Fabrikbesetzung for Future +++ GKN-Arbeiter*innen in Florenz +++ Wie weiter ?

18.4., 19h: Fabrikbesetzung for Future +++ Zoom-Call zur Unterstützung der GKN-Arbeiter*innen in Florenz: https://uni-jena-de.zoom.us/j/64927284315

Wie geht es weiter mit den Ex-GKN-Beschäftigten bei Florenz ?

Am Dienstag, 18. April, findet ein gemeinsamer Zoom statt, um noch bereitere Unterstützung für das Fabrikkollektiv zu organisieren. Wir möchten Euch dazu sehr herzlich einladen und freuen uns, wenn ihr Euch einloggt. Unten findet ihr alle relevanten Infos noch einmal in Kürze zusammengefasst sowie die Einwahldaten für den Zoom. Leitet diese untenstehende Einladung bitte auch in eure Umfelder und Verteiler weiter.

Um was geht es?

Wie können wir die Arbeiter:innen aus Campi Bisenzio unterstützen? Seit 21 Monaten besetzen die Arbeiter:innen eines Automobil-Zulieferers GKN nahe Florenz ihr Werk, um gegen die Schließung ihrer Fabrik zu kämpfen. Künftig wollen sie nicht mehr Achswellen für Luxusautos und Nutzfahrzeuge, sondern Photovoltaik-Anlagen, Batterien und Lastenräder herstellen. Für ihre Anliegen, Schaffung sinnvoller Arbeitsplätze und eine sozial ökologische Transformation, konnten sie 10 Tausende in ihrem Umfeld mobilisieren. Nun haben sie vor enem Monat eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Wir wollen gemeinsam mit Euch überlegen, wie wir die Fabrikbesetzung for Future von Deutschland/Österreich/Schweiz aus unterstützen können. Denn wir glauben, dass diese Geschichte von selbstbestimmtem Industrie-Umbau raus in die Welt muss – und dass die Arbeiter*innen unsere praktische Solidarität brauchen, damit sie diesen Umbau schaffen.

📆 Dienstag 18. April 2023 🕖 19 – 20:30 Uhr 📍 https://uni-jena-de.zoom.us/j/64927284315

Wenn Ihr mehr wissen wollt:

Ausstieg aus fossilen Öl- und Gasheizungen

Wie kann eine sozial-ökologische Wärmewende aussehen?

Vorbemerkung : Der Wohnungssektor ist ein Pulverfass. In kaum einem anderen Bereich werden die aktuellen Krisen so spürbar. Mehrfamilienhäuser, wo die meisten Mieter leben, sind der blinde Fleck der sozialen Wärmewende [1]Mehrfamilienhäuser: Der blinde Fleck der sozialen Wärmewende – Rosa-Luxemburg-Stiftung (rosalux.de) . Habeck treibt mit seinen Wärmepumpenverordnungen diese Krise auf die Spitze. Seine Maßnahmen begünstigen eine grüne Unternehmerlobby und priorisieren „indiviualsierte markgerechte“ Lösungen, die die Menschen aus eigener Tasche zahlen müssen. Die versprochenen sozialen Abfederungen bleiben aufgrund anderer Prioritäten im Rahmen der Zeitenwende lediglich ein Tropfen auf dem heissen Stein. Die Wohnkosten werden ein weiteres Mal explodieren. Selbst viele Mittelständler werden die Kosten nicht stemmen können und zu zahlreichen Notverkäufen an die großen Immobilienkonzerne gezwungen sein.

