Ukraine: „Ein langer Krieg ist eine Katastrophe für die Gesellschaft“

Von Florian Rötzer

Bild: pixabay

„Ein Mann rennt wie ein Hase die Straße entlang, wird von Soldaten verfolgt, zertrümmerte Gesichter, Menschen springen aus dem Fenster eines fahrenden Kleinbusses – solche Szenen sind heute in den sozialen Netzwerken zu sehen. Der Staat versprach, die Vorgänge zu untersuchen, unternahm aber nichts, und stattdessen begannen sie, in den Militärregistrierungs- und Einberufungsbüros (TCC) zu töten. Mehrere Menschen starben im TCC. Im Vergleich zu den Opfern an der Front oder durch russische Bombenangriffe mag das unbedeutend erscheinen. Für die Bevölkerung sind diese Fälle jedoch sehr demotivierend.“

Glaubt man dem deprimierenden Bericht des russischen Journalisten Shura Burtin, der nicht für russische Staatsmedien schreibt, sondern für oppositionelle Medien wie Meduza, hat sich die Situation in der Ukraine in den letzten anderthalb Jahren nicht nur wegen der russischen Angriffe, sondern wegen der Mobilisierung und der Jagd auf wehrfähige Männer stark verändert. An der Front herrscht bekanntlich Personalmangel, der Strom der Freiwilligen ist versiegt. Desertion geschieht massenhaft, ebenso wie Panik auf den Straßen herrscht wegen der Militärpatrouillen der Rekrutierungszentren TCC, die gewaltsam Männer verschleppen. Burtin war zwei Monate in der Ukraine, besuchte Kiew und den Donbass, sprach mit vielen Ukrainern und berichtet von seinen Erfahrungen. Auch in Kiew herrsche Angst, die Männer meiden die Straßen.

„Zu Beginn des Krieges hatte die Ukraine keinen Mangel an Soldaten – eine große Zahl Freiwilliger ging an die Front. Doch viele starben, und die Zahl der Menschen, die bereit waren, in den Krieg zu ziehen, wurde deutlich kleiner. Zunächst verteilten TCC-Patrouillen auf den Straßen Vorladungen und die Strafen für Flucht wurden strenger. Aber das half nichts, dann begannen sie, die Leute mit Gewalt zu fangen. Eine Patrouille hält einen an, schubst einen in einen Kleinbus und bringt einen zur ärztlichen Untersuchung ins Wehrmeldeamt, wo jeder für diensttauglich erklärt wird. Dieser Prozess wurde im Volksmund als „Busifizierung“ bekannt, das zweitbeliebteste Wort im Land. Noch am selben Abend oder am nächsten Morgen ist man bereits auf dem Weg ins Trainingslager.“ Und dann ist man schnell an der Front.

Man fragt sich, wo die Journalisten der ukrainischen Medien und vor allem die der Westmedien sich aufhalten oder warum sie die düstere Wirklichkeit in der Ukraine verschweigen, wenn die Schilderungen von Burtin stimmen: „Mir scheint, dass in der Ukraine ein Gefühl der Erschöpfung und Sinnlosigkeit herrscht“, schreibt er. Man darf allerdings davon ausgehen, dass Meduza den Bericht nicht veröffentlicht hätte, wenn der Journalist nicht vertrauenswürdig wäre, er also nicht russische Narrative verbreitet und Geschichten erfindet.

„Flucht aus dem Land ist ein Massenphänomen und ein großes kriminelles Geschäft. In den Nachrichten ist zu sehen, wie Grenzbeamte einige Männer, die versuchten, näher an die Grenze zu gelangen, aus ihren Autos zerrten, sie zu Boden warfen und auf sie eintraten. Die Moderatoren kommentieren etwa: Das haben die Betrüger verdient.“

Burtin gibt die Gespräche mit Ukrainern wieder, aber er macht auch deutlich, dass die ukrainische Führung ihr strategisches Spiel mit den Soldaten treibt:

