Atomtest-Wettlauf verhindern!

Bild: Explosion eines Atomtests, der 1971 auf einer Insel in Französisch-Polynesien durchgeführt wurde. Kredit: Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO). daswetter.com metored

Wie alle in den Nachrichten verfolgen konnten, hat US-Präsident Trump angekündigt, dass die USA erneut das Testen von Atombomben aufnehmen werden. Das ist ein weitererer Schritt einer noch oben offenen Kriegsvorbereitung, die bei vielen Menschen große Sorgen ausgelöst hat. Die Ankündigung war auch Auslöser für den folgenden Offenen Brief, den Regina Hagen im Auftrag des Aktionsbündnisssees „Atomwaffenfrei“ an den CDU-Abgeordneten Jürgen Hardt geschrieben hat. Er zeigt einmal mehr, dass das Ignorieren völkerrechtlicher Verträge, die Friedensverpflichtungen enthalten, eine Konstante in der deutschen Außenpolitik ist.

Sehr geehrter Herr Hardt,

Sie sind Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, stellvertretendes Mitglied im Unterausschuss Krisenprävention, stellvertretendes Mitglied der Parlamentarischen Versammlungen der NATO und der OSZE. Außerdem sind Sie Außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Ich gehe also davon aus, dass Sie über erhebliches Fachwissen auch zu (ab-) rüstungspolitischen Themen, darunter Atomwaffen, verfügen.

Umso entsetzter bin ich von Ihrer Reaktion auf Präsident Trumps Ankündigung, Atomwaffentests wieder aufnehmen zu wollen. tagesschau.de berichtet wie folgt:

… Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jürgen Hardt, betonte, der US-Nuklearschirm sei eine der wesentlichen Lebensversicherungen Deutschlands und Westeuropas. Daher könne er den US-Präsidenten nicht dafür kritisieren, sein Atomwaffenarsenal zu modernisieren. „Dazu gehören vielleicht auch Tests.“

Die Welt müsse zwar von einer Aufrüstung wieder herunterkommen – aber „da liegt der Schlüssel in Moskau und in Peking – und nicht in Washington.“ Russlands habe atomare Mittelstreckenraketen in Europa stationiert und damit gegen internationale Verträge verstoßen, sagte Hardt. China rüste ebenfalls massiv auf, sagte Hardt den Sendern RTL und n-tv. …

1. Deutschland hat, wie alle EU-Länder, das Umfassende Teststoppabkommen (Comprehensive Test Ban Treaty, CTBT) unterzeichnet und ratifiziert, laut Vertrags-Datenbank der CTBT-Organisation wie folgt:

Germany   24-Sep-1996 (Signature Date)  20-Aug-1998 (Ratification Date) 

Deutschland betreibt im Auftrag der CTBTO selbst vier zertifizierte Überwachungsstationen (Infrasound, Seismik, und Radionukleid-Detektion).

2. Der CTBT war und ist ein wichtiger Meilenstein. Die Präambel des Vertrages formuliert:

… daß die Einstellung sämtlicher Versuchsexplosionen von Kernwaffen und
aller anderen nuklearen Explosionen durch Einschränkung der Weiterentwicklung und
qualitativen Verbesserung von Kernwaffen und Beendigung der Entwicklung besserer neuer
Arten von Kernwaffen eine wirksame Maßnahme zur nuklearen Abrüstung und jeder Form der
Nichtverbreitung darstellt, …

sowie

… ferner in der Erkenntnis, daß eine Einstellung aller dieser nuklearen Explosionen einen
bedeutenden Schritt zur Verwirklichung eines systematischen Prozesses darstellen wird, um
nukleare Abrüstung zu erreichen, …

Artikel XV des Vertrags formuliert unmissverständlich:

    Vorbehalte zu den Artikeln dieses Vertrags und seinen Anlagen sind nicht zulässig.

3. Ihre von tagesschau.de angeführten Aussagen sind in diesem Kontext inakzeptabel. Im Gegenteil, alle deutschen Politiker*innen sollten unmissverständlich vermitteln, dass der CTBT wichtig ist und auch von Staaten, die nicht ratifiziert haben, wie die USA, unbedingt eingehalten werden muss. Sonst müssten Sie Nordkorea ebenfalls das Recht auf Atomwaffentests zugestehen. Wollen wir wirklich zu dieser Phase der internationalen Beziehungen zurückkehren?

Sehr geehrter Herr Hardt, Sie und ich sind vermutlich gleichermaßen unglücklich über den aktuellen (Nicht-) Stand der Rüstungskontrolle. Sie und ich haben erkennbar unterschiedliche Meinungen dazu, ob „der US-Nuklearschirm“ eine „Lebensversicherung“ für Deutschland ist. Ich hoffe aber, wir sind uns einig, welche Verpflichtungen sich aus der Mitgliedschaft Deutschland im CTBT und damit auch für Sie ergeben.