Wie eine sozial gerechte ökologische Wärmewende aussehen könnte, beschreibt Klaus Maier in dem folgenden Beitrag. Wärmepumpen können in etlichen Fällen Teil eines sinnvollen ökologischen Umbaus sein. Viele Lösungen, insbesondere Fernwärmenetze mit zentralen grünen Energiequellen [2] Kopenhagens Klima-Trumpf heißt Fernwärme für alle | NDR.de – Nachrichten – NDR Info, sind aber – gerade im Fall von Mehrfamilienhäusern und Großstadträumen- deutlich kostengünstiger, ökologisch zielfführender und praktisch umsetzbarer als der von der Regierung propagierte „Wärempumpenhammer“. Es reicht ein Blick über die Grenze nach Kopenhagen, wo man in großen Schritten mithilfe von Fernwärmenetzen und grünen Energiequellen in Richtung Klimaneutralität marschiert. Das Wärmepumpenkonzept ist dagegen voll auf den freien Markt mit privater Profitmaximierung ausgerichtet und braucht ganz und gar nicht unter staatlicher Verantwortung zentral umgesetzt und gemeinwohlorientiert finanziert werden. Trotzdem wären die Kosten auch für einen sozialverträglichen Umbau immer noch erheblich. Schätzungsweise 50 Milliarden, soviel wie die Bundeswehr bzw. zuletzt allein die DAX Konzerne an Dividende ausgeschüttet haben, müsste der Staat pro Jahr zuschiessen.

Die Gesamtklimabilanz der Ampel im Gebäudesektor wäre aber selbst dann verheerend , wenn der vorgelegte Geisterfahrerplan für Wärmepumpen entgegen allen Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt würde. Es bleibt eine klimapolitische Mogelpackung. Denn das verbliebene Gas wird durch LNG Gas ersetzt, dessen erhöhte CO2 Werte den eingesparten Anteil am bisherigem Gas weit übersteigen [3]LNG: Gasheizungen noch schlechter als Wärmepumpen? Ingenieur hat die Antwort (berliner-zeitung.de) [4] Habeck will keine Gasheizungen mehr: Warum lässt er dann so viele LNG-Terminals bauen? (berliner-zeitung.de) . Ausserdem, immer mehr Menschen fragen sich : Wozu der maßlose Ausbau von LNG Terminals und die daraus resultierende Gasüberversorgung mit bis zu 20 jährigen Lieferverträgen? [5] Auch empfehlenswert in diesem Zusammenhang unser Artikel : Rügen wehrt sich gegen LNG Terminals Wohl doch nur für die Absicherung einer neuen profitgetriebenen industriellen Wachstumsstory!

Notwendig wäre: Klimabewegung, Sozialbewegung und Friedensbewegung erkämpfen gemeinsam eine wirksame und sozialverträgliche Wärmewende gegen die Politik der Ampel und Kapitalinteressen! Beim großen Klimastreik am 3.März skandierten zwar viele Aktivisten in Berlin „Wer hat uns verraten? Die Sozialdemokraten. Und wer ist mit dabei? Die grüne Partei!“ Aber große Teile der Klimabewegung in Deutschland -anders als zum Beispiel in Italien oder Frankreich- hängen aktuell noch (?) am Tropfen einer grünen bellezistischen Kapitallobby und konterkarieren damit ihren eigenen Kampf gegen den Klimawandel. Organisationen wie Campact verbreiten die irrsinnige Illusion, das ganze Klimadesaster der Ampel ginge allein zulasten der FDP.

Unterstützt auch die Petition und lest unseren Beitrag " Rügen wehrt sich gegen LNG Terminals"  , Kanzler und Habeck erteilten den Menschen in Rügen gestern eine Absage.

Der von der Ampel abgesegnete Entwurf von Habeck treibt die erforderliche soziale Akzeptanz für notwendige Klimamaßnahmen im Gebäudesektor in den Keller [6]Heizungsverbot ab 2024: Was erwartet nach Habecks Plan die Mieter? (berliner-zeitung.de). Das spielt rechtskonservativen Klimamaßnahmenverhinderern sowie rechten Hetzern und Klimaleugnern voll in die Hände. Gleichzeitig wird das Vorhaben von finanziellen Interessensgruppen, die sich nicht ausreichend berücksichtigt fühlen, zerpflückt. Wer sich mit dem Teufel namens „Kapital“ auf Teufel komm raus einlässt und sich seiner finanziellen Spielräume durch eine extensive Militarisierungspolitik beraubt, der hat eben nur noch die Wahl zwischen Haifischbecken und Hölle. Der von der Regierung eingeschlagene Weg ist sozial- wie klimapolitisch eine Katastrophe. (Peter Vlatten)