„Wir erinnern uns: Als die Gegenoffensive im Herbst im Sande verlief, erschien im Economist ein Artikel von Salushnyi , in dem er von einer strategischen Sackgasse sprach. Danach äußerte sich Selenskij und sagte, er brauche keine Generäle, die von einer Sackgasse reden. Eine Kampagne gegen Salushnyi begann und er wurde entlassen. Und danach begannen alle Patrioten im gesamten Informationsfeld zu sagen, dass der Krieg lang sein würde. Niemand sprach über irgendwelche Friedensoptionen. Den Menschen wurde einfach eingetrichtert, dass wir unweigerlich auf einen langen Krieg gefasst seien, dass wir mit Putin nicht reden könnten und dass wir kämpfen müssten, solange wir könnten. Und jetzt stellt sich heraus, dass sie zwei Jahre lang gelogen haben? Wie viele Menschen sind in dieser Zeit gestorben? Zu welchem ​​Zweck?“

Viel hat sich Burtin an der Front aufgehalten, etwa in der Nähe des scho lange umkämpften Pokrowsk, wo er seinen Journalistenkollege Kostya begleitet, der sich freiwillig gemeldet hat und als Fahrer eines Drohnenteams arbeitet. Nach den Berichten geht es im Militär hoch korrupt zu:

„Sie verstehen, dass ich nichts tue und wir alle nichts tun“, sagt Kostja. „Was wir auf den Markt bringen, ist ein Kinderspielzeug. Die Hälfte der Flugzeuge stürzt einfach irgendwo auf den Feldern ab, die andere Hälfte fliegt hinter die Frontlinie; in drei Monaten, so scheint es, haben wir zweimal jemanden getroffen. Und wir sind jeden Tag ausgeflogen – was halten Sie von den Statistiken? Ihre Lenkbarkeit lässt so stark nach, dass es einem Wunder gleicht, mit ihnen etwas zu treffen. Uns wurden die besten Flugzeuge versprochen, aber die Armee hat ihre Versprechen nicht eingehalten. Mit der Anzahl der Kampfeinsätze zu prahlen, die wir geflogen sind, ist, als wäre man stolz darauf, wie oft man sich einen runtergeholt hat.“

Die Wirklichkeit an der Front ist furchtbar nach den Erzählungen. Schützengräben und Unterstände sind kein Schutz mehr, sondern Fallen. Drohnen werfen Granaten anders als Artillerie zentimetergenau in die Gräben ab oder fliegen direkt in die Unterstände. Jeder Schritt auf offenem Gelände ist ein Todesrisiko. Ein Soldat berichtet:

„Über den Unterständen, in denen sich die Infanterie versteckt, schweben ständig Aufklärungsdrohnen. Es sind so viele von ihnen über den Stellungen, dass die Luft wie ein Bienenschwarm summt. Die Drohnen agieren in einem Karussell: Wenn einer von ihnen die Batterie ausgeht, fliegt eine andere ein, um ihren Platz einzunehmen. Von Zeit zu Zeit schleichen FPVs, Kamikaze-Drohnen, über Stellungen, um einen Soldaten zu töten, der hinausschaut, oder fliegen in einen Unterstand und explodieren dort. Wenn sie scheitert, explodiert sie und verwandelt sich in einen zufälligen Müllhaufen. Drohnen halten rund um die Uhr Wache, wenn Verwundete aus dem Unterstand geborgen werden (um sie zum Evakuierungspunkt zu bringen). Sobald sie dies bemerken, fliegen FPVs oder Drohnen ein und werfen Granaten ab. Drohnen können sowohl bei Tag als auch bei Nacht sehen, haben jedoch eine schlechte Sicht im Graubereich, also in der Dämmerung. Dies ist eine kleine Zeitspanne von etwa 20 Minuten morgens und abends, auf die die Infanterie wartet.“

Man gewinnt den Eindruck, dass die Verluste sehr groß sein müssen, oft scheinen die Einheiten nur noch aus einem Fünftel ihrer normalen Stärke zu bestehen. Schlimm ist auch, dass die Verletzten nur unter Mühen und oft zu spät evakuiert werden können:

