Gegenwind für Donald Trump

Millionen Menschen beteiligen sich an den »No Kings«-Demonstrationen gegen den US-Präsidenten

Von Luzia Geier, Johanna Hänsel, Tina Eck, Franziska Spiecker und Barbara Munker

Bild: Collage Jochen Gester

Tausende von Demonstranten füllen den Times Square während einer »No Kings«-Demonstration. dpa/Olga Fedorova

Die Politik von Präsident Donald Trump trifft in den USA auf Widerstand. Millionen Menschen gehen unter dem Motto »No Kings« auf die Straße. Sie werfen ihm vor, absolute Macht zu beanspruchen.

Von New York bis Texas: In den USA hat es erneut Massenproteste gegen Präsident Donald Trump und dessen Politik gegeben. Unter dem Motto »No Kings« – zu Deutsch: »Keine Könige« – fanden im ganzen Land Demonstrationen statt. Die Organisatoren sprachen am Samstagabend (Ortszeit) von fast sieben Millionen Teilnehmern in mehr als 2700 Städten und Ortschaften – rund zwei Millionen mehr als noch im Juni. »Der Präsident glaubt, seine Macht sei absolut«, heißt es auf der Website. »Aber in Amerika haben wir keine Könige.«

Trump: »Bin kein König«

Von republikanischer Seite hatte es im Vorfeld geheißen, die Teilnehmer würden »Amerika hassen«. Trump selbst sagte dem Sender Fox News: »Ich bin kein König.« Er hat wiederholt behauptet, Demonstrierende seien gewaltbereit. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sagte bei einer Pressekonferenz, er erwarte »Hamas-Unterstützer«, »Antifa-Typen« und »Marxisten in voller Montur« bei den »No Kings«-Protesten.

Gegner werfen Trump und seinem Umfeld vor, gezielt Eskalation zu befeuern und den Einsatz des Militärs gegen Andersdenkende normalisieren zu wollen. Mehrere demokratisch regierte Städte und Bundesstaaten gehen juristisch gegen die Entsendung der Nationalgarde in ihre Gemeinden vor.

»Wir sind am Kipppunkt zum Faschismus.«Meg Demonstrantin

Zuletzt gab es in mehreren Städten immer wieder kleinere Proteste, insbesondere gegen Trumps Migrationspolitik. Teils kam es dabei auch zu Zusammenstößen. Laut US-Medien verliefen die »No Kings«-Proteste bis zum Abend friedlich. Nur am Rande kam es vereinzelt zu Auseinandersetzungen.

Seit Trumps Amtsantritt im Januar haben die Demonstrationen gegen ihn deutlich zugenommen. Verschiedene Gruppen scheinen sich inzwischen auch zunehmend untereinander zu organisieren: Etliche Initiativen sind unter dem Dach von »No Kings« vereint. Gleichzeitig gilt es als Herausforderung, die Vielzahl unterschiedlicher Anliegen zu bündeln.

New York

In New York City nahmen laut Polizei mehr als 100 000 Menschen friedlich an Protesten in der ganzen Stadt teil. Teilnehmer äußerten Sorge um den Zustand der US-Demokratie. »Wir sind am Kipppunkt zum Faschismus«, sagte etwa eine junge Frau namens Meg. Die 93-jährige Stephanie erklärte, sie habe schon gegen den Vietnamkrieg protestiert und viele Präsidenten erlebt, »aber dieser ist so schlimm, dass wir etwas tun müssen«. Der Künstler Michael sagte, die Mächtigen in den USA – weiße Männer – brächten absichtlich Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Sexualität gegeneinander auf, um ihre eigene politische Macht zu erhalten.

Auffällig waren in New York wie anderswo bunte, aufblasbare Kostüme. »Ich will das Narrativ widerlegen, dass wir gefährlich oder gewalttätig sind«, sagte Michelle, die als Hase verkleidet war. »Wir verteidigen unser Land mit Freude.«

Pennsylvania

In Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania versammelten sich Tausende im Stadtzentrum. Teilnehmende stimmten das Lied »Won’t You Be My Neighbor?« von Fred Rogers an – bekannt aus einer Kindersendung, die in Pittsburgh produziert wurde und Generationen prägte. Damit wollten sie ein Zeichen für Gemeinschaft und gegen Angst und Gewalt setzen – besonders im Hinblick auf die Rechte von Migranten, hieß es. Über der Menge wehten US-Flaggen, viele der Demonstrierenden waren als »Könige« verkleidet. Die Veranstalter erklärten: »Nichts ist patriotischer als friedfertiger Dissens.«

Im Mittelpunkt standen in Pittsburgh zwei Themen: eine im September gescheiterte Initiative zur Verschärfung der Waffengesetze sowie eine Kommunalwahl Anfang November. »Proteste allein reichen nicht – jetzt müssen Taten folgen: Wählen muss man«, sagte eine Teilnehmerin. Während die Stadt selbst als demokratische Hochburg gilt, sind viele umliegende Bezirke fest in republikanischer Hand.