Wie kann eine sozial-ökologische Wäremwende aussehen?

von Klaus Meier , März 2023

Das Heizen der Gebäude mit Kohle, Öl und Erdgas verursacht rund ein Viertel der deutschen Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig wird die Wärmeversorgung für viele Menschen aufgrund der gestiegenen Preise zur existenziellen Kostenfalle. Der grüne Wirtschaftsminister Habeck gibt zwar vor, dass er klimapolitisch umsteuern will. Doch in der Praxis lässt er überdimensionierte LNG-Terminals bauen und zeichnet extrem langfristige Flüssiggaslieferverträge. Zudem hat seine Wärmepumpenförderung eine Schlagseite: Sie orientiert vor allem auf Einfamilienhäuser statt auf die Menschen in den städtischen Regionen.

Mittlerweile gibt es viele Beispiele von neuen oder grundsanierten Häusern, die thermisch gut isoliert sind und einen niedrigen Energieverbrauch haben. Sie lassen sich problemlos CO2-neutral mit Wärmepumpen heizen. Sie funktionieren nach dem umgekehrten Kühlschrankprinzip: Während dieser Wärme von innen nach außen pumpt, holen Wärmepumpen mit wenig elektrischer Energie große Mengen Umweltwärme in die Häuser und heben sie dabei auf ein höheres Temperaturniveau.
Das klingt nach einer einfachen Lösung, um einen Ausstieg aus der fossilen Wärmeversorgung zu erreichen. Doch geht das auch so einfach für die Mehrfamilienhäuser in den Städten? Hier sind Luftwärmepumpen wegen ihrer Lärmentwicklung eher ungeeignet. Für Erdwärmesysteme braucht man Freiflächen, für die die Innenhöfe in den Städten meist zu klein sind. Und Solarthermiemodule auf den Dächern liefern vor allem im Sommer warmes Wasser, aber für die allgemeine Heizungsversorgung reichen sie nicht.

So bleibt in den urbanen Räumen vor allem eine Option: Fern- und Nahwärme. Ansätze für diese Schlüsseltechnologie gibt es bereits in vielen Städten. Sie ist aber in Deutschland im Vergleich zu unseren nordeuropäischen Nachbarn unterentwickelt. So werden in Dänemark 63 Prozent der Häuser mit Fernwärme versorgt, in der Großstadt Kopenhagen sind es 98 Prozent und in Stockholm 70 Prozent. Bisher wird zwar auch in Skandinavien der größte Teil dieser Wärme noch mit Erdgas erzeugt, doch Fernwärme hat einen großen Vorteil für eine ökologische Wärmewende: Es müssen nur die Zentralen auf erneuerbare Wärme umgestellt werden, statt in zahllosen privaten Kellern neue Heizsysteme zu installieren.
Die Dekarbonisierung ist in Dänemark und Schweden bereits angelaufen. So kommen in Stockholm bereits 98 Prozent der Fernwärme aus erneuerbarer oder recycelter Energie. Großwärmepumpen nutzen dabei die Abwärme von Industrieanlagen oder gewinnen Wärme aus der Kanalisation und der Ostsee. Diese Energie wird dann in das Fernwärmenetz übertragen. Deutschland hinkt mit einem Fernwärmeanteil von nur 10 Prozent deutlich hinter den skandinavischen Ländern her. Und davon stammen wieder nur 17 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen.