„Die größte Tragödie der gegenwärtigen Kriegsphase besteht wahrscheinlich darin, dass es nicht möglich ist, die Verwundeten schnell zu evakuieren. Jeder Medevac wird von Drohnen gejagt, daher ist ein Transport nur ‚im Graubereich‘ oder im Nebel möglich. Drei bis fünf Tage liegen die Verwundeten in ihren Stellungen, leiden und sterben: Das Überleben hängt vor allem von der Geschwindigkeit der Einlieferung ins Krankenhaus ab. Der Angriff auf medizinische Evakuierungsfahrzeuge ist ein Kriegsverbrechen, aber Drohnen tun nichts anderes.“

Burtin hat während einer Zugfahrt erfahren, dass sich die Stimmung verändert hat. Er erlebt Frauen, die ernüchtert vom Krieg sind, und Soldaten, die zwar am Kampf festhalten, aber die Kritik akzeptieren. Es herrsche trotz der Auseinandersetzung eine freundliche Stimmung, schreibt Burtin:

„Im Dezember 2024 galt es immer noch als Hochverrat, öffentlich zu erklären, der Krieg müsse beendet werden. Obwohl in privaten Gesprächen viele Leute sagten: ‚Sie sollen an ihrem Donbass ersticken, wenn das alles nur bald aufhören würde!‘ Aber natürlich konnten nur wenige Menschen so etwas laut sagen. Und schon im Februar wurde ich Zeuge folgender Szene: In einem Abteilwagen saßen auf der unteren Pritsche Militärs – ein muskulöser junger SA-Soldat und ein älterer Pionier, ihnen gegenüber saß eine Frau. ‚Lasst uns dem Ganzen ein Ende setzen!‘, sagt sie laut. ‚Für Sie ist es bequem zu kämpfen, Sie werden dafür bezahlt.‘ … ‚Es wird noch schlimmer‘, stimmt der Sturmtruppler plötzlich zu. ‚Weil jeder, der zur Armee eingezogen wird, sagt: ‚Was bin ich für ein Idiot?‘ Lasst die Söhne der Abgeordneten kämpfen!‘“

Über die Wirklichkeit des Kriegs wird bei uns nicht gesprochen. Politiker und die meisten Medien schüren die Angst vor den Russen und propagieren, dass die Ukrainer weiterkämpfen müssen, auch wenn Trump die Militärhilfe einstellen sollte. Die Europäer meinen, sie sind die Guten, wenn sie Militärhilfe leisten, um der Ukraine, die zudem angeblich für Europa kämpft, zu helfen, Stärke für Friedensverhandlungen zu zeigen, während das Land ausblutet. Anstatt alles zu tun, um den Krieg zu beenden und eine für alle Seiten akzeptable Friedensordnung zu schaffen, sollen die Ukrainer weiter in einem aussichtslosen Kampf sterben, dem wir aus der Ferne zuschauen, ohne die schreckliche Wirklichkeit wahrnehmen zu wollen. Und wir sollen uns kriegstüchtig machen, um gegen die Russen oder die Chinesen zu kämpfen.

Schauen wir uns die vielen Videos über den Einsatz von Drohnen und dem grausamen Schrecken, den sie verbreiten, endlich an. Niemand will und niemand soll so abgeschlachtet werden, niemand soll so andere Menschen jagen und ermorden. Und für was? Manche wissen auch noch, was ihre Väter, die überlebt haben, vom Zweiten Weltkrieg erzählt haben, die nachts immer wieder schreiend von Albträumen aufgewacht sind. Schonungslose Berichte wie die von Shura Burtin wecken auf. Aber das sollen wir offensichtlich nicht, wenn uns solche Berichte vorenthalten werden, wir sollen tötungstüchtig in den Krieg taumeln und diesen informationsbetäubt unterstützen.

