

die Gewerkschaft der Polizei
Vorsitzender: Jochen Kopelke
gdp-bund@gdp.de;

ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Vorsitzender: Frank Werneke
info@verdi.de;

Offener Brief: Solidarität mit Sumud Gaza Flottilla und Palästina! Untätigkeit und Schweigen bedeuten Komplizenschaft mit dem Völkermord! Zeigen auch Sie endlich Flagge!

Sehr geehrte Damen und Herren,

1. Vorab zu Ihrer Information:

Derzeit überqueren 50 Schiffe das Mittelmeer.

An Bord befinden sich Menschen aus 44 Ländern – Ärztinnen, Tischler, Studierende –, darunter viele Europäerinnen und Europäer. Sie transportieren Mehl, Medikamente und Wasserfilter. Diese Hilfsgüter würden den Menschen in Gaza eine Überlebenschance bieten.

Die Global Sumud Flotilla ist die größte zivile Hilfsmission, die jemals nach Gaza unternommen wurde.

Warum? Weil die Regierungen versagt haben. Seit sechs Monaten blockiert Israel Hilfslieferungen nach Gaza, während seine Soldaten mehr als 1.400 Palästinenser getötet haben, die nach den wenigen Lebensmitteln suchten, die dort ankommen.

Die Flotte ist gerade von Barcelona, Tunis und Sizilien aus in See gestochen. Nächste Woche könnte sie Gaza erreichen – oder beschlagnahmt werden. Der israelische Minister Itamar Ben-Gvir hat bereits damit gedroht, die Passagiere als „Terroristen” zu inhaftieren, womöglich sogar in den berüchtigten Foltergefängnissen.

Die Uhr tickt. Zivilist*innen sollten nicht ihr Leben riskieren müssen, um das zu tun, was unsere Regierungen schon längst hätten tun sollen.

2. Während die Deutsche Regierung noch immer Waffengeschäfte mit Israel betreibt und die israelische Regierung in vielerlei Hinsicht unterstützt, statt entschiedene Maßnahmen zum Stopp des Völkermords in Gaza zu ergreifen, wurde die Global Sumud Flottilla jetzt zum zweiten Mal innerhalb von 2 Tagen angegriffen. Noch immer in einem Hafen in Tunesien wurden an Bord der Alma, einem Schiff der Flotte, Explosionen registriert, Verletzte gab es zum Glück keine. Die Flotte bleibt standhaft und bekräftigt ihre Mission, die Blockade Gazas zu durchbrechen, fortzuführen.

Erst gestern wurde das Schiff „Family“, auf dem Greta Thunberg, Yasemin Acar, Thiago Avila und viele weitere Personen segelten, von einer Drohne bombardiert. Auch dieses hätte tödlich enden können. Glücklicherweise konnten alle Aktivist:innen unverletzt bleiben und das Schiff sofort verlassen.

Während Israel die Hauptstadt Katars angreift sowie die Verhandlungsspitzen Hamas und dabei Wohngebäude zerstört, die Bombardierung in Gaza verstärkt und Palästinenser:innen auf engstem Raum zusammentreibt, wird die Flottilla angegriffen. In den letzten 24 Stunden wurde bereits über mutmaßliche israelische Angriffe in fünf arabischen Ländern berichtet, darunter Libanon, Syrien, Katar, Palästina und Tunesien.

3. Meinen deutsche Gewerkschaften da wirklich immer noch, sich wegducken zu können?

Italienische Hafenarbeiter weigern sich, Räder in irgend jemandes Kriegsmaschinerie zu sein, haben wiederholt Rüstungsexporte in den Nahen Osten blockiert. Italienische Hafenarbeiter blockieren saudisches Schiff mit Waffen für Israel – World Socialist Web Site

Sie sind bereit, mit allen ihnen zur Verfügung Mitteln für die Verteidigung der Flottille und der Tonnen von Hilfsgütern zu mobilisieren. Sie haben begriffen, dass sie durchaus Einflussmöglichkeiten haben durch Blockaden von Waffenschiffen und -flugzeugen. Sie sagen: Wir können „nicht tatenlos zusehen. Wir lassen den israelischen Minister wissen, dass seine Drohungen uns nicht aufhalten werden und dass seine Worte uns auffordern, die Initiative zu intensivieren.

Mit Palästina im Herzen, volle Kraft voraus!

Wenn sie die Flottille blockieren, blockieren wir alles!“ Unione Sindacale di Base: Le minacce di Israele sono il segno della forza della Flotilla: USB pronta a difenderla con ogni mezzo a disposizione – Klasse, kann ich da nur sagen.