Ein Großteil der hiesigen Fernwärmenetze liegt in Ostdeutschland, auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, wo deutlich mehr auf Fernwärme gesetzt wurde als in der BRD. So liegt der Fernwärmeanteil der Wohnungen in Leipzig bei 34 Prozent, in Cottbus bei 50 und in Berlin bei 37 Prozent.
Im Westen wurde dagegen in der Vergangenheit vor allem auf private Heizungen in den Kellern gesetzt. Definitiv eine Fehlentwicklung. Die hing vor allem damit zusammen, dass die Heizungsbaukonzerne so auf einfache Weise einen kontinuierlichen Absatz und hohe Profite generieren konnten. Fernwärme wurde dagegen als lästige Konkurrenz begriffen.

Fernwärme ausbauen!
Wie kann nun eine Wärmewende in den deutschen urbanen Gebieten schnell erreicht werden? Trotz der benannten Defizite hat hierzulande ein Viertel der Städte und Gemeinden bereits eine Fernwärmeinfrastruktur. Fernwärmeanbieter schließen Jahr für Jahr mehr Gebäude an ihre Netze an. Stadtteile, in denen bereits Leitungen liegen, bilden dabei eine Brücke für die Ausweitung des bestehenden Wärmenetzes. Eine ausreichende finanzielle Förderung vorausgesetzt, ließe sich das Netz sehr schnell ausbauen. Nach Ansicht des Energieeffizienzverbands könnte der Fernwärmeanteil in Deutschland bis 2030 auf 30 Prozent verdreifacht werden. In den großen Städten mit über 100000 Einwohnern könnte so rund die Hälfte des Verbrauchs gedeckt werden, in mittelgroßen Städten mit mehr als 20000 Einwohnern wären es 20 Prozent und in den Kleinstädten immerhin 10 Prozent. Das wäre ein Anfang.

Parallel dazu muss natürlich die Fernwärme dekarbonisiert werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. So zieht der Mannheimer Versorger MVV mit Hilfe von Großwärmepumpen Wärme aus dem Rhein und Abwärme aus industriellen Prozessen. In Berlin soll zukünftig Wärme aus dem Abwassernetz und aus Rechenzentren geholt werden. Doch das allein wird nicht reichen. Eine wichtige Maßnahme wäre der Bau von großen saisonalen Wärmespeichern direkt in den urbanen Gebieten. Felder von Solarthermie-Panels könnten im Sommer große Mengen solarer Wärme einfangen und in diesen Speichern ablegen. In den Wintermonaten könnte dann darauf wieder zugegriffen und die Wärme direkt zu den Häusern geleitet werden.
Speicher und Solarthermie-Anlagen sind eine erprobte Technologie. Sie brauchen aber viel Platz. Es stellt sich die Frage, wo der in den Städten vorhanden ist. Anbieten würden sich neben Hausdächern auch Flächen, auf denen heute noch Stadtautobahnen und mehrspurige überdimensionierte Straßen verlaufen. Auch Parkhäuser könnten zu Wärmespeichern umgebaut werden. Durch diese städtischen Umgestaltungen, weg vom Auto, könnte schnell Platz gewonnen werden für über- und unterirdische Wärmespeicher und für Solarthermiefelder.
Neben den heißen Fernwärmenetzen (80–90 °C) müssten zudem in den Städten Niedertemperaturwärmenetze (30–50 °C) aufgebaut werden. Sie haben deutlich weniger Transportverluste und Umweltwärme ließe sich besser in diese Netze einspeisen. Mit ihnen kann die Wärme zu den Wohnblöcken geführt werden, wo sie mit Hilfe von Wärmepumpen auf das jeweils passende Wärmebedarfsniveau angehoben werden kann. Diese neuen »kalten« Netze können im Sommer auch genutzt werden, um Wärme aus den Häusern abzuführen. Eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit für die kommenden Hitzesommer, die einen zunehmenden Kühlungsbedarf erzeugen werden.