Washington und Maryland

In der US-Hauptstadt Washington, wo Tausende auf die Straße gingen, sind viele Bundesbedienstete wegen des teilweisen Regierungsstillstands derzeit im Zwangsurlaub oder wurden schon zuvor im Zuge von Kürzungen entlassen. Der Sender CNN zitierte einen Demonstranten mit den Worten, er arbeite seit 20 Jahren im öffentlichen Dienst – und die Trump-Regierung sei im Begriff, diesen zu zerstören.

Auch im wohlhabenden Umland der Hauptstadt versammelten sich zahlreiche Demonstrierende. In Bethesda im Bundesstaat Maryland standen sie mit Schildern, Wimpeln und Postern entlang der Connecticut Avenue. Eine Frau in einem Hahnenkostüm hielt ein Schild mit der Aufschrift »Wir brauchen keine royalen Dekrete« – wohl als Anspielung auf die zahlreichen Anordnungen, mit denen Trump seine Politik durchsetzen will.

Massachusetts

In Boston im Bundesstaat Massachusetts kamen zahlreiche Menschen im zentral gelegenen Boston Common Park zusammen. Auf Plakaten war zu lesen: »Nein zur Autokratie, ja zur Demokratie« oder »Hände weg von unseren Nachbarn«. Von einer Bühne rief jemand, »Wehre dich – No Kings«, worauf die Menge im Chor »No Kings« zurückrief.

Kalifornien

An einer Straßenkreuzung in der kalifornischen Kleinstadt Truckee war der Protest mehrerer Tausend Menschen bunt, friedlich – und wurde von lautem Hupen begleitet. Demonstrantin Glenna sagte über Trump, sie sei es leid, beschimpft zu werden: »Er entmenschlicht und stempelt uns als unamerikanisch ab«, fügte sie hinzu. »Wir müssen Migranten schützen.« Ohne sie würde in einem Touristengebiet wie dem wenige Kilometer südlich gelegenen Lake Tahoe nichts funktionieren.

South Carolina und Oregon

CNN meldete einen Vorfall im Bundesstaat South Carolina, bei dem eine Frau mit gezogener Waffe an einem Protest vorbeigefahren und festgenommen worden sei. In Portland im Bundesstaat Oregon verlief die »No Kings«-Demonstration laut dem Lokalsender KATU friedlich. Bei allabendlichen Protesten an einer Einrichtung der Einwanderungsbehörde ICE sei es aber zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Gegendemonstranten gekommen. Demnach setzten Bundesbeamte Tränengas ein; es gab einige Festnahmen. In den Tagen davor hatte es dort ähnliche Szenen gegeben.

Florida und Texas

In Sarasota im Bundesstaat Florida war Jackie eine von zahlreichen Demonstrierenden. Die 33-Jährige nahm mit ihren beiden kleinen Kindern teil, beschrieb die Atmosphäre am Telefon als »sehr positiv«. Sie wolle ihrer Tochter und ihrem Sohn beibringen, dass Proteste »ein normaler Teil des amerikanischen Lebens« seien. Sie trete unter anderem für den Schutz der öffentlichen Gesundheit ein, sagte sie – sie arbeite in diesem Bereich und sehe mit Sorge, dass in ihrem Bundesstaat die Impfpflicht an Schulen abgeschafft werde.

In El Paso im Bundesstaat Texas versammelten sich laut Lokalmedien ebenfalls Hunderte Menschen. Auf einem Schild war über Trump zu lesen: »Der arme alte, verrückte König versteht nicht: Demokratie, Rechtsstaat und Gewaltenteilung.«  dpa/nd

Erstveröffentlicht im nd v. 20.10. 2025
https://nd.digital/editions/nd.DerTag/2025-10-20/articles/20116297

Wir danken für das Publikationsrecht.

Praxishandbuch Selbstverwaltung

Rechtsformen und Finanzierung für die Gründung von Kollektivbetrieben und Hausprojekten

Selbstverwaltete Kollektivbetriebe und Hausprojekte sind wichtige Bausteine in der Beschränkung des Marktzugriffs auf die Lebensrealität der Bevölkerung. Elisabeth Voss ist seit Jahrzehnten in Theorie und Praxis hier unterwegs und hat jetzt ein „Praxishandbuch Selbstverwaltung“ veröffentlicht. Gerne machen wir auf diese Publikation aufmerksam. (Red.)

