„Klimapflege“ Rheinmetall

Aufgedeckt und erwischt, was kapitalistische Normalität in diesem Staat ist. Der Kriegs- und Aufrüstungskurs und die Pflege des militärisch-industriellen Komplexes werden zur Staatsräson. Da ist offensichtlich nicht nur „Klimapflege“ für den Militarismus, den größten Klimakiller, alltäglich, sondern Antikriegsproteste geraten zunehmend ins Visier der Staatsgewalt und werden mit dem Polizeiknüppel unterdrückt. Wir berichteten von den Ereignissen in Köln Ende August und zuletzt im Oktober in Berlin! Beides: der Fall von „Klimapflege“ mit dem rückwärtsgewandtesten Teil des Kapitals und die Staatsgewalt gegen opponierende Menschen werden zum „Normalfall“ ! (Peter Vlatten)

Ein Kommentar: „Rheinmetalls Klimapflege – käufliche Politik und moralischer Bankrott

von Zeki Gökhan, 26.10.2025 [1] Zeki Gökhan, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages für die Fraktion DIE LINKE

„Demokratie“ lebt von Vertrauen, Transparenz und moralischer Integrität. Die Bürgerinnen und Bürger müssen darauf vertrauen können, dass ihre Abgeordneten Entscheidungen im Interesse des Gemeinwohls treffen – nicht im Sinne der Konzerne. Doch der jüngste Rheinmetall-Skandal zeigt erneut, wie eng die Grenzen zwischen „politischer Einflussnahme“ und gekaufter Loyalität verlaufen.

Die Rheinmetall-Tochter blackned GmbH bot kurz vor der Bundestagswahl acht Mitgliedern des Haushalts- und Verteidigungsausschusses Wahlkampfspenden an – in einer Phase, in der über Aufträge in Milliardenhöhe entschieden wurde.

In einer E-Mail mit dem Betreff „Wahlkampfspende“ heißt es wörtlich:

„Unsere Intention ist es, Abgeordnete […] bei Ihren Wahlkämpfen […] mit einer kleinen Summe zu unterstützen.“

Ein Lobbyist erklärte ganz offen:

„Wir haben gezielt diese Ausschüsse adressiert, weil da die Macht ist.“

Das ist nichts anderes als ein Bekenntnis zur käuflichen Nähe zur Macht. Während Rheinmetall mit Rüstungsprofiten Milliardengewinne einfährt, bietet seine Tochterfirma jenen Politiker:innen „Unterstützung“ an, die über diese Aufträge entscheiden.

Und was passiert? Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft stellt das Verfahren ein – Begründung: Es handele sich lediglich um „Klimapflege“.

Ein Wort, das in diesem Zusammenhang zynischer kaum klingen könnte. „Klimapflege“ – das soll heißen: Man pflegt Beziehungen, man sorgt für eine angenehme Atmosphäre. In Wahrheit bedeutet es: Man hält den Einfluss warm.

Wie tief muss ein politisches System gesunken sein, wenn Geldangebote an Entscheidungsträger:innen nicht als moralischer Verstoß, sondern als „Normalität“ gelten? Wer die Nähe zur Macht sucht, um Profit zu sichern, betreibt keine Pflege des Klimas – sondern Erosion der „Demokratie“.

Denn was hier auf dem Spiel steht, ist nicht nur ein einzelner Auftrag oder ein juristischer Paragraph. Es geht um das Fundament der „Demokratie“ selbst: um das Vertrauen, dass Politik nicht käuflich ist.

Wenn Konzerne wie Rheinmetall, Blackned, oder auch Airbus Defence gezielt jene Ausschüsse adressieren, „weil da die Macht ist“, dann ist das keine Einzelfallkorruption mehr – es ist System. Ein System, das die Grenzen zwischen Staat und Kapital verwischt, zwischen öffentlichem Interesse und privatem Gewinn.

Dass die Staatsanwaltschaft diesen Vorgang als „zulässige Beziehungspflege“ abtut, ist nichts anderes als eine Institutionalisierung moralischer Blindheit. Denn die Frage lautet nicht, ob jemand „nachweislich“ bestochen wurde, sondern ob die politische Kultur so verkommen ist, dass man solche Angebote überhaupt für legitim hält.

Wenn „Demokratie“ zur Bühne für die Machtspiele von Konzernen wird, wenn die Sprache der Moral durch die Sprache des Geldes ersetzt wird, dann wird Politik selbst zur Ware.

Darum gilt heute mehr denn je:

  • Rheinmetall enteignen – Rüstungskonzerne entwaffnen!
  • Transparenz statt Lobbyismus!
  • Moral statt „Klimapflege“!

Denn „Demokratie“ braucht keine gekaufte Nähe, sie braucht Mut, Haltung und Unbestechlichkeit.