Geothermie
Neben der Solarthermie und der Gewinnung von Umweltwärme können in vielen Regionen auch Quellen der Tiefengeothermie genutzt werden. So liegt in Süddeutschland zwischen den Alpen im Süden und der Donau im Norden in großer Tiefe eine 600 Meter mächtige, zerklüftete und mit heißem Wasser gefüllte Kalksteinschicht, der sog. Malmkarst. Im Norden liegt die Wassertemperatur noch bei 35 °C und steigt im Süden auf bis zu 160 °C an. In München setzen die Stadtwerke bereits zunehmend auf diese erneuerbare Wärmequelle. Kochend heißes Wasser wird aus über 3000 Meter Tiefe hochgepumpt, die Wärme wird entnommen und das Wasser an anderer Stelle wieder in die Tiefe injiziert. Zur Zeit wird das Heizkraftwerk Süd mitten in der Stadt auf Geothermie umgestellt und soll bald Fernwärme für 80000 Menschen erzeugen. Die heißen Netztemperaturen haben den Vorteil, dass damit auch wenig sanierte Häuser mit Wärme versorgt werden können.
Neben dem Voralpenland gibt es in Deutschland weitere Hotspots der hydrothermalen Tiefengeothermie, etwa im ganzen norddeutschen Tiefland mit den Städten Hamburg, Schwerin oder Berlin. Hinzu kommt der Oberrheingraben bis Rheinland-Pfalz und Südhessen.
Erste Planungen für die Gewinnung von Tiefenwärme gibt es auch in Aachen, Duisburg und Düsseldorf. Bisher gibt es deutschlandweit aber nur 42 tiefengeothermische Heizkraftwerke. Und das, obwohl die Kosten für die Tiefenwärme z.B. in Bayern bei sehr günstigen 6 Cent pro Kilowattstunden liegen. Aber bisher war es für die Politiker einfacher, auf billiges fossiles Erdgas aus Russland zu setzen.
Dabei ist das tiefengeothermische Potenzial laut einer Studie von sechs Forschungsinstituten, die Anfang 2022 verfasst wurde, erheblich. Knapp die Hälfte des deutschen Raumwärmebedarfs ließe sich mit hydrothermaler Tiefengeothermie decken. In Regionen ohne heißes Tiefenwasser gäbe es zudem die Option der trockenen, petrothermalen Tiefengeothermie, bei der Wasser allerdings erst in die Tiefe injiziert werden müsste.
Die Kosten für den Aufbau einer Infrastruktur für die Wärmewende sind nicht unerheblich. Das Wuppertal-Institut hat in einer aktuellen Studie berechnet, dass sich die Wärmewende einschließlich einer großangelegten Wohnungssanierung bis 2035 komplett umsetzen ließe. Bis dahin müsste der Staat aber jedes Jahr zusätzlich 50 Milliarden Euro zum Aufbau der Infrastruktur bereitstellen. Das Geld dafür wäre da, wenn man bedenkt, dass die Bundeswehr jedes Jahr Gelder von über 50 Milliarden Euro sinnfrei verschlingt und dass allein die 40 DAX-Konzerne dieses Jahr wieder über 50 Milliarden Euro als Dividende an die Aktionäre ausschütten werden. Diese Gelder ließen sich – guter Wille der Regierenden vor­aus­ge­setzt – umwidmen und abschöpfen, um so eine neue Wärmeinfrastruktur zu finanzieren.
Und durch eine Konversion von Teilen der Autoindustrie ließen sich auch die notwendigen Produktionskapazitäten dafür schnell bereitstellen – zur Herstellung von Großwärmepumpen, Erdwärmesonden und Erdwärmebohrgeräten, kostengünstig in großer Serienproduktion.

Der Autor ist Mitglied im Netzwerk Ökosozialismus. Wir haben den Beitrag der Sozialistischen Zeitung SoZ entnommen :

https://www.sozonline.de/2023/03/ausstieg-aus-fossilen-oel-und-gasheizungen/

wir danken der Redaktion, den Beitrag übernehmen zu dürfen.

