Massenstreik, Antimilitarismus und Revolution – 9.November 1918 in Berlin

Veranstaltung

Massenstreik, Antimilitarismus und Revolution
NOVEMBERREVOLUTION BERLIN 9.11.1918

Wo: Kiezraum auf dem DragonerAreal Mehringdamm 22 (hinter dem Finanzamt)

Wann: Sonntag, 9. November 2025
Beginn: 20:00 Uhr (Einlass: 19:00 Uhr)

Eintritt frei

Massenstreiks, Generalstreiks, Meutereien und Massenmeutereien waren 1917/1918 die Grundlage für Revolutionen und die damit von den Massen erzwungene Beendigung des Ersten Weltkriegs.

In Berlin stürzten am 9. November 1918 Arbeiter*innen und Soldaten mit Generalstreik und Aufstand das Kaiserreich und seine Militärdiktatur. Die Praxis und Taktik des Generalstreiks, die seit den 1880er-Jahren von den arbeitenden Massen international in einer Vielzahl von Kämpfen erprobt und entfaltet wurde, hatte ihre reale Macht erwiesen und die Revolutionen und das Kriegsende erkämpft.

Vor Ausbruch des Weltkriegs hatte der radikal-revolutionäre Flügel der Arbeiter*innenbewegung vergeblich versucht den Krieg durch gemeinsame internationale Aktionen und Generalstreiks zu verhindern. SPD-Führung und Gewerkschaftsspitze – vor allem im Deutschen Reich – entschieden sich für Nationalismus und Krieg – für „Kaiser und Vaterland“. Und vor, in und nach der Revolution setzten sie ihren mörderischen Kurs im Bündnis mit der Konterrevolution unbeirrt fort…

Vorträge und Musik, Texte und Theater mit

Neuerscheinung: „Die radikale jüdische Tradition“

Die Themen Antisemitismus, der Krieg in Palästina und die Haltung der Linken zu beidem stehen in Deutschland gegenwärtig im Mittelpunkt der politischen Debatte. Das Buch beleuchtet die Hintergründe und widerspricht zugleich der insbesondere in Deutschland weit verbreiteten Identifikation von Judentum und Israel. Die Mehrheit der Juden lebte vor dem Zweiten Weltkrieg in der Diaspora, gehörte zur Arbeiter:innenklasse und war Teil eines breiteren Kampfes an der Seite ihrer nichtjüdischen Genoss:innen auf der Linken. Das Buch würdigt diese radikale jüdische Beteiligung an Befreiungsbewegungen in zahlreichen Ländern. Der Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung nahm vielfältige Formen an, von linkem Zionismus, über den Bundismus bis hin zum revolutionären Marxismus. Diese inspirierende radikale Tradition wurde schließlich durch das Grauen von Auschwitz gestoppt. Die Lehren daraus müssen jedoch an die heutigen Generationen weitergegeben werden, damit diese wieder zu Partisanen, Revolutionären und Widerstandskämpfern werden.

Zum Autor, zur Autorin

Donny Gluckstein ist der Sohn eines antizionistischen jüdischen palästinensischen Flüchtlings und einer jüdischen südafrikanischen Mutter. Er ist der Autor mehrerer Schriften, die das Thema dieses Buches tangieren, unter anderem „The Nazis“, „Capitalism and the Working Class“, „A People’s History of the Second World War“, „The Western Soviets“ und „The Tragedy of Bukharin“. Er gab außerdem „Fighting on all Fronts: Popular Resistance in the Second World War“ heraus.

Janey Stone ist Zeit ihres Lebens Sozialistin und politische Aktivistin. Sie war Gewerkschaftsdelegierte, beteiligte sich an den Studentenbewegungen gegen den Vietnamkrieg und für Frauenbefreiung. Als antizionistische Jüdin hat sie über den Widerstand gegen die Nazis in Deutschland und in Polen sowie über jüdischen Widerstand, über Arbeiterinnen, Geschlechterpolitik, den Nahen Osten und die radikale jüdische Tradition geschrieben und Vorträge gehalten.