Selbstverwaltete Kollektivbetriebe und Hausprojekte als Formen solidarischen Wirtschaftens stellen attraktive Alternativen zu herkömmlichem Arbeiten und Wohnen dar. Elisabeth Voss vermittelt Basiswissen zu Rechtsformen, Finanzierung sowie zur Gestaltung des sozialen Miteinanders. Sie ermutigt Gründungsgruppen, fundierte Entscheidungen nach ihren Bedürfnissen zu treffen, denn es gibt keine Lösung, die für alle passt. Die formalen Regelungen sollen dem sozialen Miteinander dienen, und auch das Geld ist lediglich ein Mittel zum Zweck. Praxisorientiert und mit vielen Beispielen versehen ist das Handbuch auch für Laien verständlich.

Im Anhang zum Praxishandbuch gibt es – neben einer umfangreichen Literaturliste – Verweise auf Praxisbeispiele sowie auf weitere Informationen und Anlaufstellen. Die Links stehen auf folgender Website zur Verfügung und werden bei Bedarf aktualisiert: https://praxishandbuch.elisabeth-voss.de

https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-7580-1/praxishandbuch-selbstverwaltung

AUFRUF: Bundesweite Aktionswochen Westsahara „50 Jahre Besatzung – 50 Jahre Widerstand“

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Als Netzwerk von Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen aus verschiedenen politischen Zusammenhängen der Westsahara-Solidarität aus ganz Deutschland rufen wir zu bundesweiten Aktionswochen auf, um vereint auf die Besatzung der Westsahara und den Widerstand der Sahrauis aufmerksam zu machen.

Wir laden alle dazu ein, sich im Rahmen der Aktionswochen vom 31. Oktober bis 14. November mit eigenen Aktionen zu beteiligen; seien es Filmvorführungen, Info-, Diskussions- und Kultur-Veranstaltungen, Flyer- und Plakat-Aktionen, Kundgebungen oder andere kreative und kraftvolle Aktionen, welche die Situation und den Kampf der Menschen in den besetzten Gebieten und im Exil thematisieren.

Wir setzen uns für die Sichtbarkeit des sahrauischen  Befreiungskampfes in Deutschland ein und stehen solidarisch an der Seite des saharauischen Volkes, ihren lokalen und internationalen Kämpfen gegen die marokkanische Besatzung und für ihre Forderung nach einem Referendum, bei dem das saharauische Volk selbst über seine Unabhängigkeit abstimmen kann.

Nachdem Spanien seine Rolle als herrschende Kolonialmacht aufgeben musste, teilte die ehemalige Kolonialmacht das Gebiet im Zuge des „Madrid-Abkommens“ 1975 zwischen Marokko und Mauretanien auf – Spanien bleibt dabei formal Verwaltungsmacht.

Die Folgen dieser Aufteilung sind bis heute neokoloniale Ausbeutung, Besatzung und Ressourcenausbeutung sowie Unterdrückung der lokalen Bevölkerung durch „Verschwindenlassen“, Verhaftungen und Folter. Die Westsahara gilt als das letzte nicht selbstverwaltete Gebiet Afrikas – daher auch die Bezeichnung: „letzte Kolonie Afrikas“.
Mit der Gründung der Frente Polisario am 20. Mai 1973 begann der militante Widerstand: zuerst gegen die Kolonialmacht Spanien, später gegen die Besatzung durch Mauretanien und Marokko.
So wie der Widerstand des saharauischen Volkes andauert, dauert auch unsere Solidarität an.

● Wir sehen den Kampf gegen die marokkanische Besatzung als Teil globaler antiimperialistischer und antikolonialer Kämpfe.

● Wir sind solidarisch mit der revolutionären Befreiungsbewegung Frente Polisario und sehen diese als die legitime Vertretung des sahrauische Volkes und seines Widerstandes an.

● Wir vertreten die Auffassung und Forderung der Sahrauis, dass bei einem Referendum zur Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in der Westsahara ausschließlich das sahrauische Volk das unveräußerliche Recht hat, frei über seinen politischen Status – einschließlich der Unabhängigkeit – zu entscheiden, im Einklang mit dem Völkerrecht und den einschlägigen Resolutionen der Vereinten Nationen.

● Wir fordern die sofortige Freilassung aller politischer Gefangener in den besetzten Gebieten und Marokko, sowie deren Reise- und Bewegungsfreiheit.

Es geht um Menschenrechte, Selbstbestimmung und ein Leben in Freiheit – ohne Besatzung und Ausbeutung. Ein Leben in Würde, mit dem Ziel einer befreiten unabhängigen Westsahara.

Lang lebe die Westsahara!
Lang lebe der Widerstand!

KONTAKT & WIE IHR MITMACHEN KÖNNT:
Website: westsahara.noblogs.org
Email: freewesternsahara@systemli.org
Instagram: @free_westernsahara_actions
Telegram: t.me/free_Westernsahara_actions


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