Ich verschicke diese Mail als Offenen Brief, d.h. ich leite die Mail an andere Menschen weiter, und bitte Sie um Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Regina Hagen

ICAN, die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, hat für den kommenden Samstag, dem 1.11. um 11 Uhr zu einer Protestdemo vor der Botschaft der USA in Berlin aufgerufen. Hier ist der Link zum Aufruf der mit dem Friedensnobelpreis geehrten Organisation:

https://www.icanw.de/neuigkeiten/demo-atomtest-wettlauf-verhindern/

Die Linke darf bei Palästina nicht nachlassen

Nach der Waffenstillstandsvereinbarung für Gaza am 10. Oktober erklärte Friedrich Merz:

Ich hoffe, daß auf unseren Strassen jetzt endlich wieder Ruhe einkehrt (… ) Es gibt kelnen Grund mehr jetzt für Palastinenser In Deutschland zu demonstrieren.

Kein Grund mehr zu demonstrieren? Schon am nächsten Tag pfiffen 60 000 auf die Erklärung des Bundeskanzlers und demonstrierten – ganz ohne besondere Unterstützung potenter NGOs sowie trotz Staatsräson und Behinderungen – erneut in Berlin.

Der Trumpplan bedeutet mittel- und langfristig keinen tragfähigen Frieden, sondern die Verstetigung des Unrechts. Von überall im Westen und Nahost stehen Investoren in den Startlöchern, um über vergessenen Gräbern den Kapitalsmus in voller Pracht „erblühen“ zu lassen. Allen Palästinenser:innen, die nicht getötet oder vertrieben wurden, droht ein Schicksal degradierter und rechtloser Arbeitssklav:innen. Von Selbstbetimmung der Palästinenser:innen keine Spur. Ebenso bleibt oder kommt die Westbank endgültig unter den Hammer! Israel wird jetzt erst Recht als militärische Ordnungsmacht im Sinne westlicher Interessen den gesamten Nahen Osten weiter in Schach zu halten versuchen. Der Waffenstillstand in Gaza wird von Tag zu Tag brüchiger.

Widerstand gegen diese Art imperialer Machtpolitik und erbarmungsloser Unterdrückung ist notwendiger denn je. Özlem Alev Demirel, Abgeordnete des EU Parlaments (die Linke ) ruft Ihre Partei dazu auf: die Großdemonstrtion am 27.September darf nicht End- und Höhepunkt, sondern muss Startpunkt eines beständigen breiteren Protestes werden, gegen diese Politik Israels, aber auch gegen alle deutschen geopolitischen Großmachtbestrebungen. Gaza zeigt uns die hässlichste Fratze von Militarismus und Kapitalismus. Mit dieser Barbarei dürfen wir uns nicht abfinden.

Unsere Forderungen bleiben auf dem Tisch: sei es u. a. Einstellung aller Waffenlieferungen, Einstellung jeder militärischen, politischen und finanziellen Unterstützung Israels, vollständiger Rückzug von Israel aus allen besetzten Gebieten, Aufgabe aller Blockaden, Freilassung aller palästinensischen politischen Gefangenen! Und in Deutschland fordern wir Schluss mit dem Militarisierungskurs!

Öffentliches Statement von Özlem Alev Demirel,

Auszüge aus einem Grundsatz Artikel im Jacobin, 28.Oktober 2025

Auch nach einer gelungenen Groẞdemonstration in Berlin und einem fragilen Waffenstillstand in Gaza darf sich die Linkspartei nicht zurücklehnen. Denn die Unterdrückung der Palästinenser geht weiter.

Inhaltlich bleibt das Ziel, den Gazastreifen unter pro-westliche Kontrolle zu bringen und Investoren aus den imperialistischen Zentren Extragewinne zu bescheren.

Politik findet nie im luftleeren Raum statt. Es muss immer überlegt werden, welche Handlungsmöglichkeiten es in konkreten Konstellationen gibt, um Ohnmacht zu überwinden, Kräfteverhältnisse real zu verschieben und Veränderungen einzuleiten.

Der 27. September könnte ein solcher Moment gewesen sein – aber nur, wenn er als Auftakt und nicht als Endpunkt einer groẞen internationalistischen, antimilitaristischen und antiimperialistischen Bewegung verstanden wird.

Dennoch kann diese gute Mobilisierung nicht darüber hinwegtäuschen, dass Die Linke bei diesem Thema in den letzten zwei Jahren als Gesamtpartei lange zu leise war. Dabei sollte es nicht um Schuldzuweisungen gehen. Die zentrale Frage ist, wie Die Linke künftig auf Situationen reagiert, in denen sie der geballten Macht von Kampagnenjournalisten und Meinungsmachern aller anderen Parteien gegenübersteht. Will Die Linke ihre Funktion ausfüllen, muss sie lernen, auch in vermeintlichen Defensivsituationen mutig auszusprechen, was ist.