Erstveröffentlicht im Overton Magazin
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Ukraine: Mit scheinbar verlockenden Angeboten werden jetzt 18-24-Jährige an die Front gelockt

Von Florian Rötzer

Bildcollage: Jochen Gester

Aufgrund der zynischen Arbeitsteilung zwischen den Nato-Ländern, die Geld und Waffen für ihren Stellvertreterkrieg liefern, und der Ukraine, die die Menschen für den Krieg und den Tod bereitstellen, kam es in den vergangenen Monaten, als noch Biden US-Präsident war, aber auch von der Trump-Regierung zu einem erheblichen Druck, das Wehrpflichtalter von 25 Jahren auf 18 Jahre zu senken. Damit sollte das grassierende Personalproblem der ukrainischen Streitkräfte behoben werden und vor allem jüngere, leistungsfähigere Menschen an die Front kommen.

Die ukrainische Regierung sperrte sich dem Druck und warf den Unterstützerstaaten vor, zu wenig Waffen und Ausrüstung zu liefern, um neue Brigaden ausstatten zu können, die angeblich bereitstünden. Kiew verstärkte die Jagd auf die noch im Land verbliebenen Männer im wehrpflichtigen Alter und verschärfte die Regeln für die Befreiung vom Kriegsdienst. Die Jungen sollten hingegen verschont bleiben, man wollte nicht eine ganze Generation, die man auch nach dem Krieg zum Wiederaufbau benötigte, verlieren, nachdem bereits zahlreiche Männer im wehrfähigen Alter aus dem vergreisenden und sich leerenden Land geflohen waren, um nicht eingezogen zu werden.

Man kam schließlich Anfang Februar zu einem Kompromiss. Männern zwischen 18 und 24 Jahren werden, zumindest wenn sie aus den ärmeren Schichten stammen, lukrativ erscheinende Angebote gemacht, wenn sie sich freiwillig melden, was bei den übrigen, gerade den mobilisierten Soldaten, die für weniger Geld kämpfen müssen, nicht gut ankommt. Es gibt heftige Kritik aus den Reihen des Militärs.

Für den „Vertrag 18-24“, den auf ein Jahr begrenzten Wehrdienst, erhalten sie eine Million UAH (22.000 Euro). Sie können die Kampfbrigade, in die sie eintreten wollen, selbst wählen, es gibt allerdings nur sechs zur Auswahl bislang. Bei Antritt 200.000 UAH, nach 2,5 Monaten, also nach Ableistung der Ausbildung und ersten Kampfeinsätzen, 300.000 UAH und die restlichen 500.000 nach sechs Monaten der Kampfbeteiligung. Wenn die Kampfeinsätze geringer ausfallen, gibt es auch weniger Geld. Zusätzlich gibt es, wenn ich das recht verstehe, die „normalen“ Gehälter und Zahlungen für Soldaten: mindestens 20.000 UAH Sold – ein Schützte kann bis zu 120.000 UAH verdienen – , für Soldaten im Kampfgebiet zusätzlich 30.000, 50.000 oder 100.000 UAH und weitere 70.000 für diejenigen, die direkt an der Front stehen. Versprochen wird, „eine echte Chance, Geld zu verdienen und die Zukunft zu sichern“.

Nach dem Jahr können sie einen weiteren Vertrag abschließen, wenn nicht, können sie ins Ausland reisen, erhalten eine kostenlose Universitätsausbildung, ohne Eingangsprüfungen ableisten zu müssen, kostenlose medizinische Versorgung, inklusive  Zahnmedizin und Prothetik, und Immobilienkredite ohne Zinsen.

