Oh Herr lass Hirn regnen statt Bomben !

Ein Kongress der Vernunft, der Hoffnung und der Vision. Wien 10 und 11.06.2023

„Ich bin voller Hoffnung“, schreibt heute morgen Werner Ruhoff (DFG-VK) „dass diese Konferenz den Friedensbewegungen auf transnationaler Ebene Rückenwind geben kann. Wenn man die früheren Schriften Bertha von Suttners vor dem Ersten Weltkrieg liest, ähneln sie sehr der heutigen Situation, auch was die mediale Kriegsbesoffenheit angeht. Heute ist diese internationale Vernetzung der Kriegsunwilligen umso wichtiger, als es letztendlich auch um die Verhinderung einer atomaren Katastrophe geht. Es muss alles versucht werden, dem Leben auf der Spur zu bleiben und nicht den Totengräbern. Wir leben wieder einmal in finsteren Zeiten. Diese Konferenz mag ein Licht anzünden, das Mut und Wärme spendet für die weiteren Auseinandersetzungen mit den militaristischen Mächten, mit der Profitgier und mit der Dummheit, die sowohl die Klimaerhitzung als auch die Kriege befeuern. Ich wünsche der Konferrenz ein gutes Gelingen.“

ÖGB zieht kurzfristig seine Unterstützung der Friedenskonferenz in Wien zurück

Der Östereichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) hat zwei Tage vor dem Kongress seine ursprünglich feste Zusage für die Räumlichkeiten des Kongresses zurückgezogenn und damit die Durchführung des „größten internationalen Friedenskongresses seit Ausbruch des Ukrainekrieges“ , unter Beteiligung von Friedensnobelpreiträgern oder global renommierten Wissenschaftlern wie Noam Chomsky und US-Ökonom Jeffrey Sachs, gefährdet. Das Einknicken des ÖGB vor der Intervention des ukrainischen Botschafters in Östereich, einem Land ,das sich als „neutral“ definiert, ist ein Skandal.

mehr in unserem Artikel ÖGB zieht kurzfristig seine Unterstützung zurück und kündigt Räume der Friedenskonferenz in Wien

Aus dem Aufruf zum Friedensgipfel !
Wir verurteilen die illegale russische Invasion in der Ukraine. Wir sind uns der Mitverantwortung der NATO für diesen Langzeitkonflikt als eines von vielen Beispielen für Verstöße gegen das Völkerrecht voll bewusst. Gleichzeitig sind wir betroffen von den Folgen, die dieser Krieg und alle Kriege für die Gesellschaften haben – von Verletzungen und Todesfällen bis hin zur langfristigen Einschränkungen, die die Frauen trifft, die selbst in Kriegszeiten lebenswichtige Pflege leisten und trotz Menschenrechtsverletzungen für ihren Lebensunterhalt und Frieden kämpfen. Er zerstört die Umwelt und die Infrastruktur des Landes, verursacht weltweit steigende Lebensmittel- und Energiepreise, verschärft Armut und Hunger – insbesondere im globalen Süden – und bedroht die ganze Welt mit
einem Atomkrieg. Es ist an der Zeit, dass die Waffen schweigen und dass die Diplomatie beginnt, den Konflikt zu lösen. Wir müssen der Logik des Krieges die Logik des Friedens entgegensetzen    ........ mehr 

Reiner Braun und Sean Conner, IPB ( International Peace Bureau), fassen wesentliche Vorschläge zusammen, die auf dem Tisch des Wiener Kongresses liegen, um einen Ausweg aus der Kriegsdynamik zu finden. Wer Frieden will, sollte sich ohne Vorbehalte dieser Diskussion stellen und die Vision einer friedlicheren Welt verfolgen.

Der Apell schlägt den Bogen. Friedensbewegung muss mit den Bewegungen für Menschenrechte, Soziales und nicht zuletzt Klima zusammenmarschieren! Und wir meinen, Hirn und Vernunft allein reichen nicht. Leider. Um den auf Konfrontation ausgerichteten Kapital- und Hegemonieinteressen wirkungsvoll entgegentreten zu können, müssen sich wirklich ALLE zusammenschliessen! Konfrontations- und Kriegspolitik bekommen auch ihre Kehrseite nach innen. es ist mit mächtigen Widerständen zu rechnen. National wie international muss für den Frieden von der großen Mehrheit der Menschen gekämpft werden [1]nächste Gelegenheit zum Protest: 17.06.2023: PROTESTKUNGEBUNG „Keine Bomber über unserern Köpfen Brandenburg.

