Berlins Lieblingsdemo für mehr Menschlichkeit und Toleranz startet zum achten Mal.
„Mehr Liebe für die Welt von morgen“
Mit viel Musik und interessanten Akteur:innen startet der Zug der Liebe e.V. am 26. August um 13 Uhr am Mauerpark einen groß angelegten Demonstrationszug durch die Berliner City. Das Motto: Mehr Liebe für die Welt von morgen. Ziel ist es, eine zentrale Botschaft durch die Straßen zu tragen: Nächstenliebe, Gemeinschaft, Toleranz und Respekt sind die Essenz, die eine soziale und demokratische Gesellschaft zusammenhält. Rechtspopulismus, Gleichgültigkeit, Kapitalismus und neoliberale Ideologien sind das, was unsere Gesellschaften spaltet und unsere demokratischen Grundfesten zerstören. Der Zug der Liebe setzt den Tendenzen der Spaltung, des Hasses und der Hetze etwas entgegen. Es geht um solidarischen Zusammenhalt mit Null Platz für Kommerz und Profit!
Der Zug der Liebe setzt nicht nur auf gute Musik, sondern möchte soziale Organisationen und gemeinnützige Vereine sichtbar machen, die gelebte Solidarität zu ihrem Alltag gemacht haben und sich seit Jahren für Menschen in Not, für soziale Gerechtigkeit, Teilhabe und das friedliche Miteinander einsetzen wie beispielsweise die Berliner Obdachlosenhilfe e.V., Reporter ohne Grenzen, Moabit hilft… und viele mehr.
Dank der zahlreichen Unterstützer:innen des Zug der Liebe e.V. ist die Teilnahme für die ehrenamtlich organisierten Vereine und Initiativen kostenfrei.
Mitmachen!
Der Zug der Liebe lädt zum Mitmachen ein. Ob ihr als Teilnehmer:innen mittlauft und mittanzt und das friedliche Miteinander genießt, ob ihr über den Zug der Liebe mit Euren Freunden und Bekannten sprecht, Euch über die sozialen Vereine informiert, spendet oder gar Fördermitglieder eines Vereins werdet: ihr könnt alle Euren Teil dazu beisteuern, dass Liebe und Gemeinschaft ein Stück weit mehr in die öffentliche Wahrnehmung rücken als (Wirtschafts-)kriege, völkische Hetze, neoliberale Parolen und defizitorientierte Debatten über Einwanderung und Migration. Wir sollten mehr darüber sprechen, was uns verbindet, als darüber, was uns spaltet. Gemeinsam tragen wir dazu bei, dass humanitäre Themen ins öffentliche Licht und auf die mediale Agenda rücken. Es kann nicht sein, dass globale Konflikte, Kriege, Debatten über Waffenlieferungen und Abschottung gegen Flüchtende unsere öffentlichen Diskurse dominieren. Es braucht eine neue Agenda der Liebe. Seid dabei! Macht mit! Sagt es weiter! Setzt der zunehmenden Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit in unserer Gesellschaft etwas entgegen!
Wir sagen als Forum Gewerkschaftliche Linke Berlin : Unsere Liebe heisst Solidarität!
Zug der Liebe Programm
19. August, Free Open Air, 13-22 Uhr, Pumptrack Berlin – 52° e.V. An der Ostbahn 8, 10243 Berlin.
26. August, Zug der Liebe Demonstration, 13-22 Uhr, ab Mauerpark
26. August, Zug der Liebe After Party, 20-10 Uhr, Ritter Butzke
Kunst, die uns zeigt wie ernst der Klimawandel ist und dass es an uns liegt, ob es Kunst bleibt oder Realität wird.
In Faszination von Natur und Landschaft sind berühmte Kunstwerke von Künstlern wie Gauguin, Van Gogh und Friedrich entstanden. Sie alle zeigen blühende, farbenfrohe und belebte Landschaften, Biotope und Siedlungen und fangen die Schönheit der Natur meisterhaft ein. Sie alle sind Abbild der echten Natur. Doch wie lange dient sie uns noch als Inspiration für Kunst und Malerei? Eine Künstliche Intelligenz hat diese Gemälde auf Zeitreise geschickt und führt uns vor Augen wie diese Bilder aussehen würden, wenn sie im Jahre 2100 nach anhaltendem Klimawandel entstanden wären. Der Anblick ist kein Kunstgenuss und verdeutlicht umso mehr wie erschreckend und real der Klimawandel ist, wie breit gefächert seine Folge für Tier, Mensch und Natur und in welcher Geschwindigkeit seine Folgen uns ereilen, wenn nicht umgehend die intensivsten Klimaschutzmaßnahmen mit jeglicher Konsequenz umgesetzt werden.