So billig, wie man Soldaten in der Ukraine (und in Russland) einkaufen kann, ist es in Deutschland auf keinen Fall, um das Personal für Kriegstüchtigkeit anzuwerben. Schon seit Jahren war die Bundeswehr nicht in der Lage, die anvisierten 20.000 neuen Stellen zu besetzen. Aber es wird wohl dank den Grünen, die der Union und SPD beigesprungen sind, die nach oben offenen Aufrüstungsmilliarden geben, womit man die bislang nicht sonderlich attraktiven Soldatengehälter drastisch aufstocken könnte, um doch ein paar Willige zu finden. Kaum vorstellbar dennoch, dass nun wegen der unermüdlich beschworenen Russengefahr zehntausende Interessierte sich melden, um die Mordmaschinen zu bedienen, wenn der Sold nicht kräftig um das Drei- oder Vierfache angehoben oder verballert wird  (Europa muss aufrüsten, ist das Mantra, um sich gegen Russland verteidigen zu können).

Die ersten Rekruten unter dem „Vertrag 18–24“ haben vergangenes Wochenende ihren Eid in der 10. Gebirgssturmbrigade abgelegt. Die Zahl wird nicht genannt, nach den Bildern sind es nur wenige, die man auch Moribundi nennen könnte. Das Kommando der Bodentruppen, zu der die Brigade gehört, meldet: „Jetzt sind sie Teil einer der schlagkräftigsten Brigaden der Bodentruppen.“ Und trotz der Gespräche über einen Waffenstillstand und die Gewissheit, dass die Ukraine Territorien an Russland abgeben muss, was auch Washington immer wieder sagt, heißt es unverdrossen: „Die Jungs haben eine bewusste Entscheidung getroffen und ihre Loyalität gegenüber dem ukrainischen Volk bewiesen. Vor uns liegen Training, Prüfungen und letztendlich der Sieg!“ Auch bei der Brigade wird weiterhin der Sieg beschworen.

Sollte es nicht zu einem Waffenstillstand kommen, werden viele der jungen Soldaten nicht den Sieg erleben, sondern den Tod oder schwere Verletzungen. Vermutlich werden die jungen Männer wegen der privilegierten Bezahlung und ihrer Fitness für gefährliche Einsätze „bevorzugt“. Präsident Selenskij neigt auch dazu, Soldaten in aussichtslosen Lagen wie jetzt in Kursk zu opfern, um symbolische Gewinne zu erzielen.

Nachdem Sudscha nach russischen Angaben eingenommen wurde, wurde erst den verbliebenen Truppen erlaubt, sich zurückzuziehen, allerdings befiehlt der Selenskij treu ergebene Oberbefehlshaber Syrsky weiterhin, die Verteidigungslinien zu halten: „Trotz des zunehmenden Drucks der russisch-nordkoreanischen Armee werden wir die Verteidigung in Kursk aufrechterhalten, solange dies angemessen und notwendig ist.“ Syrsky, der erklärt, dass „in der schwierigen Situation die Rettung des Lebens ukrainischer Soldaten meine Priorität war und ist“, führt die angeblichen Verluste auf russischer Seite auf, nicht aber auf ukrainischer. Viele ukrainische Soldaten hat der von Selenskij favorisierte Versuch, russisches Territorium als Pfand für Verhandlungen zu besetzen, das Leben gekostet – für nichts. Die Verhandlungsposition wurde nicht gestärkt, hingegen konnten die russischen Truppen im Donbass, wo die Soldaten fehlten, weitere, wenn auch geringe Geländegewinne erzielt werden.

Die mit der Garnison im Oblast Iwano-Frankiwsk angesiedelte Brigade wurde 2015 von den Streitkräften mit Freiwilligen gegründet, zeitweilig gehörten zu ihr Sturmbataillone der Freiwilligenverbände „Donbas-Ukraine“ und „Aidar“, sie kämpfte im Rahmen der „Antiterroroperation“ (ATO) gegen die Separatisten im Donbass. 2023 erhielt die Gebirgsjägerbrigade den Namenszusatz Edelweiß, das Emblem wurde bereits 2019 eingeführt.