Neben vielen anderen befinden sich an Bord der Global Sumud Flotilla ein promovierter Religionshistoriker aus Brasilien, der Logbuch schreibt, sowie eine brasilianische Lehrerin, die etwas Konkretes und Sinnvolles tun wollte. Sie sagt: „Brasilien ist ein sehr großes Land und wir verfolgen die Ereignisse in Palästina, obwohl wir sehr weit entfernt sind. Die brasilianische Regierung hat gemeinsam mit der südafrikanischen Regierung im Rahmen der BRICS-Staaten Israels kolonialistische und völkermörderische Politik verurteilt. Auch wir haben während der portugiesischen Herrschaft die schädlichen Auswirkungen des Kolonialismus erlebt. Genau deshalb gibt es in Brasilien eine so große Solidarität mit Palästina“. Aus Brasilien mit Liebe und Solidarität – Logbuch der Global-Sumud-Flotilla Arbeiter:innen in den Raffinerien in Brasilien sollen dazu aufrufen, die Flottille zu verteidigen. Die Nationale Föderation der Erdölarbeiter:innen (FNP) und ihre Gewerkschaften sollen von der Lula-Regierung fordern, die Sicherheit der brasilianischen Aktivist:innen auf den Schiffen zu gewährleisten, um die israelische Blockade zu durchbrechen.

Aus Deutschland mit dabei: Melanie Schweizer, Juristin und Mitglied des Lenkungsausschusses der Global Sumud Flotilla

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Streiks in Häfen, an Bahnhöfen, Flughäfen und in Waffenfabriken sind nur einige der Möglichkeiten unter vielen anderen genannt, mit denen SIE dazu beitragen können, diesen vernichtenden Genozid sofort zu beenden!

Deutlich wahrzunehmen ist, dass der Widerstand gegen die Politik Israels international wächst, An einer Demo in Brüssel nahmen zum Beispiel letzten Sonntag mehr als 70.000 Menschen teil.

80 % der hiesigen Bevölkerung sind gegen das militärische Vorgehen Israels in Gaza

Also ran an die Organisation!

  • Verteidigen und unterstützen auch Sie die Aktion der Sumud Gaza Flottilla
  • Sorgen Sie durch gewerkschaftliche Aktionen mit dafür, dass dieser Krieg sofort gestoppt wird sowie Lebensmittel und Hilfsgüter in vollem Umfang Einfahrt nach Gaza bekommen.
  • Israel muss zur Rechenschaft gezogen werden, wenn diese friedliche Mission erneut blockiert oder angegriffen wird.
  • Ziel muss sein: ein gerechter Friede für Israelis und Palästinenser.

Ursula Mathern

Der Beitrag wurde zunächst bei Pressenza am 12.9.2025 publiziert.
TitelBild von Global Movement to Gaza Italia

Ursula Mathern ist langjährige Friedensaktivistin aus Rheinland-Pfalz

Kommt zur künstlerischen Solidaritätskundgebung in Berlin „All Eyes on Gaza“

Von der Zeitenwende zum Epochenbruch

Der Kriegskurs ist eine Krake, der alle anderen Lebensbereiche frisst. Wer dagegen vorgeht, erhält eine Lektion von der Polizei, siehe Köln. (Peter Vlatten)

Merz kündigt erste dramatische Sozialkürzungen zugunsten der Hochrüstung an und stellt einen „Epochenbruch“ bzw. das Ende der „Bonner Republik“ in Aussicht. Die Armut in Deutschland nimmt schon jetzt deutlich zu.

GERMAN-FOREIGN-POLICY, 4.September 2025

BERLIN (Eigener Bericht) – Bundeskanzler Friedrich Merz startet einen Generalangriff auf das deutsche Sozialsystem und fordert in einem ersten Schritt eine Kürzung der Ausgaben für das Bürgergeld um ein Zehntel: fünf Milliarden Euro. Das sei die „Mindestgrößenordnung“, erklärte Merz am Dienstag. Bereits zuvor hatte er behauptet, Deutschland könne sich sein Sozialsystem „einfach nicht mehr leisten“, und einen „Epochenbruch“ angekündigt: „Die Bonner Republik ist für immer vorbei.“ Merz‘ „Epochenbruch“ folgt auf die „Zeitenwende“, die 2022 von seinem Amtsvorgänger Olaf Scholz ausgerufen wurde und die dramatische Aufstockung der Militärausgaben einleitete, die nun zum Kahlschlag in den Sozialetats führt: Die Verdreifachung des Wehretats wird auf Kosten der Ärmsten finanziert. Dabei verzeichnet Deutschland schon jetzt einen deutlichen Anstieg der Armutsquote. Bei den Kürzungen in den Sozialetats zugunsten der Hochrüstung handelt es sich um einen Prozess, der alle NATO-Staaten Europas erfasst. Der Dreiklang aus Rüstung, Sozialkürzungen und Armut geht mit wachsender Repression gegen Kriegs- und Rüstungsgegner einher, zuletzt mit Polizeigewalt gegen Proteste in Köln gegen die Militarisierung der Bundesrepublik.