International Summit for Peace in Ukraine, Wien 10. und 11.06.2023

„Weitere zehntausende von Toten und Verwundete, weitere Zerstörung von Natur und Städte, noch mehr Hass auf beiden Seiten in der Ukraine und in Russland oder Waffenstillstand – das ist die Alternative


Mehr Hunger und Armut überall in der Welt, mehr soziales Desaster und globale Ungerechtigkeit oder Einstieg in eine neue Periode der Kooperation und des Dialoges – das istdie Alternative


Mehr Konfrontation und wahnwitzige Hochrüstung, mehr Atomwaffen und Militarismus oder Rückkehr zur Rüstungskontrolle und Abrüstung und der Beginn einer Diskussion um eine neueSicherheits- und Friedensordnung in Europa – das ist die Alternative


Alle globalen Herausforderungen von Krieg und Frieden haben eine dramatische Zuspitzung nicht nur aber besonders auch in dem Krieg in der Ukraine. Die Eskalationsdynamik des Krieges bis hin zu einem mindestens Europa vernichtenden Atomkrieges ist latent vorhanden, ein großer Krieg zwischen NATO und Russland nicht ausgeschlossen – die militärische Dynamik weist diesen verheerenden Weg.

Aber die Vernunft kann noch gewinnen, der Vernunft und dem Realismus, dem Überleben und der Gestaltung der Zukunft mit zum Durchbruch zu verhelfen, dazu will der internationalKongress „Frieden in der Ukraine“ ein Beitrag leisten.


Deshalb ist und bleibt die friedenspolitische Kernforderung: Waffenstillstand und Verhandlungen

Waffenstillstand

Waffenstillstand heißt nicht die Anerkennung bestehender Frontlinien als Grenzen, sondern nur ein Ende des Tötens und des Mordens, ein Stopp der Zerstörungen. Raus aus den Schützengräben und Bunkern, hin zu neuem freiem Leben

Verhandlungen

Verhandlungen heißt nicht Zustimmung oder Anerkennung des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russland gegen die souveräne Ukraine, heißt auch nicht die Vorgeschichte dieses Krieges besonders die NATO-Osterweiterung aus den Augen zu verlieren, sondern Wege für die gemeinsame Gestaltung der Zukunft an dem Verhandlungstisch zu entwickeln – wahrscheinlich unter der Beteiligung von internationalen Moderatoren bzw. Mediatoren des Globalen Südens

Vorschläge für Verhandlungen liegen auf den Tischen der internationalen Politik und Diplomatie. Die Vorschläge aus der ehemaligen Regierung von Italien, aus Mexiko, die Überlegungen zum Frieden aus China und der Friedensplan des Vatikans, die (fast fertige) Vereinbarung von Istanbul vom März/April 2022 sowie die UN Resolution von Februar 2023 haben viele Gemeinsamkeiten, die als Grundlage von Verhandlungen dienen könnten.

Denkbar wären Vereinbarungen in die folgende Richtung, die weitreichende Kompromiss Bereitschaft von allen Seiten beinhaltet:

  • Die Ukraine ist ein souveräner unabhängiger Staat, der wieder die Neutralität in der Verfassung verankert. d.h. keine NATO-Mitgliedschaft wohl aber kann eine Mitgliedschft in der EU und der Eurasische Wirtschaftsunion in Betracht gezogen werden.
  • Für die Ukraine aber auch für Russland werden umfassende Sicherheitsgarantien vereinbart und völkerrechtlich legitimiert, u.a. durch den UN-Sicherheitsrat. Dies beinhaltet eine Demilitarisierung der Grenzregionen und einen Stopp einer weiteren NATO-Osterweiterung.
  • Für die Bezirke Lugansk und Donezk wird für eine Übergangszeit eine neutrale Verwaltung unter UN-Kontrolle eingerichtet, die ein Volksbefragen in 5 Jahren
    vorbereitet, die zu einer endgültigen Lösung, Autonomie in der Ukraine, Unabhängigkeit oder Anschluss an Russland führen kann.
  • Blauhelmtruppen aus neutralen Saaten des globalen Südens überwachen und kontrollieren die vertragliche Übereinkunft und die vereinbarten Grenzziehungen.
  • Vereinbart wird ein Zeitplan des Abzugs der russischen Truppen in Verbindung mit der Umsetzung des Gesamtfriedensplanes. Im gleichen Rahmen werden die Sanktionen der NATO/EU gegen Russland zurückgefahren bzw. aufgehoben.
  • Für die Krim wird der jetzige Zustand für eine vereinbarte Zeit festgeschrieben. Eine danach unter UN-Kontrolle stattfindende Volksabstimmung soll eine endgültige Lösung der nationalen Zugehörigkeit erbringen. Eine Kooperation der Krim und der Ukraine auf dem Gebiert der Wasserversorgung, des Handels und der ökologischen Sicherheiten wird vertraglich vereinbart.
  • Im Rahmen der OSCE werden Diskussionen und Verhandlungen über eine Neue Sicherheitsarchitektur in Europa auf der Basis einer Politik der „gemeinsamen
    Sicherheit“ aufgenommen mit dem Ziel zu einer neuen europäischen Charta bis spätestens 2025 (50. Jahre Helsinki Vereinbarungen) zu kommen.
  • Im Zusammenhang mit der Vereinbarung erklären die USA und Russland sich zur Wiederaufnahme von Gesprächen über atomare Rüstungskontrolle bereit und der ausgesetzte „New Start Vertrag“ tritt wieder in Kraft und wird verlängert bis zu einer neuen Rüstungskontrollvereinbarung.
  • Es wird eine umfassende Wiederaufbauhilfe vereinbart, die materiell auch durch Russland mitfinanziert wird. Dabei wird das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“
    vereinbart und ein Ausverkauf an internationale (Agrar-) Konzerne ausgeschlossen.