Eine Brigade Edelweiß lässt die Assoziation mit der 1. Gebirgs-Division der Nazis aufkommen, die auch Edelweiß-Division genannt wurde und 1941 und 1942 im Gebiet der Ukraine gegen sowjetische Truppen gekämpft hatte. Ob tatsächlich eine Verbindung mit der Nazi-Division hergestellt wird, weiß ich nicht, es werden allerdings ukrainische SS-Verbände wie SS-Division „Galizien“ in der Westukraine weiterhin gefeiert. Allerdings wird der Name auf Deutsch übernommen, was doch verräterisch ist. Edelweiß als Symbol wurde 1957 auch wieder für die Bundeswehr eingeführt.

Erstveröffentlicht im Overton Magazin
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Ukraine und USA vereinbaren „totalen Waffenstillstand“ – Der Ball sei jetzt bei Russland

Von Florian Rötzer

Bild: Treffen der amerikanischen und ukrainsichen Delegation unter Vorsitz der Saudis. Bild: Ukrainisches Außenministerium/CC BY-SA-4.0

Es kam zu einer schnellen Einigung zwischen der amerikanischen und ukrainischen Delegation in Saudi-Arabien. Das bedeutet auch, dass die Europäer nur sekundär eibezogen werden. Der Deal ist, dass die Ukraine einem 30-tägigen vollständigen Waffenstillstand zustimmt, dafür erhält sie – es ist ja ein Trumpscher Deal – sofort wieder Waffen- und Informationsunterstützung.

Ob es wirklich ein Deal ist, der funktioniert, wird sich zeigen, ob Russland zustimmt. In der gemeinsamen ukrainisch-amerikanischen Erklärung heißt es, was darauf schließen lässt, dass es heftigen Druck gegeben hat: „Die Ukraine hat sich bereit erklärt, den Vorschlag der USA zu akzeptieren, einen sofortigen, vorläufigen Waffenstillstand von 30 Tagen zu verhängen, der im gegenseitigen Einvernehmen der Parteien verlängert werden kann und der von der Russischen Föderation akzeptiert und gleichzeitig umgesetzt werden muss. Die Vereinigten Staaten werden Russland zu verstehen geben, dass die russische Gegenseitigkeit der Schlüssel zur Erreichung des Friedens ist.“

Man wird sehen, was Moskau dazu sagen wird, dem die Amerikaner den Vorschlag unterbreiten wollen. Das wird auch abhängig von einem Deal mit den USA sein, der die Wiederaufnahme der Waffen- und Informationshilfe zumindest kompensieren muss. Schließlich kann die Ukraine dann mit amerikanischer und europäischer Hilfe wieder die Waffen- und Munitionsarsenale aufstocken. Man könnte an eine schrittweise Aufhebung der Sanktionen denken. In der Hinterhand dürfte das Angebot stecken, die Ukraine bei Friedensverhandlungen zu territorialen Zugeständnissen zu zwingen.

Die Amerikaner konnten sich mit einem vollständigen Waffenstillstand durchsetzen, wohl auch mit dem Rohstoffdeal, um die amerikanischen Unterstützungskosten zurückzuzahlen und für die Ukraine Wohlstand und Sicherheit zu schaffen. Von der EU und Großbritannien, die aus der Ferne zuschauen müssen, ist da nicht die Rede.

US-Präsident Trump kündigte an, bald mit Putin zu sprechen, wahrscheinlich die nächsten Tage. „Hoffentlich wird Präsident Putin dem auch zustimmen und wir können mit dieser Show beginnen. Ich denke, das ist ein großer Unterschied zum letzten Besuch im Oval Office, und das ist ein totaler Waffenstillstand.“ Es brauche zwei, um Tango zu tanzen. Show ist das richtige Wort für das, was Trump mit dem Kriegsende inszenieren will. Man muss einräumen, im Unterschied zu den Europäern, ist ihm ein erster Schritt gelungen. Aber selbst, wenn Moskau ohne weitere Bedingungen zustimmen sollte, ist ein Friedensabkommen noch in weiter Ferne, da hier die gegensätzlichen Interessen zu einem tragbaren Kompromiss  aufgelöst werden müssen.

