Grüner Salon – Vision einer Zukunftsgesellschaft

Der Grüne Salon der Volksbühne eröffnet am 16. September 2022 im Fokus des 30. und 31. Jahrestags der Pogrome von Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda: Für eine Zukunft, in der Roma* und Sinti* nicht als Problem verstanden werden, sondern Gastgeber*innen sind.

Auftakt ist ein kostenfreies Open Air Konzert am 16.9. um 20:30 Uhr

ROMSKI TRUCK VOR DER VOLKSBÜHNE
Mal Elévé
Open-Air-Konzer
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Für Mal Élevé (ehemals Sänger der legendären Band Irie Révoltés [1] hier ein Video vom Abschlusskonzert Irie Révoltés : https://youtu.be/Po2QMSY-BH4 ) ist Musik ein Sprachrohr, um gegen die Missstände, die Ungerechtigkeiten, die Not anzuschreien, unter der allzu viele Menschen leiden. Damit trifft er den Nerv unserer Zeit: Sein Solo-Debütalbum „Résistance mondiale“ stieg 2020 direkt auf Platz 15 der deutschen Albumcharts. Mit dem offenen Umgang mit seiner Manouche-Identität inspiriert Mal Élevé insbesondere junge Roma* und Sinti*.

Zum ganzen Programm schreiben die Veranstalter:

„Auch in dieser Saison wird der Grüne Salon durch Künstler*innen und Aktivist*innen aus den Communities Berliner Roma* und Sinti* betrieben – namentlich durch RomaTrial e.V. in Kooperation mit der Jugendgruppe WIR SIND HIER! und dem Romnja in Power Theaterkollektiv. Zusammen mit anderen marginalisierten und von Rassismus geprägten Kunstschaffenden gestalten sie im Grünen Salon die Vision einer Zukunftsgesellschaft – einer Gesellschaft, in der die Leben und Perspektiven aller Menschen vom gleichen Wert sind. Eine Zukunft, in der Roma* und Sinti* kein Problem mehr sind, sondern die Gastgeber*innen.
 
Das Programm startet am 16. September 2022 mit der einwöchigen Veranstaltungsreihe und Ausstellung „Deutschland deine Kinder – Zu Kontinuitäten rechter Gewalt“.

Sie erinnern an den 30. und 31. Jahrestag der Pogrome von Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda und schlagen einen Bogen zum aktuellen Umgang mit Menschen auf der Flucht etwa am Beispiel Afghanistan. In Film, Hörspiel, Vortrag und Diskussion kommen Betroffene zu Wort – ehemalige Vertragsarbeiter*innen aus Mosambik und Vietnam sowie Roma* – und Aktivist*innen von Sea Watch, von afghanischen und syrischen Vereinen.

Hier ein Überblick über das gesamte Veranstaltungsprogramm:

Veranstaltungskalender Volksbühne: https://www.volksbuehne.berlin/#/de/spielplan


References

References
1 hier ein Video vom Abschlusskonzert Irie Révoltés : https://youtu.be/Po2QMSY-BH4

Dokumentarfilm Cotton 100%

Usbekistans Baumwollindustrie erlangte traurige Bekanntheit durch die wesentlich von
ihr verursachte Austrocknung des Aralsees. Auch die Produktionsbedingungen sind
problematisch. Landwirte sind verpflichtet, auf vom Staat gepachteten Land
Baumwolle anzubauen, für die sie zu überhöhten Preisen Saatgut vom Staat kaufen und
die Ernte zu künstlich niedrigen Preisen an staatliche Unternehmen verkaufen müssen.
UsbekInnen aller Berufe (Ärzte, Lehrer, Steuerbeamte) gehen aus Angst vor Verlust des
Arbeitsplatzes zur Baumwollernte – zu absurd niedrigen Löhnen.
Selten bekommen FilmemacherInnen Zugang zu Baumwollfeldern. Mikhail Borodin
begleitet Menschenrechtsaktivistin Elena und Bäuerin Mukhabbat.
Letztere hat vom Staat Land gepachtet und muss, trotz Wasserknappheit, jedes Jahr
eine festgelegte Menge Baumwolle abliefern. Das lässt sie oft verschuldet zurück. Um
über die Runden zu kommen, arbeitet sie selbst auf dem Feld, zusammen mit
LohnarbeiterInnen.
Elena ist eine bekannte usbekische Menschenrechtsaktivistin. Trotz ständiger
polizeilicher Überwachung begibt sie sich jedes Jahr auf den Kreuzzug gegen
Zwangsarbeit. Sie verfasst Hunderte von Beschwerden und Appellen, dokumentiert
Missbrauch und bringt Menschen dazu, die Arbeit unter unwürdigen Bedingungen zu
verweigern.
Der Film erzählt parallel vom Schicksal zweier sehr unterschiedlicher Frauen.
Mukhabbat hält sich an die Regeln, Elena stellt sich gegen das System. Die erste
verkörpert Würde und Gelassenheit, die zweite Wut und Leidenschaft. Beide
versuchen auf je eigene Art, den Kreislauf von Ungerechtigkeit und Armut z