Stimmen zum Buch:

„Dieses Buch zeichnet eine Geschichte nach, die vielen Menschen – auch Linken – wenig bekannt ist. Gerade in Deutschland, mit seiner zeitlich eingefrorenen Vorstellung jüdischer Menschen als ewiger Opfer, ist es wichtiger denn je, mehr über kämpferische jüdische Bewegungen zu lernen und zu verstehen, dass nicht der Zionismus die Lösung für den Antisemitismus bietet, sondern der gemeinsame Klassen- und Befreiungskampf.“
                 

–Wieland Hoban, Vorsitzender der „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ und Autor des Buches „Germany’s Jewish Problem: Genocides Past and Present“

„Dieses hoch aktuelle Buch ist ein hervorragendes Gegenmittel gegen jeden Versuch, Konflikte wie den im historischen Palästina zu enthistorisieren. Diese Entkontextualisierung ist der Ursprung der israelischen und zionistischen Erzählungen, die nach wie vor die Mainstream-Medien und die Politik dominieren. Die Vielfalt des vorzionistischen jüdischen Lebens und der jüdischen Kultur, insbesondere in ihren marxistischen und radikalen Formen, entkräften, wie dieses Buch so prägnant darlegt, den absurden Versuch, Zionismus mit Judentum und Antizionismus mit Antisemitismus gleichzusetzen. Dieses Buch handelt von der verschwundenen Linken, die wir wieder brauchen, und von der Rolle der Juden darin, die uns das Erbe des unermüdlichen Kampfes gegen Rassismus, Imperialismus und Zionismus hinterlassen.“

–Ilan Pappé, israelischer Historiker und Autor zahlreicher Bücher zu Israel, u. a. „Die ethnische Säuberung Palästinas“

„Nirgendwo sonst wird man eine derart schlüssige Darstellung der Strömungen der jüdisch-sozialistischen Tradition in Osteuropa, London und New York finden. Die faszinierenden Geschichten werden durch überzeugende Argumente untermauert, die aufzeigen, dass Kämpfe der Arbeiterklasse für Befreiung, die sich über ethnische und religiöse Grenzen hinwegsetzen, möglich und unerlässlich sind. Diese Tradition steht im Gegensatz zur zionistischen Erzählung, dass Juden Sicherheit nur durch Militarismus und Kolonialisierung erreichen können.“

–Rick Kuhn, australischer marxistischer Wissenschaftler, Aktivist und Preisträger des Isaac-Deutscher-Preises

Erschienen in: DIE BUCHMACHEREI 2025
480 Seiten, Übersetzung aus dem Englischen, ISBN 978-3-9826199-9-6, 20,00 €
https://diebuchmacherei.de/de_de/produkt/die-radikale-juedische-tradition/

VERANSTALTUNG MIT DEN BUCHAUTORINNEN:
7. November um 19 Uhr im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin

Veranstalter: Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost in Kooperation mit Revolutionäre Linke Berlin, Verlag Die Buchmacherei

Die Selbstmordspirale

Linn Stalsberg hat einen zornigen Essay gegen Krieg und Aufrüstung verfasst

Von Stefan Bergholz

Mit welchem Recht maßen sich Staaten und ihre sogenannten Volksvertreter an, Grenzen zu schließen und jungen Männern den Weggang zu verbieten, weil sie nicht sterben wollen oder andere Männer totschießen möchten? So geschehen beispielsweise in der Ukraine jüngst. Und hätten israelische Politiker nach dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 nicht andere Möglichkeiten gehabt, die Terroristen zu bekämpfen, als unschuldige Zivilisten sterben und leiden zu lassen? Solche Fragen stellt die norwegische Journalistin und Soziologin Linn Stalsberg in ihrem zornigen »Essay über den Frieden«.

»Israel zerstört Gaza, um die Hamas zu zerschlagen. Doch gleichzeitig wird so viel mehr zerstört: die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben im Nahen Osten in der Zukunft, der Glaube an eine Zweistaatenlösung, das Vertrauen in die Autorität der Vereinten Nationen und das, was wir gern als moderne Idee von Wert und Würde aller Menschen betrachten.« Dies schrieb sie vor der sich jetzt anbahnenden Waffenruhe in Nahost, die hoffentlich halten wird.