Abschlussbemerkung zu dem Verhandlungskomplex: ohne politischen Willen aller an diesem Krieg bzw. Stellvertreterkrieg Beteiligten, ist eine politische Friedenslösung kaum denkbar.


Abstand genommen werden muss von „Feldherrenmentalität“ und „Siegfrieden“. Dies gilt für beide direkten Kriegsparteien und die NATO. Verübte Grausamkeiten ja Massaker – von welcher Seite auch immer – sind kein Argument gegen sondern für Verhandlungen, nur ein Ende des Krieges, eröffnet den Weg zum Ende von Unmenschlichkeiten und ihrer Aufarbeitung.


Die Friedensbewegung sitzt nicht mit am Verhandlungstisch. Trotzdem hat sie eine wichtige Rolle, den Verhandlungsprozess mitzuinitiieren und zu begleiten!

Ihre Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, ihre vielfältigen kleinen und gr0ßen Aktionen helfen mit, ein gesellschaftliches Klima und eine entsprechende Kräftekonstellation zu entwickeln, in der Verhandlungen überhaupt möglich sind. Die Bündnispolitik der Friedensbewegung mit Parlamentariern und Parlamenten, ja mit verhandlungsbereiten Regierungen hilft mit, die Koalition der Friedenswilligen, die Friedenskoalition zu schaffen, die notwendig ist, den internationalen Druck zu entwickeln, der Verhandlungen realistisch erscheinen lässt und Widerstände überwindet.

Frieden muss wieder zur Ultima Ratio werden und Krieg als Ultima Irratio dastehen: dies geschieht nur durch die Demaskierung des Militarismus durch die Arbeit der Friedensbewegung.

Die Lösung der globalen Herausforderungen besonders des Klimawandels kann nur im Frieden gelingen – dies immer wieder darzustellen und argumentativ zu untermauern, ist die Friedensaufgabe der sozialen Bewegungen. Humanismus gegen Gewalt und Unterdrückung zu stellen, dafür Mehrheiten zu gewinnen, diese Aufgabe nimmt keiner der Friedensbewegung ab, auch und gerade, wenn es gegen den kriegerischen Mainstream und die damit verbundenen Medien eine schwierige, langfristige und oft auch frustrierende Herausforderung ist.

Es bleibt unsere Aufgabe, für gewaltfreie Friedenslösungen zu werben, zu verdeutlichen, Konflikte können und müssen friedlich gelöst werden.

Unabdingbarere Bestand dieser Friedensaktivitäten ist zu verdeutlichen, es gibt eine politische Alternative, zu Konfrontation, Krieg und Gewalt, dieses ist die Politik der gemeinsamen Sicherheit, die mindestens für Europa über Jahre ja Jahrzehnt segensreich gewirkt hat. Die Philosophie der gemeinsamen Sicherheit bedeutet, Sicherheit der einen Seite ist unverzichtbar mit der Sicherheit der anderen Seite verbunden, Frieden kann es nur durch Verhandlungen, Dialog, Kooperation, Rüstungskontrolle und Abrüstung geben.