Unterstützt auch die Petition und lest unseren Beitrag “ Rügen wehrt sich gegen LNG Terminals“ , Kanzler und Habeck erteilten den Menschen in Rügen gestern eine Absage.

Kampf ums Wasser

Aufgrund der extremen Trockenheit werden In Frankreich Mega-Bassins angelegt. Ihre privilegierten Nutznießer stehen jedoch unter Kritik, was zum Widerstand der Bevölkerung führt. Die Polzei reagiert darauf mit massiver Gewalt.

Von Luisa Michel*

Warum wollen der „französische Bauernverband“ (FNSEA, Fédération nationale des syndicats d’exploitants agricoles) und die Regierung unbedingt ein Wasser-Konzentrations-Projekt durchsetzen, das nur wenigen nutzt?

Die Antwort liegt auf der Hand: eben – weil die Mega-Bassins für wenige agrarindustrielle Unternehmen höchst profitabel sind, werden sie mit brachialer Gewalt, z.T. auch illegal, also ohne ordentliche Genehmigung, durchgedrückt. Die Nachteile für die Landwirtschaft, für die Natur, für die Menschen, für ihre Nahrungssouveränität sind enorm, die Kosten für die französischen Steuerzahler*innen ebenso. Die unmittelbar Betroffenen, Landwirt*innen und ländliche Gemeinden wehren sich und werden von Menschen aus ganz Frankreich und darüber hinaus in ihrem Kampf unterstützt. Waren es im November 2021 „nur“ 3000 Demonstrant*innen und 25 Traktoren, die sich in das abgelegene Örtchen Mousé-sur-le-Mignon begaben, um gegen eines der (geplanten 41) riesigen Wasserbecken, jedes ca. 5 Hektar groß, zu protestieren, so waren es am 25. März diesen Jahres 30 000, die sich im benachbarten Sainte-Soline einfanden.

Was – erste Frage – bringt so viele Französinnen und Franzosen gegen ein Projekt auf, bei dem es um nichts weiter zu gehen scheint, als in Zeiten zunehmender Dürre Wasser für die regenarme Zeit vorzuhalten, um dann Gärten und Felder bewässern zu können?

Und zweite Frage: Was bringt den Staat dazu, nicht nur die Becken und die dazugehörige Infrastruktur vor Sabotageakten zu schützen, sondern die zu 1000en friedlich Protestierenden durch den Einsatz von Tränengas- und anderen lebensgefährlichen Geschossen zu bekriegen? Warum fährt der Staat gegen die Confédération Paysanne, gegen einen Vogelschutzbund, gegen die landesweite Bewegung Soulèvement de la Terre 1 (Aufstand der Erde) und die lokale Bewegung Bassines non merci (Bassins nein danke) derartige Geschütze auf: 4000 Granaten (zur Aufstandsbekämpfung) innerhalb von 2 Stunden mit dem Ergebnis, dass 200 Demonstrant*innen verwundet wurden, 40 von ihnen schwer, eine*r ein Auge verloren hat, anderen der Kiefer oder ein Fuß zertrümmert wurde und zwei Demonstranten nach wie vor zwischen Leben und Tod schweben?

Zur ersten Frage: Die wasserdichten, mit Plastikfolie ausgeschlagenen, von ca. 10 Meter hohen Dämmen umgebenen Bassins fangen das in Zeiten des Klimawandels äußerst rare Regenwasser auf, doch das ist nur ein – rasch verdampfender – Tropfen auf dem heißen Stein, um den es auch gar nicht geht. Im Wesentlichen werden sie durch das Abpumpen von Grundwasser und von Flüssen und Bächen der Umgebung genährt, um dann riesige, besonders „durstige“ Maisfelder zu bewässern. Der Mais geht in den Export, dient der Fütterung von Tieren, die massenhaft in Ställen gehalten und zu Fleisch verarbeitet werden, oder aber er dient der Methanisierung – kurz und gut, dieses Projekt zur „Ersetzung“ des fehlenden Wassers, wie es Regierung und FNSEA nennen, dient der Ausbreitung einer industriellen Landwirtschaft, von der nur ganz wenige profitieren. Und es stellt keine Antwort auf die durch den Klimawandel bedingte zunehmende Dürre dar – vielmehr verstärkt es die allseits bekannten ihn verursachenden Faktoren.