Quellen:

abgeordnetenwatch.de: „Rüstungskonzern Rheinmetall-Tochter blackned bot Abgeordneten Wahlkampfspenden an – Staatsanwaltschaft spricht von ‚Klimapflege‘“ (24.10.2025)

https://www.abgeordnetenwatch.de/…/abgeordnetenwatch…

t-online.de: „Rheinmetall-Tochter spendete an Politiker: ‚Weil da die Macht ist‘“ (11.02.2025)

Rheinmetall AG – Pressemitteilung zu D-LBO und Übernahme von blackned GmbH (2024–2025)

References

References
1 Zeki Gökhan, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages für die Fraktion DIE LINKE

Ohne Zuständigkeit: EU beschließt Aufrüstungsprogramm EDIP

Bald überall, wo man hinschaut, lugt die Krake Militarismus durch. (Peter Vlatten)

Attac Östereich am 17.10.2025, Pressenza

Rüstungslobby übt immer mehr Einfluss aus, Friedenspolitik bleibt auf der Strecke

Neben der Vorstellung des EU-Aufrüstungsfahrplans „Defence Readiness Roadmap“ hat die EU gestern auch das Programm zur Förderung der Rüstungsindustrie (European Defence Industry Programme, EDIP) beschlossen.

Heftige Kritik daran kommt von Attac: Denn mit dem Programm verschiebt die EU ihre Zuständigkeiten Schritt für Schritt in Richtung Aufrüstung – ohne laut EU-Verträgen dafür überhaupt zuständig zu sein. Die Kommission beruft sich deshalb nicht auf militärische, sondern auf industrie- und forschungspolitische Zuständigkeiten.

„EDIP ist kein technisches Industrieprogramm, sondern ein weiterer Schritt hin zu einer militarisierten EU. Faktisch werden Waffen, Munition und militärische Technologien und damit ein weiteres Wettrüsten gefördert“, kritisiert Hax Hollweg von Attac Österreich. Dieser Etikettenschwindel ist demokratiepolitisch hochproblematisch. Denn so entsteht eine Rüstungspolitik durch die Hintertür, ohne öffentliche Debatte und mit minimaler parlamentarischer Kontrolle, kritisiert Attac.

„Europa darf Konfliktlösung nicht nur durch die militärische Brille betrachten. Das heißt nicht, dass man Aggressoren neutral gegenübersteht oder imperialem Machstreben nachgibt”, sagt Hollweg.

Rüstungslobby übt immer stärkeren Einfluss aus

Besonders besorgniserregend ist der wachsende Einfluss der Rüstungslobby. Werden Rüstungskonzerne in die Strategieentwicklung eingebunden, bestimmen sie auch die politische Logik maßgeblich mit. „Entscheidungen orientieren sich zunehmend an Profitinteressen statt an friedens- und sicherheitspolitischer Vernunft“, kritisiert Hollweg.

Recherchen belegen, dass zentrale Formulierungen in der „Europäischen Industriestrategie für den Verteidigungsbereich“ (EDIS) teilweise wortwörtlich mit Positionen des Bundesverbands der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) übereinstimmen. Laut einer Politico-Analyse haben die größten europäischen Rüstungskonzerne ihre Lobbybudgets schon zwischen 2022 und 2023 um rund 40 Prozent erhöht. Auch die Zahl der Rüstungslobbyist*innen ist zwischen 2022 und 2024 deutlich gestiegen.

Attac startet Kampagne, um Aufrüstung kritisch zu beleuchten

Attac startet in den kommenden Monaten eine neue Kampagne, um die aktuellen Aufrüstungspläne der EU und Österreichs mit Recherchen und Veranstaltungen kritisch zu beleuchten.

„Der alleinige Fokus auf mehr Waffen verfestigt eine gefährliche Aufrüstungslogik und internationale Spannungen. Wettrüsten führt uns nicht nur weg von einer künftigen Friedensordnung, sondern auch weg vom politischen Ziel, eine solche zu schaffen. Zugleich verschlingt die Aufrüstung dringend benötigte Ressourcen und heizt die Klimakrise an. Für umfassende Sicherheit braucht es aber nicht mehr Waffen, sondern vor allem mehr Geld für Klima, Soziales und Frieden“, betont Hollweg.

Dieser Beitrag ist im Original zuerst bei Attac Östereich am 17.10.2025 hier erschienen und auf unserer Partnerseite Pressenza

Titelbild: KI generiert Pressenza

Mitglieder der DGB Gewerkschaften IG Metall, ver.di , GEW und IG BAU protestieren gegen die sich häufenden Übergriffe der Berliner Polizei

Eine Reihe Mitglieder aus den DGB Gewerkschaften GEW, IG Metall, Verdi und IG BAU haben an der antimilitaritischen Demonstration Geld für den Kiez statt Waffen für den Krieg“ am Sonntag im Berliner Wedding teilgenommen. Wie viele andere Menschen aus dem Kiez machen wir uns Sorgen, dass wir nicht nur die sozialen Auswirkungen eines alle Lebensbereiche bedrohenden Konfrontations- und Kriegskurses zu spüren bekommen, sondern dass uns eines Tages die sich immer weiter ausbreitenden militaristischen Einrichtungen in Berlin im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren fliegen.