Das Ende der „Bonner Republik“

Bundeskanzler Friedrich Merz hat am Wochenende den Generalangriff auf das deutsche Sozialsystem gestartet, der zuvor bereits unter dem PR-Schlagwort „Herbst der Reformen“ angekündigt worden war. Merz hatte dafür das Bürgergeld ausgewählt, für das im Jahr 2024 rund 58,2 Milliarden Euro aufgewandt worden waren. „So wie es jetzt ist, insbesondere im sogenannten Bürgergeld, kann es nicht bleiben und wird es auch nicht bleiben“, kündigte Merz an.[1] „Es ist nicht nur eine Zeitenwende, es ist ein Epochenbruch“, fuhr er fort: „Die Bonner Republik ist für immer vorbei.“ Am Dienstag konkretisierte Merz, er sei „fest überzeugt“, es müssten sich „zehn Prozent in diesem System“, dem Bürgergeld, „einsparen lassen“; er rundete auf fünf Milliarden Euro.[2] Das solle „die Mindestgrößenordnung sein“. Der Kanzler äußerte dies, nachdem kurz zuvor die Bundesagentur für Arbeit gemeldet hatte, die Arbeitslosigkeit habe im August mit rund 3,025 Millionen den höchsten Stand dieses Monats seit 15 Jahren erreicht.[3] Es könne „sogar noch schlimmer werden“, räumte Merz ein und führte zur Begründung für einen möglichen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit „die amerikanische Zollpolitik“ an, durch die viele deutsche Unternehmen „erheblich getroffen“ würden.[4] Steigende Arbeitslosigkeit verlangt eine Aufstockung der Sozialausgaben.

Rüstungslöcher im Haushalt

Die Behauptung, Deutschland könne sich seinen Sozialstaat „nicht mehr leisten“, wird in Politik und Medien zuweilen skurril begründet. So heißt es etwa, „Maßnahmen wie eine höhere Pendlerpauschale und die Förderung für Agrardiesel“ drohten „zusätzliche Löcher in den Etat zu reißen, die man sich eigentlich nicht leisten kann“.[5] In Wirklichkeit werden „Löcher“ zur Zeit besonders durch die beispiellose Steigerung der Rüstungsausgaben in den deutschen Haushalt gerissen. So soll der deutsche Militäretat, der im vergangenen Jahr noch bei rund 52 Milliarden Euro gelegen hatte, bis 2029 auf gut 152,8 Milliarden Euro erhöht werden. Es kommen Ausgaben für militärisch nutzbare Infrastruktur hinzu, für die 2029 fast 70 Milliarden Euro veranschlagt werden (german-foreign-policy.com berichtete [6]). All das läuft auf ein Plus von 170 Milliarden Euro allein aufgrund zusätzlicher Ausgaben für das Militär und militärisch nutzbare Infrastruktur hinaus. Trotz gestiegener Nettokreditaufnahme – ein Plus von rund 40 Milliarden Euro ist geplant – geht die Bundesregierung für 2029 von einer Finanzierungslücke von 74 Milliarden Euro aus. Sie wäre komplett gedeckt, würde Berlin auf die beispiellose Ausweitung der Militärausgaben verzichten.

Wachsende Armut

Die beispiellose Steigerung der Rüstungskosten erfolgt in einer Zeit, in der in Deutschland auf der einen Seite die Armut, auf der anderen Seite die Zahl der Superreichen steigt, was eine weitere Vertiefung der sozialen Spaltung bewirkt. Im April bestätigte eine Studie der Deutschen Bundesbank, dass die reichsten zehn Prozent der deutschen Haushalte zur Zeit 54 Prozent des gesamten deutschen Vermögens besitzen, während die ärmere Hälfte der Bevölkerung gerade einmal drei Prozent des deutschen Vermögens zur Verfügung hat.[7] Gleichzeitig nimmt die Zahl der Superreichen rasch zu; so stieg die Zahl der Milliardäre in Deutschland allein im Jahr 2023 um 23 Personen bzw. beinahe zehn Prozent auf 249.[8] Die Armut nimmt schon jetzt zu. So waren laut Angaben des Deutschen Paritätischen Wohlstandsverbandes (DPWV) im Jahr 2024 15,5 Prozent aller Menschen in Deutschland von Armut betroffen, 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Rund 5,2 Millionen Menschen litten sogar unter erheblicher materieller Entbehrung, konnten also entweder ihre Wohnung nicht heizen oder keine neue Kleidung kaufen. Das mittlere Einkommen der von Armut betroffenen Menschen lag mit 921 Euro im Monat niedriger als 2020 (981 Euro).[9]