Der erste Schritt dazu ist Vertrauen anstelle von Feindbildern und Hass. Die Friedensbewegungen leben dieses Vertrauen, diese Gemeinsamkeit mit dem „Feind“ vor, durch die „Diplomatie von unten“ (second hand track), durch vielfältige Kontakte gerade mit dem „politischen Gegnern“ Uns verbindet alles mit den FriedensaktistInnen in der Ukraine und Russlands und nichts mit den Kriegstreibern und der Rüstungsindustrie, deren Profite umso höher sind je mehr Menschen krepieren. Wir stehen an der Seite der Deserteure und helfen und unterstützen die Geflüchteten.

Für diese Vision – eine Welt ohne Kriege -, aber auch für das Ende aller Kriege durch Verhandlungen zu werben und besonders eine Waffenstillstands- und Verhandlungslösung für den Krieg in der Ukraine einzufordern, dazu soll der Internationale Kongress Frieden in der Ukraine dienen – als Auftakt für weitere Aktionen und als Forderung an die politischen Verantwortlichen. Wir wissen, ohne Abrüstung gibt es keine globale Gerechtigkeit und ohne Abschaffung aller Atomwaffen hängt das Damoklesschwert der Vernichtung des blauen Planten über uns.

Wir geben – auch geprägt durch eine lange Geschichte der internationalen Friedensbewegungen- die Hoffnung niemals auf, dass die Vernunft des Friedens über den Irrationalismus des Krieges durch Aufklärung und Argument siegen wird. Deswegen wollen wir alle Argumente für Frieden auf den Kongress zusammentragen und diese in einer Deklaration zusammenfassen, die wir an die Politisch Verantwortlichen in Ost und west, in Nord und Süd übermitteln wollen um mit ihnen in eine Diskussion, wo notwendig auch Streik zu kommen und hoffentlich mit vielen politischen Entscheidungsträgern überall in der Welt gemeinsam zu wirken.

Kriege werden durch Menschen vorbereitet und geführt, (viele) Menschen gemeinsam können auch Frieden erreichen, wenn sie Mehrheiten für sich gewinnen, können sie zu der „materiellen Gewalt“ werden, die Kriege stoppen – auch den in der Ukraine! Und wir hoffen, ihr macht mit!“

Weiteres International Summit for Peace in Ukraine, Wien 10 und 11.06.2023

Wir bleiben am Ball und berichten weiter!

References

References
1 nächste Gelegenheit zum Protest: 17.06.2023: PROTESTKUNGEBUNG „Keine Bomber über unserern Köpfen Brandenburg

Was ist der Unterschied zwischen der NATO und einem System kollektiver Sicherheit?

Wer passt hinein? – Diese Frage wurde bereits 1960 von der Zeitschrift “Der Mahnruf”, dem Mitteilungsblatt für die Mitglieder der VVN Westberlin, gestellt, wie das Bild zeigt.

Ist es verständlich, wenn sich die Ukraine der NATO anschließen will, nachdem Russland kapitalistisch geworden ist und Truppen in die Ukraine geschickt hat? Ist die NATO im Krieg in der Ukraine plötzlich zu einer Schutzmacht geworden? Gibt es eine Alternative zum Militärbündnis NATO?

Eine neutrale Ukraine, wie es nach 1990 für einige Jahre in der urkainischen Verfassung stand, ist eine größere Garantie für eine souveräne und unabhängige Ukraine als eine Mitgliedschaft in dem Militärbündnis NATO. Der Krieg in der Ukraine ist zu einem erheblichen Teil darauf zurückzuführen, dass die Ukraine diesen Kurs aufgegeben hatte und Mitglied der NATO werden wollte. Dazu wurde sie von den USA gedrängt.

Auch für die Bundesrepublik Deutschland ist die Mitgliedschaft in der NATO ein Verhängnis. Sie bindet sie viel zu sehr an die Politik der USA.

Als der Warschauer Pakt sich auflöste, warum hat sich da nicht auch die NATO aufgelöst? Warum ist dieses Militärbündnisses nicht durch ein System kollektiver Sicherheit ersetzt worden?

Die USA wollten die NATO als ein Instrument in ihren Händen behalten und über dieses Militarbündnis ihren Einfluss in Europa weiter geltend machen. Das ist der Grund, warum sich die NATO nicht aufgelöst hat. So nahm das Unheil seinen Lauf.

Es wäre besser, wenn wenn wir durchsetzen könnten, dass die Militärallianz NATO durch ein System kollektiver Sicherheit aller europäischen Länder einschließlich Russlands ersetzt wird. Der Aufruf “Frieden schaffen” stellt die Forderung nach einem System kollektiver Sicherheit in den Mittelpunkt. Er wird von vielen Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern unterstützt.

