„Ich freue mich für Julian Assange und seine Familie über das Ende der zermarternden Haft“, erklärte die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalisten Union (dju verd.i) Tina Groll kurz nach Bekanntwerden der Entscheidung. “ Nun enden auch die vollkommen unangemessenen Anschuldigungen, die Isolationshaft und weiteren Strafandrohungen, die bei Assange zu schweren psychischen und körperlichen Gesundheitsschäden geführt haben. Für Investigativjournalistinnen ist Assange ein Vorbild, seine Leistungen haben wir mit einer Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Ein guter Tag für Assange, ein guter Tag für alle mit ihm mitleidenden Journalistinnen. Allen für die Freiheit von Assange weltweit kämpfenden Menschen ist zu verdanken, dass der politische Druck auf die US-Justiz und -Regierung schließlich zu diesem Verfahrensende geführt hat.“
In die Freude mischt sich ein bitterer Nachgeschmack !
Werner Ruhoff hat sich viele Jahre an der Mahnwache in Berlin beteiligt, damit das Schicksal von Julian Assange nicht in Vergessenheit gerät. Er schreibt heute morgen in einer Mail:
"Ich freue mich für Julian Assange und hoffe, dass er dieses ihm zugefügte Trauma übersteht. Dass er sich nun teilweise (?) für schuldig anerkennt, entgegen seiner ursprünglichen Absicht, ist nur allzu verständlich auch im Hinblick auf die Feigheit, mit der ihn viele Medienleute, die von ihm profitierten, haben hängen lassen." (...)
Dass die Briten ihn nun freilassen, ist letztlich der weltweiten Solidarität zu verdanken. Ohne uns - auch hier in Berlin - die wir jahrein, jahraus für seine Freilassung vor der britischen und der US-Botschaft demonstriert haben, wäre er vermutlich an die US-Justiz ausgeliefert worden." (...)
"Dieser für Julian Assange wichtige "Kompromiss", der ihm vielleicht noch das Leben rettet - wer weiß wie lange und mit welcher Qualität - hat allerdings auch zur Folge, dass sich jede Journalistin und jeder Journalist auf der ganzen Welt bei jeder Veröffentlichung, die geheime Dokumente betrifft, in der schwere Verbrechen mächtiger Staaten dokumentiert sind - hier der USA, die sich anmaßt, Menschen zu verfolgen, die nicht einmal ihre Staatsbürger sind - sich gründlich überlegen muss, welche unangenehmen Konsequenzen das für sie und ihn haben kann. Dieser Kompromiss sanktioniert mithin auch eine massive Einschränkung der Medienfreiheit durch staatliche Verfolgung."
Freude, Bauchweh, Verständnis, Skepsis. „Wer traut schon noch den USA?“ und „Assange hat vielen die Augen geöffnet“!
Diese Kommentare in FB stehen für viele!
„Was für eine Welt, wo Unschuldige sich schuldig bekennen müssen, um leben zu dürfen!“ (Ute Bella Donner)
„Ja, mit dem Deal habe ich auch Bauchschmerzen, aber ich kann ihn so gut verstehen. Freue mich für ihn und seine Familie.“
„So richtig daran glauben kann ich erst „, meint Bernd Clauss, “ wenn er in Australien seine Familie in die Arme schließt. Zuvor befindet er sich auf den Marianneninseln im US-amerikanischen Hoheitsgebiet und mein Vertrauen in die US- Justiz und die Geheimdienste hält sich stark in Grenzen.“
„Free Assange! Seit über 14 Jahren wurde der Freiheitskämpfer und Wikileaks-Gründer Julian Assange von den US-Behörden brutal verfolgt und als Schwerverbrecher gebrandmarkt. Sein Kampf um die Wahrheit über Verbrechen der US-Regierung und anderer internationaler Akteure hat den Menschen weltweit die Augen geöffnet. Assange ist zu einer Symbolfigur für viele Whistleblower geworden und hat alle möglichen Strapazen über sich ergehen lassen, um für seine Enthüllungsarbeit zu kämpfen. “ Zaklin Nastic (BSW).
Das eigentliche politische Kalkül bleibt. Medien und Presseleute gefügig machen. Besonders wenn es um geostrategische Fragen von Krieg und Frieden geht und westliche Verbrechen gegen Menschen- und Völkerrecht unter den Teppich gekehrt werden sollen.
Julian Assange selbst brachte das so auf den Punkt:
"Mir ist klar geworden, dass praktisch jeder Krieg in den vergangenen 50 Jahren die Folge von #Medienlügen war. Die Medien hätten die Kriege verhindern können, wenn sie nur intensiv genug recherchiert hätten; wenn sie nicht einfach #Regierungspropaganda abgedruckt hätten, die sie hätten stoppen können.
Aber was bedeutet das?
Das heißt nichts anderes, als dass die Menschen eigentlich keine Kriege wollen, sondern dass die Bevölkerung in Kriege hinein manipuliert wurde.
Die Menschen ziehen nicht bereitwillig offenen Auges in einen Krieg. Wenn die Medien also gute Arbeit leisten, können wir eine friedliche Welt errichten."
Fazit kurz und knapp , bitter und freudig von Christian Bechmann: „Ein guter Tag für Julian Assange, ein schlechter Tag für die Presse-Freiheit.“
Wir müssten die Mahnwache für Julian Assange jetzt in eine Mahnwache für die Unabhängigkeit und Freiheit der Presse umwandeln!