Das Stöbern durch die digitale Galerie ist keine Einladung zum Kunstgenuss, sondern eine Bewusstmachung, dass Jeder und Jede einen Beitrag leisten kann und muss.
Zum 70. Geburtstag von Elisabeth Alt blicken wir zurück auf ein bewegtes Leben und ehren eine politische Mitstreiterin, die im vergangenen Jahr nach schwerer Krankheit verstorben ist.
Elli Elisabeth Alt war Journalistin durch und durch! Verheiratet war sie nicht – und wenn dann nur mit der außerparlamentarischen Opposition, denn dort wirkte sie seit ihrem 16. Lebensjahr. Geboren am 26.3.1953 und aufgewachsen in Hessen, studierte sie Politik und Russisch im Roten Marburg, arbeitete in Werner Faßbinders Filmcrew, später als Journalistin in München. Im (Un)ruhestand kam sie nach Berlin. Auch hier waren Elisabeth Alt und das Politische untrennbar. Heute hätte sie ihren 70. Geburtstag gefeiert. Wir erinnern uns an sie.
Freundin Tina mit einem Porträt von Elisabeth Alt (Foto: Peter Vlatten)
Elisabeth Alt und das Politische waren untrennbar
Ihr Leben lang engagierte sie sich. „Das Leben von Elli war anstrengend.“ erzählt Freundin Tina bei der Gedenkfeier im Oktober 2022. „Elli stand immer auf der Seite der Entrechteten und Übersehenen. Und Elli stand immer unter Strom. Sie studierte die perfiden Auswüchse des Neoliberalismus und hatte in der luxussanierten Stadt München ihre tägliche Reibung.“
Im konservativen Bayern unter Franz-Josef Strauß war es in den 80igern nicht einfach, den richtigen Job zu finden. Auf Empfehlung vom Arbeitsamt machte Elli Alt sogar eine Sekretariatsausbildung und lernte perfekt tippen und rasend schnell Steno schreiben.
Über mehrere Umwege gelang es ihr schließlich, in der Schlußredaktion des Focus unterzukommen. Nicht unbedingt ihre politische Linie und zudem mit Schichtarbeit. Später redigierte sie für die Vogue.
Elli Alt schaffte den Spagat: tagsüber Maloche für den Lebensunterhalt (wobei ihr das Feilen an perfekten Formulierungen und anspruchsvollen Texten durchaus Spaß machte, #Korrekturfahne), abends und am Wochenende das tun, was wirklich zählt: Lesen, Filme gucken und Freunde treffen.
Das passende Bild aus dieser Zeit zeigt Elli auf ihrem Biedermeiersofa in der Münchner Altbauwohnung, Zigaretten rauchend und telefonierend. Der Austausch mit den Freunden war existentiell und die Leitung meistens besetzt.
Die Themen, die sie beschäftigten: Aufrüstung, Apartheid, Faschismus, Aids, Anti AKW Bewegung und theologische Befreiungstheologie.
Ihre Vorbilder waren Rosa Luxemburg, Che Guevara, Hannah Arendt, Martin Luther King
Auch nach ihrem Umzug nach Berlin fand Elli Alt schnell Anschluss. „Bald war sie gut bekannt mit Bäcker, Schneider und kompetenten Handytechnikern in ihrer Straße. Sie entdeckte die türkischen Restaurants und den afrikanischen Friseur. Sie schloß neue Freundschaften bei Sahra Wagenknechts ‚Aufstehen‘ und arbeitete redaktionell in einer Geschichtswerkstatt zum Roten Wedding mit, ging auf Demos und mischte sich unter die Leute.“ berichtet Tina.