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Der Unterschied zwischen einem Verteidigungsbündnis und einem System kollektiver Sicherheit

Es lohnt, sich Klarheit zu verschaffen, was der Unterschied zwischen einem Verteidigungsbündnis und einem System kollektiver Sicherheit ist. Deshalb sei hier Dieter Deiseroth[1]Richter am Budesverwaltungsgericht a.D. Dieter Deiseroth „70 Jahr Grundgesetz. Das Friedensgebot des Grundgesetzes und der UN-Charta – … und die Bundeswehr? zitiert:

„Im Völkerrecht ist seit Jahrzehnten klar: „Kollektive Sicherheit und Verteidigungsbündnisse widersprechen sich fundamental.“Was sind dies fundamentalen Unterschiede, worin bestehen sie? Es lassen sich vier zentrale Kriterien festhalten:

(1) Verteidigungsbündnisse und „Systeme kollektiver Sicherheit“ reflektieren zwei entgegengesetzte Konzeptionen von Sicherheitsspolitik. Das Grundkonzept von Verteidigungsbündnissen basiert auf Sicherheit durch eigene Stärke und die Stärke der eigenen Verbündeten. Es ist „partikulär-egoistisch“. Denn es verankert die eigene Sicherheit nicht zugleich in der Sicherheit des potentiellen Gegners, also gerade nicht in der gemeinsamen Sicherheit, sondern im Gegenteil in der relativen Schwäche und Unterlegenheit des potentiellen Gegners.

Die Grundkonzeption kollektiver Sicherheit, die in der Periode zwischen den beiden Weltkriegen als bewusste Alternative zu den tradierten sogenannten Militärallianzen und Verteidigungsbündnis-Systemen entwickelt wurde, basiert dagegen auf der Sicherheit aller potenziellen Gegner durch Reziprozität und Gegenseitigkeit innerhalb einer internationalen Rechtsordnung. Er gründet auf dem Konzept der gemeinsamen Sicherheit.

(2) Anders als ein System kollektiver Sicherheit ist ein Verteidigungsbündnis – so auch die NATO – nicht auf Universalität im Sinne des Einschlusses potentieller Aggressoren angelegt.

So steht die NATO – bezeichnenderweise anders als das System kollektiver Sicherheit der UNO – nicht jedem Beitrittswilligen offen, der die im NATO-Vertrag vernankerten Ziele anerkennt. Dementsprechend haben die NATO und ihre Mitgliederstaaten sowohl in den Jahren 1954/55 als auch im Zusammenhang mit den NATO-Osterweiterungen der letzten Jahre Begehren der früheren Sowjetunion und Russlands auf Einbeziehung in das NATO-Bündnis ausdrücklich ausgeschlossen.

(3) Der NATO-Vertrag enthält – und dies ist ein weiterer gravierender Unterschied eine Verteidigungsbündnisses (Militärallianz) zu einem kollektiven Sicherheitssystem – für den Fall eines von einem eigenen Mitgliedstaat begangenen Aggressionsaktes keine verbindlichen internen Konfliktregelungsmechanismen.

Eine NATO-interne Verpflichtung der übrigen NATO-Partner, dem einen Aggesssionsakt begehenden NATO-Verbündeten mit kollektiven Zwangsmaßnahmen entgegenzutreten, sieht der NATO-Vertrag gerade nicht vor. Diese Defizit ist typisch für ein Bündnis zur kollektiven Verteidigung, das ja gerade zur Verteidigung gegen einen potenziellen externen Aggressor geschlossen wird.

(4) Die NATO etabliert auch – dies ist der vierte wesentliche Unterschied zu einem System kollektiver Sicherheit – keine den Mitgliedstaaten übergeordnete Macht nach dem Modell der Vereinten Nationen.“

Bild-Quelle: Mahnruf, März/April 1960, Seite 4; https://vvn-vda-westberlinerarchiv.de/14-1960/

References

References
1 Richter am Budesverwaltungsgericht a.D. Dieter Deiseroth „70 Jahr Grundgesetz. Das Friedensgebot des Grundgesetzes und der UN-Charta – … und die Bundeswehr?

03. Juni2023: Raus aus der Nato – Nato raus

Einladung zur Anti-Nato-Veranstaltung mit griechischen Kolleginnen und Kollegen:

Zeit:  Samstag, den 03. Juni 2023, 19.00 Uhr

Ort:   Kiezraum auf dem Dragonerareal (U-Bhf. Mehringdamm oder Hallesches Tor)

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