Als wir am Montag Morgen in der Berliner Presse über unsere Demonstration lasen, trauten wir unseren Augen nicht. War das wirklich die Veranstaltung, an der wir teilgenommen hatten? Wir kamen überein, dass es an der Zeit ist, hier einiges richtig zu stellen und die folgende Erklärung zu veröffentlichen:

Erstens. Wir erklären, dass nach unser aller Wahrnehmung seitens der Teilnehmer an der Demonstration weder aggressive Handlungen erfolgten noch antisemitische Parolen erkennbar gerufen wurden.

Zweitens. Umgekehrt können wir bezeugen, dass seitens der Polizei trotzdem anlasslos ohne erkennbaren Grund in den Block vor uns provokativ und gewaltsam eingedrungen wurde. Es war nur dem disziplinierten und besonnenen Verhalten der meist jungen Demonstrationsteilnehmer zu verdanken, daß die Situation nicht eskaliert ist.

Drittens. Während sich die Polizisten in ihrer Kampfmontur bedrohlich nahe vor uns aufbauten, wurde seitens der Demonstranten und Leitung vom Wagen her skandiert: „Wir sind friedlich, was seid ihr?“

Video Doku von der Festnahme des parlamentarischen Beobachters Cem Ince, Partei die Linke

Viertens. Auch die Video Aufnahmen über die Verhaftung unseres IG Metall Kollegen und Bundestagsabgeordneten Cem Ince verifizieren die Zeugenaussagen, dass es „sich um reine und brutale Polizeiwillkür“ gehandelt habe. Die rasche Freilassung entschuldigt in keiner Weise die vorangegngenen Vorgänge. Der attackierte Abgeordnete war deutlich als parlamentarischer Beobachter gekennzeichnet, während der Verhaftung wurden die beteiligten Polizisten ausdrücklich auf seine Rolle und Immunität hingewiesen. Die polizeilichen Presseerklärungen und Begründungen zu diesem Vorgang gehören ins Reich der Märchenerzählungen.

Fünftens. Wir halten es für einen Skandal, daß ein bekannter Rechtsextremist sowohl die gesamte Kundgebung als auch Demonstration auf Tuchfühlung unter Schutz der Polizei begleiten und die Teilnehmer ablichten durfte. Beschwerden von uns wurden von den angesprochenen Polizisten aggressiv zurückgewiesen.

Sechstens. In einem Großteil der Presseberichte wird das Polizeiliche Narrativ verbreitet, dass pauschal von den Demonstranten antisemitische Parolen verbreitet worden seien und von ihnen Agressionen ausgingen. Was unsere eigenen Beobachtungen und das uns zugängliche Videomaterial betrifft, handelt es sich hier um Verzerrungen und Schutzbehauptungen, um amtsanmaßende Handlungen zu decken. Für uns ist damit auch die Glaubwürdigkeit der Polizei bei der Darstellung anderer vermeintlicher Vorfälle nicht mehr gegeben.Von daher bezweifeln wir generell an, ob die angegebenen 20 Verhaftungen rechtmäßig und verhältnismäßig waren.

Siebtens. Von der Berliner Presse erwarten wir, daß sie nicht einseitig die polizeilichen Angaben übernimmt, sondern vor allem auch die Beteiligten selbst zu Wort kommen lässt sowie den Wahrheitsgehalt von Aussagen, was im vorliegenden Fall probemlos möglich gewesen wäre, überprüft.

Achtens betrifft uns als Gewerkschafter:innen besonders! Die in vielen Fällen dokumentierten Übergriffe der Berliner Polizei – zuletzt gegen ein Kleinkind mit ihrem Vater- ,die oft den ganzen Erdball umkreisen, ramponieren das Image unserer einst als „weltoffen“ geschätzten Stadt Berlin. Das hat – neben den ökonomischen Verwerfungen aufgrund eines geopolitischen Konfrontationskurses – schädliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung dieser Stadt und damit auf unsere Arbeitsplätze. Die Übergriffe der Berliner Polizei stehen somit in krassem Widerspruch zu den sozialen Interessen der Beschäftigten in dieser Stadt.

Neuntens. Wir sind der Meinung, jedes journalistische Medium sollte ein (Eigen)interesse an der unabhängigen Aufklärung solcher Vorfälle haben.


Titelfoto: Peter Vlatten

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