In ganz NATO-Europa

Der Dreiklang aus beispiellos zunehmenden Rüstungsausgaben, ebenso beispiellosen Streichungsplänen in den nationalen Haushalten und einer zunehmenden sozialen Spaltung zeigt sich nicht nur in Deutschland, sondern in allen europäischen NATO-Staaten. Laut Berichten dürften sich deren Militärausgaben bis zum Jahr 2030 mehr als verdoppeln – auf zusammengenommen über 800 Milliarden Euro. Damit zögen Europas NATO-Länder fast mit den Vereinigten Staaten gleich. Allein die Ausgaben, die unmittelbar für Rüstungsgüter getätigt werden, könnten in NATO-Europa Schätzungen zufolge von gut 75 Milliarden Euro im Jahr 2021 über 140 Milliarden Euro im Jahr 2024 auf gut 335 Milliarden Euro 2030 steigen.[10] Wenngleich Deutschland klar als Vorreiter gilt, stehen auch in anderen Ländern Hochrüstung und dramatische Kürzungsmaßnahmen bevor. In Frankreich plant Präsident Emmanuel Macron, den Militärhaushalt im Jahr 2026 um 6,7 Milliarden Euro auf 57,1 Milliarden Euro zu erhöhen und 2027 rund 64 Milliarden Euro auszugeben – doppelt so viel wie 2017.[11] Gleichzeitig hat Frankreichs Ministerpräsident François Bayrou angekündigt, im kommenden Staatshaushalt 44 Milliarden Euro streichen zu wollen, ein Schritt, der drastische Kürzungen in den Sozialetats zur Folge hat. Die Armutsrate hat in Frankreich mit 15,4 Prozent ihren höchsten Wert seit drei Jahrzehnten erreicht.[12]

Kriminalisieren und verhindern

Hochrüstung, Sozialkürzungen und wachsende Armut gehen mit gesteigerter Repression gegen Kriegs- und Rüstungsgegner einher. Am vergangenen Wochenende stoppte die Polizei in Köln eine Demonstration mit rund 3.000 Teilnehmern, die sich gegen die Militarisierung der Bundesrepublik wandte, ging mit Gewalt gegen sie vor, kesselte mehr als tausend Demonstranten ein und hielt sie bis in die frühen Morgenstunden fest, zeitweise ohne Zugang zu Wasser. 147 Demonstranten mussten wegen Verletzungen, die Polizisten ihnen zugefügt hatten, von Sanitätern behandelt werden; 18 mussten ins Krankenhaus gebracht werden. „Die Polizei hat Menschen notärztliche Behandlung verwehrt“, berichtete einer der Organisatoren der Demonstration; auch hätten Polizisten die Anwältin der Organisatoren „körperlich angegriffen, anwesende Presse festgenommen“.[13] „Protest gegen die Militarisierung“ solle offenkundig bekämpft, kriminalisiert und „letztlich verhindert werden“.

[1] Reiner Burger, Paul Gross: Uneinig mit der SPD? „Wird auch in den nächsten Monaten so sein“. faz.net 30.08.2025.

[2] Regierung muss zehn Prozent der Ausgaben beim Bürgergeld einsparen. wiwo.de 03.09.2025.

[3] Zahl der Arbeitslosen so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Frankfurter Allgemeine Zeitung 30.08.2025.

[4] Regierung muss zehn Prozent der Ausgaben beim Bürgergeld einsparen. wiwo.de 03.09.2025.

[5] Diese Bomben müssen Union und SPD entschärfen. n-tv.de 03.09.2025.

[6] S. dazu Wohin ein solcher Wahnsinn führt.

[7] Kathrin Müller-Lancé: Verurteilung von Vermögen in Deutschland ist ungleich. sueddeutsche.de 10.04.2025.

[8] Zahl der Milliardäre in Deutschland steigt auf Rekordwert. deutschlandfunk.de 20.11.2024.

[9] Paritätischer Wohlfahrtsverband: Arme werden ärmer. der-paritaetische.de 29.04.2025.

[10] Markus Fasse, Frank Specht, Roman Tyborski: So groß könnte die Rüstungsbeschaffung in Europa werden. handelsblatt.com 02.09.2025.

[11] Denis Cosnard: Projet de budget 2026 : une hausse des crédits militaires, des économies partour ailleurs. lemonde.fr 05.08.2025.

[12] Claire Ané: La pauvreté et les inégalités au plus haut depuis trente ans. lemonde.fr 07.07.2025.

[13] Henning von Stoltzenberg: Amtliche Ausflüchte. junge Welt 03.09.2025.

Der Beigtrag ist ursprünglich erschienen in GERMAN-FOREIGN-POLICY, 4.September 2025. Wir danken für das Publikationsrecht.

Titelbild: Collage Peter Vlatten

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