Dabei machen die Confédération Paysanne und andere Vorschläge oder verweisen auf bewährte Alternativen, etwa das Anlegen kleiner Staubecken, für die sich die Landschaft anbietet und die durch vorhandene Quellen genährt werden. Verwiesen wird auch auf den Umstand, dass Wasser, das in die Mega-Becken gepumpt wird, normalerweise flächendeckend bis hinab zum Grundwasser in den Boden sickern oder in Rinnsalen den Wasserläufen zufließen würde. Somit folgt es seinem natürlichen Zyklus, nährt Boden, Pflanzen, Tiere bis hin zum Meer, das ebenfalls von der Qualität des Süßwassers abhängt, das ihm zufließt.

Die konstruktiven Lösungen werden vielerorts in Gemeinden, unter benachbarten Landwirt*innen und Anwohner*innen miteinander abgesprochen. Nichts davon berücksichtigen die Mega-Bassins, die alles in Frage stellen, was die Confédération, Umweltverbände, attac und weite Teile der Bevölkerung bestrebt sind zu schützen, zu retten: gutes Essen, regional von einer bäuerlichen Landwirtschaft und verarbeitenden Betrieben produziert; eine Landwirtschaft, in der Menschen eine ordentliche, selbstbestimmte Arbeit finden und deren Produkte allen zugänglich sind – all das als Teil des guten Lebens und Zusammenlebens und des Kampfes gegen den Klimawandel.

Doch das sind inzwischen im Macron’schen Frankreich „revolutionäre“ Bestrebungen, die die rücksichtslose neoliberale Zurichtung des Landes auszubremsen drohen. Daher – Antwort auf die zweite Frage – an dieser Stelle sowie auch im Kontext der von 70% der Bevölkerung abgelehnten Rentenreform die brutale Polizeigewalt und die nur umso entschlosseneren Proteste, Blockaden, Streiks.

Am Donnerstag nach dem blutigen Samstag von Sainte-Soline versammelten sich Zehntausende in 170 französischen Städten vor den Polizeistationen, um gegen die Gewalt der Ordnungskräfte zu protestieren und die Verletzten ihrer Solidarität zu versichern.

Wenige Tage darauf reagierten wiederum diverse Bewegungen, Gewerkschaften, linke Parteien, prominente Intellektuelle und schlicht „alle möglichen Leute“, indem sie sich zu Aufständischen der Erde erklärten und lokale Gruppen der Bewegung ins Leben rufen nach dem Motto: Wir sind überall!

Hier gibt es einen internationalen Appell der Bewegung „Aufstand der Erde“, der die Solidarität organisiert:
https://lessoulevementsdelaterre.org/de-de/blog/nous-sommes-les-soulevements-de-la-terre

Hier kann man sich durch die Unterzeichnung des Appells solidarisch erklären.

1 Innenminister Darmanin hat unterdessen die „Auflösung“ dieser Bewegung angekündigt – was Prominente und weniger Prominente in Frankreich und anderswo nicht hinnehmen.

Luisa Michel ist die Autorin des Buches „Wir müssen uns vertrauen“, das ein politsches Portrait der Gelbwestenbewegung ist und in der die Autorin als soziale Aktuerein unterwegs war und ist.
https://edition-nautilus.de/programm/wir-sollten-uns-vertrauen-der-aufstand-in-gelben-westen/


Wir danken Luisa Michel für das Abdruckrecht.

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