Buch „Markt zerfrisst Gesundheitswesen!“

Klaus Dallmer interviewt Aktivist:innen und gewerkschaftliche Repräsentant:innen

Zum Weiterbohren empfohlen

»Wer die hier versammelten Interviews liest, wird verstehen, wo der Sachverstand des Gesundheitswesens wirklich sitzt.« (S. 5) So eröffnet Klaus Dallmer seinen Gesprächsband »Markt zerfrisst Gesundheitswesen! Stimmen aus einem zornigen Bereich«, erschienen im Verlag Die Buchmacherei. Was von ihm als Kompliment an seine 17 GesprächspartnerInnen ebenso gedacht ist wie als Spitze gegen abgehobenes Expertentum, kann auch als treffendes Urteil über sein Buch gelten. Dallmer hat im Juni und Juli dieses Jahres mit Leuten geredet, die sich für einen Systemwechsel in Krankenhäusern, Psychiatrien und Altenpflege engagieren: Weg vom Primat der Gewinn- und Verlustrechnungen, hin zu einem Gesundheitswesen, dass als unerlässlicher Bestandteil gesellschaftlicher Daseinsvorsorge organisiert ist. Die meisten Interviewten sind als Pflegekräfte oder MTAs in verschiedenen Häusern tätig. Vertreten sind die Unikliniken, die als Hochburgen des Kampfes um Personalbemessung bekannt geworden sind: Schleswig-Holstein, Jena, Düsseldorf und Essen sowie die Berliner Charité. Zwei Kolleginnen aus Berlin arbeiten bei Vivantes, außerdem kommt je eine aus dem psychiatrischen und aus dem Altenpflegebereich zu Wort. Ergänzt werden die Stimmen aus der Pflege durch Mitglieder des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte bzw. des Bündnisses »Krankenhaus statt Fabrik« und hauptamtliche ver.di-Leute. Wer an den Auseinandersetzungen in letzter Zeit näher dran war, wird einige bekannte Namen entdecken.
Einhellig wird der Ökonomisierungsdruck zurückgewiesen, werden die Finanzierung nach Fallpauschalen und die Privatisierung von Einrichtungen abgelehnt. In diesen Forderungen und den allgemeiner gehaltenen Aussagen zu den Entwicklungen der Krankenhausökonomie hätte manche Wiederholung vielleicht durch strengere redaktionelle Eingriffe kürzer gehalten werden können.
Interessant sind die Beiträge aber wegen ihres Detailreichtums. Der Wandel betrieblicher Abläufe, Auswirkungen des Drucks auf Behandlungsqualität wie auf die Psyche der Arbeitenden, sachkundige Kommentare zu Fehlentscheidungen und Alternativen auf kommunal-, landes- und bundespolitischer Ebene und nicht zuletzt Erfahrungen mit unterschiedlichen Mobilisierungsansätzen und innergewerkschaftlichen Konflikten kommen zur Sprache.
So wenig die Schilderungen aus dem medizinischen Alltag geeignet sind, das Zutrauen ins deutsche Krankenhauswesen zu stärken, so sehr ist das Buch in seiner politischen Botschaft ermutigend. Wer sich einen Systemwechsel im Gesundheitswesen vornimmt, hat ein dickes Brett zu bohren, aber die Löcher sind schon nicht mehr zu übersehen. Und diejenigen, denen diese Löcher zu verdanken sind, lassen keinen Zweifel daran, dass sie weitermachen werden.
(StS)

Quelle: „express – Zeitung füpr sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit“ Nr. 22/2020
Wir danken für die Abdruckgenehmigung.
Bezug des Buches hier: https://diebuchmacherei.de/produkt/martkt-zerfrisst-gesundheitswesen/

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