Elli Alt mit Mitstreiterinnen der Sammlungsbewegung „Aufstehen“ beim S-Bahn-Protest am Bahnhof Gesundbrunnen im August 2020
„Selbst als ihre gesundheitlichen Probleme zunahmen, tat sie alles, was ihr möglich war, unsere politische Arbeit unterstützen.“ erinnert sich Maria aus der Gruppe Aufstehen Pankow / Nordost. „Sie versandte Artikel, schrieb Leserbriefe, redigierte Reden und Texte.“
Auch der Austausch zwischen Ost und West war spannend. „Als Ostberlinerin Jahrgang 1977 lernte ich durch Elli einiges über die westdeutsche linke Protest- und Friedensbewegung, über Spartakusgruppen an der Uni Marburg, über Berufsverbote für junge Lehrer durch den Radikalenerlass, über die Sabotage und die Unterwanderung der linken Opposition. Sie hatte immer viele Geschichten im Gepäck.“
2021 wurde mit dem Berliner Volksentscheid „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“ Geschichte geschrieben. Auch Elli Alt hatte einen Anteil daran.
Doch die Freude darüber hielt nicht lang. Corona hatte 2021 schon zu vieles verändert.
Die Coronapandemie und der Umgang mit Kritik haben etwas in ihr kaputt gemacht
„Ich denke manchmal, Elli ist am Ende der Atem ausgegangen.“ sagt Tina.
Der politische Umgang mit der Pandemie, das öffentliche Schimpfen auf Nicht-Geimpfte und die bewusst in Kauf genommene Spaltung der Gesellschaft haben etwas in ihr kaputt gemacht.
Elli Alts geliebten Kinos zeigten keine Filme mehr, Kultureinrichtungen machten dicht, Freunde isolierten sich. Und auch die zunehmende Aufrüstung in Europa, die Eiszeit der Beziehungen zu Russland und der Ausbruch des Krieges in der Ukraine machten ihr zu schaffen.
„Als wir im September 21 wieder im Wedding spazieren gingen, hatte Elli sich verändert. Sie war dünn geworden und dünnhäutig, konnte nur noch langsam laufen und bekam schwer Luft.“
Im Januar 2022 dann die Diagnose Lungenkrebs.
Für Elli Alt war von Anfang an klar: Sie wollte würdevoll sterben. Und sie wollte auch nicht mehr erleben, dass deutsche Waffen wieder Russen töten.
Die Wohnung war ihr Ruhepol
Egal wo, Elli Alts Wohnung war immer ihr Ruhepol, hier konnte sie auftanken.
Dies sollte auch im Lazarushospiz an der Bernauer Straße nicht anders sein, welches sie im Mai 2022 bezog. Es wurde sofort ein Designsofa angeschafft, diesmal in türkis, um Lesen zu können und um mit Freunden und Familie darauf zu sitzen um Abschied zu nehmen.
Das letzte Zimmer wurde ihr Zuhause und von ihr gestaltet: An der Wand ein Gemälde von Freundin Kerstin, eine Fotocollage aus ihrer Jugendzeit und der Konfirmationsspruch ihrer Urgroßtante.
Auf der geliebten Couch im Zimmer im Lazarushospiz im Juni 2022
Elli Alt sagte immer wieder, was für ein Glück es war, das Zimmer im Lazarus Hospiz mit Blick auf eine Ulme und die Reste der Berliner Mauer bekommen zu haben. Die Namen der Pflegekräfte kannte sie alle.
Sie konnte sich bei klarem Verstand von allen ausgiebig verabschieden. Sie hatte die Zeit und die Möglichkeit, bewusst aus dem Leben zu scheiden und sie tat es tapfer.
Am Morgen des 23.8.2022 wurde sie von ihrer schweren Krankheit erlöst.
Elli Alts herzliche Persönlichkeit, ihr Wissensschatz und ihr spitzer Humor werden fehlen
Wir verlieren einen ganz besonderen Menschen. Elis Ehrlichkeit, ihre Direktheit, ihre Radikalität und ihre Hilfsbereitschaft forderten uns.
Elli war nicht pflegeleicht und man riskierte leicht einen Rüffel. Aber gerade durch diese Fähigkeit zur Konfrontation brachte sie uns in Dialog und zum Nachdenken.
Elli schaute nicht weg. Und Eli konnte einen Disput mit Witz und nie vergehendem Humor entschärfen. Humor und Warmherzigkeit trotz Verzweiflung bis zum Schluß.