Der Titel dieses Buches ist zugleich ein grundsätzliches Bekenntnis: »Krieg ist Verachtung des Lebens«. Verzweifelt fragt sich Stalsberg, wohin die Bewegungen für den Frieden verschwunden sind, die in früheren Jahren Massendemonstrationen organisierten. Sie schaut in die Vergangenheit und vertieft sich in die Geschichte pazifistischer Proteste und Widerstandsformen im 20. Jahrhundert, gibt einen Überblick über Religionen, Ideologien und politische Bewegungen, die für Frieden werben, und zitiert den US-amerikanischen Präsidenten und vormaligen Weltkriegsgeneral Dwight »Ike« Eisenhower, der bei seinem Abschied im Januar 1961 vor dem »militärisch-industriellen Komplex« warnte: »Jedes Gewehr, das hergestellt wird, jedes Kriegsschiff, das ins Wasser gelassen wird, jede Rakete, die abgefeuert wird, bedeutet einen Diebstahl an jenen, die hungrig sind und nichts zu essen haben, und an jenen, die frieren und keine Kleidung haben.«

Stalsberg geht der Frage nach den gesellschaftlichen Wurzeln der Gewalt nach. Frieden werde kommen, sobald der Kapitalismus abgeschafft sei, hieß es einst in der organisierten Arbeiterbewegung. »Um zu funktionieren, ist der Kapitalismus auf die ständige Nachfrage nach Gütern angewiesen«, schreibt Stalsberg, »und die Rüstungsindustrie hat den Vorteil, dass in einer Welt, in der ständig Kriege geführt werden und in der wir unsere Sicherheit in bewaffnete Hände legen, die Nachfrage nach Waffen niemals versiegt.« Das bedeute nicht, dass der Kapitalismus aktiv Krieg anstrebe, meint die Autorin. »Doch für den Kapitalismus als System sind Krieg oder die Gefahr von Krieg, Aufrüstung und die Rüstungsindustrie wirtschaftliche Vorteile.«

Stalsberg befasst sich mit Kriegspropaganda und Lobbyismus. Sie spricht sich gegen weibliche Wehrpflicht aus. Diese führe nicht zur Frauenbefreiung, sondern stärke eher die Vorherrschaft des Mannes. »Weibliche Wehrpflicht mag gut für die Gleichstellung der Geschlechter sein: gleiche Möglichkeiten, im Krieg zu töten und zu sterben oder als Soldatin eingezogen zu werden. Doch für die Frauenbefreiung, die ein viel höheres Ziel als die Gleichstellung darstellt, bedeutet sie einen erheblichen Rückschlag.« Ein Rückschlag für die Friedensbewegung und »ein Schlag ins Gesicht all jener Frauen, die in der Geschichte für den Frieden eingetreten sind«.

Im vorletzten Kapitel, »Krieg in Zeiten der Klimakrise«, liefert Stalsberg empörende Zahlen: 2022 seien die weltweiten Militärausgaben auf 2240 Milliarden Dollar (knapp zwei Billionen Euro) geschätzt worden und machten damit rund 2,2 Prozent des weltweiten Bruttonationalprodukts aus. »Laut Welternährungsprogramm würden 12 Prozent dieses Betrags ausreichen, um den weltweiten Hunger zu beenden.« Und eine umfassende Studie im Fachjournal »Nature Climate Change« habe ergeben, dass »die Emissionsreduktionen, die erforderlich wären, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten«, etwa jenen Betrag benötigten, der weltweit für Rüstung verbraten wird.

Stalsberg hat ein zorniges Buch gegen den vorlauten Zeitgeist in Aufrüstungszeiten verfasst. Ein Buch, das den Blick wendet, an Friedensfreunde und Kriegsverweigerer erinnert und für die Gegenwart aufrütteln will. Sie setzt auf Vernunft, muss aber in herrschenden Politikerkreisen vor allem Unvernunft registrieren. »Es ist kaum zu begreifen, dass wir in einer Epoche, in der die Welt durch den alles Leben bedrohenden Klimawandel zu kippen droht, riesige Summen für die Entwicklung von Waffen ausgeben, die Menschen und Umwelt zerstören. Es ist, als wäre die Menschheit unbewusst in eine Art Selbstmordspirale geraten, in der Krieg und Klimakrise sich gegenseitig verstärken.«

Linn Stalsberg versucht, gegen weitverbreitete Apathie und Ohnmacht anzuschreiben, die Menschen wachzurütteln. Sie beharrt darauf, dass Kriege nicht im Wesen des Menschen angelegt seien und es in unser aller Hand liege, aufzustehen und sich lauthals zu wehren.

Linn Stalsberg: Krieg ist Verachtung des Lebens. Ein Essay über den Frieden. A. d. Norweg. v. Andreas Donat. Kommode-Verlag, 312 S., geb., 24 €.

Erstveröffentlicht im nd v. 14.10. 2025
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1194723.abruestung-die-selbstmordspirale.html

Wir danken für das Publikationsrecht.

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