Es ist eine Geschichte, die vor einem Jahr noch undenkbar gewesen wäre. Dieses Jahr am 19.Juni 2024 überrascht nichts mehr dergleichen in Deutschland!
Die Schulleitung des Gymnasiums Tiergarten in Berlin hat die diesjährige feierliche Verleihung der Abiturzeugnisse abgesagt. Die Schulleitung befürchtet in einem Schreiben „massive konfrontative politische Kundgebungen“. Festgemacht wurde das allein daran, dass sich etwa 50 Schüler:innen in einer WhatsApp Gruppe, verabredet haben sollen, aus Protest gegen das fortlaufende Sterben in GAZA mit Palästinatücher bekleidet auf dem Festakt zu erscheinen. In die Entscheidung waren weder die Vertreter der Schüler noch die der Eltern einbezogen. [1]https://www.spiegel.de/panorama/bildung/berlin-gymnasium-sagt-abitur-feier-ab-wegen-pro-palaestina-protests-a-036a9d25-ae0f-4c86-8962-1dd0c4527c50
Das Blut von Verantwortlichen und städtischer Elite geriet angesichts der Vorstellung von Palastinensertücher tragenden Abiturienten in Wallung. Polizeischutz? Sicherheitsdienst? Schliesslich Absage der gesamten Feierlichkeiten!
Ein Teil der Presse wetzt die Messer und fordert „nach den Studierenden“ jetzt auch gegen die Schüler:innen ein „absolut konsequentes“ Durchgreifen. Was gibt es auch „Niederträchtigeres“ im heutigen Berlin als Empathie und Solidarität mit 15 000 getöteten Kindern und Jugendlichen in GAZA zu zeigen und in vollem Einklang mit dem internationalen Gerichtshof gegen einen mutmaßlichen Genozid zu protestieren?
Die Senatsbildungsverwaltung hat in aller Eile die Schulaufsicht beauftragt, eine Lösung mit der Schulleitung zu finden. Wie die wohl aussieht? Und was hat Priorität dabei? Geht es um die Rettung von Leben von Kindern und Jugendlichen? Die Würdigung von jungen Abiturienten für ihr Engagement zur Einhaltung von Völker- und Menschenrecht? Oder sollen sie dafür in den Senkel gestellt werden? Oder geht es um die Rettung des Ambientes einer Zeugnisverleihung, bei der alle Hässlichleiten dieser Welt wegretouschiert werden sollen ? Wegschauen hat wieder Hochkultur und „Nie wieder“ war gestern?
Wer lang genug sucht, wird bei den Jugendlichen auch sicherlich den einen oder anderen Fehler finden. Wer fehlerlos ist, der werfe den ersten Stein!
Nach Protesten von Eltern und Schülern erhalten die Abiturienten ihre Zeugnisse nun am 5.Juli in kleinem Rahmen. Ohne Feier und Reden. Die Schüler empfinden das als würdelos und rufen vor den Toren der Schule zu einer Kundgebung auf. Auf öffentlichem Raum kann die Schulleitung Versammlungen nicht verbieten. Da führt sich in Berlin, wie Betroffene immer wieder berichten, inzwischen die Polizei, angestiftet vom Regierenden Bürgermeister, wie der alleinige Herr im Haus auf.
Anmerkung: Greta Thunberg ruft zur Palästinasolidarität diesen Samstag in Berlin auf. Wie wäre es ihr in dem aktuellen gesellschaftlichen Umfeld wohl mit ihren allwöchentlichen Aufrufen für Schülerklimastreiks ergangen?
Siehe auch Trauermarsch mit den Opfern /Aktuelles zur Solidarität mit Palästina