Das ist nicht nur politisch notwendig, sondern wird -abseits kurzfristiger Stimmungen -auch nachhaltig honoriert. Sie muss ausgehend von einer fundierten, vorausschauenden Analyse konkrete Forderungen stellen, die geeignet sind, breitere Teile der Bevölkerung zu mobilisieren. Denn die Frage, ob man die Bevölkerung hinter ein Kriegsnarrativ bekommt, ist der
Schlüssel zur Kriegsfähigkeit. Eine Linke steht vor der Aufgabe, diese falschen Erzählungen mutig auseinanderzunehmen
.

Vor allem dürfen wir uns dabei niemals allein von moralischen Motiven leiten lassen, sondern brauchen immer auch eine fundierte Analyse, was gerade wie und aus welchen Gründen geschieht. Israel wird unterstützt, weil es als Brückenkopf des westlichen Imperialismus im ressourcenreichen Nahen Osten dient und als hochgerüstete Militärmacht Staaten in der Region disziplinieren kann, die sich dem Westen widersetzen. Mit völkerrechtswidrigen Angriffen auf Syrien, den Iran oder den Libanon.

Die Palästina- Solidaritätsbewegung steht in Deutschland weiterhin vor groẞen Herausforderungen. Vordergründig richtet sich die Repression und Polizeigewalt gegen jene, die der sogenannten deutschen Staatsräson widersprechen. Doch längst geht es um mehr als die Palästinafrage.

Betroffen sind alle, die in Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen und massiver Aufrüstung Kritik an der deutschen Auẞenpolitik äuẞern. Zwischen der klassischen Friedensbewegung, der jungen Palästina-Solidaritätsbewegung und neuen antimilitaristischen Initiativen entstehen wichtige Berührungspunkte.

Wer einen Blick nach Israel wirft, sieht, wohin eine derart durchmilitarisierte Gesellschaft führt: Fanatisierte IDF-Soldaten, die ihre Kriegsverbrechen live auf Tiktok feiern und eine kleine Minderheit, die sich der Mittäterschaft verweigert und dafür ins Gefängnis muss. Die Bilder aus Gaza zeigen, was Militarismus im Ernstfall bedeutet: Entmenschlichung, Gehorsam, Nationalismus.

Oder wie Riad Othmann von medico international es auf der »All-Eyes-on-Gaza«-Kundgebung formulierte:»Gaza ist ein unglückliches Zeichen für unsere Ankunft in einer dystopischen Gegenwart, nicht für eine ferne, drohende Zukunft. Zeitenwende.«

Es ist kein Zufall, dass die Strategien, Antimilitaristen und Friedensbewegte aus dem Diskurs zu drängen, jenen ähneln, die bei Kritik an Israels Politik angewandt werden. Wer hierzulande Aufrüstung kritisiert oder für eine diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg eintritt, wird als »Putinversteher«< diffamiert, oft von denselben Akteuren, die den Antisemitismusvorwurf als Herrschaftsinstrument gegen Israel-Kritiker nutzen.

Gerade in Zeiten zunehmender Diskursverengung und Repression braucht es die Vertiefung der Solidaritätsarbeit auch über das eigene Umfeld hinaus. Wenn wir Unterdrückung durch
Gerechtigkeit ersetzen, einen gerechten Frieden erreichen und das Leben dem Tod und dem Töten vorziehen wollen, dann müssen wir uns jetzt stärker organisieren und mobilisieren
.

Titelbild: Özlem Alev Demirel, IG

Massenstreik, Antimilitarismus und Revolution – 9.November 1918 in Berlin

Veranstaltung

Massenstreik, Antimilitarismus und Revolution
NOVEMBERREVOLUTION BERLIN 9.11.1918

Wo: Kiezraum auf dem DragonerAreal Mehringdamm 22 (hinter dem Finanzamt)

Wann: Sonntag, 9. November 2025
Beginn: 20:00 Uhr (Einlass: 19:00 Uhr)

Eintritt frei

Massenstreiks, Generalstreiks, Meutereien und Massenmeutereien waren 1917/1918 die Grundlage für Revolutionen und die damit von den Massen erzwungene Beendigung des Ersten Weltkriegs.

In Berlin stürzten am 9. November 1918 Arbeiter*innen und Soldaten mit Generalstreik und Aufstand das Kaiserreich und seine Militärdiktatur. Die Praxis und Taktik des Generalstreiks, die seit den 1880er-Jahren von den arbeitenden Massen international in einer Vielzahl von Kämpfen erprobt und entfaltet wurde, hatte ihre reale Macht erwiesen und die Revolutionen und das Kriegsende erkämpft.

Vor Ausbruch des Weltkriegs hatte der radikal-revolutionäre Flügel der Arbeiter*innenbewegung vergeblich versucht den Krieg durch gemeinsame internationale Aktionen und Generalstreiks zu verhindern. SPD-Führung und Gewerkschaftsspitze – vor allem im Deutschen Reich – entschieden sich für Nationalismus und Krieg – für „Kaiser und Vaterland“. Und vor, in und nach der Revolution setzten sie ihren mörderischen Kurs im Bündnis mit der Konterrevolution unbeirrt fort…

Vorträge und Musik, Texte und Theater mit

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