Ganz schnell soll es nach Trump gehen. Morgen oder übermorgen könnten erste Gespräche mit den Russen stattfinden. In Russland gibt man sich zurückhaltend. Moskau schließe Kontakte mit US-Vertretern in den nächsten Tagen nicht aus, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, gegenüber TASS. Begeisterung sieht aber anders aus.

Die Ukraine wollte den Waffenstillstand mit Rückendeckung der EU und Großbritannien auf Luft- und Seeangriffe beschränken, was garantiert hätte, dass Russland dies zurückweisen wird. Selenskij rechtfertigte gewunden das Einknicken gegenüber den Amerikanern, die er zusammen mit Trump selbstverständlich preist: „Die amerikanische Seite versteht unsere Argumente, akzeptiert unsere Vorschläge, und ich möchte Präsident Trump für das konstruktive Gespräch zwischen unseren Teams danken. Und heute, in unserem Gespräch, gab es einen Vorschlag der amerikanischen Seite, sofort den ersten Schritt zu tun und zu versuchen, einen vollständigen Waffenstillstand für 30 Tage zu etablieren, nicht nur in Bezug auf Raketen, Drohnen und Bomben, nicht nur im Schwarzen Meer, sondern auch entlang der gesamten Frontlinie. Die Ukraine akzeptiert diesen Vorschlag, wir betrachten ihn als positiv, wir sind bereit, einen solchen Schritt zu tun. Die Vereinigten Staaten müssen Russland davon überzeugen, dies zu tun. Das heißt, wir sind einverstanden, und wenn die „Ruskies“ zustimmen, dann wird das Schweigen der Waffen funktionieren.“

Jetzt blieb der EU auch nichts anderes übrigen, als dem amerikanischen Vorschlag zuzustimmen, was auch der französische Präsident Macron machte, der gerne die Europäer mit einer Friedenstruppe im Spiel halten will. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen schreibt: „Dies ist eine positive Entwicklung, die ein Schritt in Richtung eines umfassenden, gerechten und dauerhaften Friedens für die Ukraine sein kann. Der Ball liegt nun bei Russland. Die EU ist bereit, gemeinsam mit ihren Partnern bei den bevorstehenden Friedensverhandlungen eine wichtige Rolle zu spielen.“

Das wird sie aber vorerst nicht, da erst einmal die Amerikaner mit den Russen sprechen werden. Außenminister Rubio versucht, den Druck jetzt auf Moskau zu erhöhen: „Heute war ein guter Tag für den Frieden. Dank an @POTUS und der freundlichen Gastfreundschaft von Kronprinz Mohammed bin Salman sind wir der Wiederherstellung eines dauerhaften Friedens für die Ukraine einen Schritt näher gekommen.  Der Ball liegt nun bei Russland.“ Aber der Ball liegt auch bei der US-Regierung, die alles daran setzen wird, dass der Deal nicht schnell platzt und Donald Trump mit einer seiner wichtigsten Wahlversprechen beschädigt zurückbleibt.

Ich habe auch mal Grok gefragt, der ganz realistisch sagt:  „Stand heute, 11. März 2025, gibt es keine klaren Anzeichen dafür, dass Russland einem Waffenstillstand ohne massive Zugeständnisse der Ukraine zustimmen würde. Die russische Führung scheint weiterhin auf eine Lösung zu setzen, die ihre Maximalforderungen erfüllt, während die Ukraine auf internationale Unterstützung und die Wiederherstellung ihrer territorialen Integrität besteht. Ohne einen signifikanten Wandel in der militärischen Lage oder den geopolitischen Rahmenbedingungen bleibt eine Einigung unwahrscheinlich. Die Situation bleibt dynamisch, und zukünftige Verhandlungen – etwa unter Einfluss der neuen US-Regierung – könnten den Ausgang noch beeinflussen.“

Erstveröffentlich im Overton Magazin v. 11.3. 2025
https://overton-magazin.de/top-story/ukraine-und-usa-vereinbaren-totalen-waffenstillstand-der-ball-sei-jetzt-bei-russland/

Wir danken für das Publikationsrecht.

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