Mehr Betriebsräte und mehr Schutz und Rechte für Betriebsräte!

Kundgebung vor dem Reichstag zum Betriebsrätemodernisierungsgesetz

Einen Tag vor der Verabschiedung des Betriebsrätemodernisierungsgesetzes im Bundestag organisierte die Aktion ./. Arbeitsunrecht eine kleine Kundgebung mit 50 Menschen vor dem Reichstag[1].

Ursprünglich sollten Arbeitsminister Heil über eintausendfünfhundert Unterstützer-Unterschriften für die Forderungen nach einem besseren Schutz für Betriebsräte und Betriebsratsgründungen überreicht werden. Weil der Arbeitsminister die Annahme verweigerte, kündigte Elmar Wigand für die Aktion ./. Arbeitsunrecht an, Heil persönlich die Unterschriften im Wahlkampf zu überreichen.

Die Bundestagsabgeordnete der Partei DIE LINKE Jutta Krellmann erinnerte daran, dass die Reform des Betriebsrätegesetzes im Jahr 2001 das Ziel hatte, durch Erleichterung der Wahlen vor allem in kleineren Betrieben den Rückgang von Betriebsräten zu stoppen. Dies ist nicht gelungen:  Im Jahr 2001 arbeiteten 2001 rund 50% der westdeutschen und über 40% der ostdeutschen Beschäftigten in Betrieben mit Betriebsrat, jetzt sind es 42 Prozent der westdeutschen und 35 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten[2]. In nur 9 % aller westdeutschen und nur 6 % aller ostdeutschen Betriebe werden Betriebsräte gewählt. Mehr Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte konnten im Gesetz, das morgen verabschiedet wird, nicht durchgesetzt werden. Jutta Krellmann fragte, ob wir wieder 20 Jahren auf eine „Modernisierung“ warten sollen, die den Betriebsräten nur wenig zusätzliche Rechte einräumt. Sie kritisierte, dass Betriebsratsmitglieder mit befristetem Arbeitsvertrag ihr Mandant verlieren, wenn ihr Arbeitsvertrag ausläuft und sie damit aus dem Betrieb ausscheiden. Sie forderte ihre Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Es sprachen außerdem RA Benedikt Hopmann und Marco Bülow, der aus der SPD ausgetreten ist und in seinem Wahlkreis in Dortmund für die PARTEI kandidiert. Marco Bülow vermutet, dass das Gesetz über einen Kuhhandel mit der CDU durchgesetzt wurde: Im Gegenzug erreichte die CDU eine Ausweitung sozialversicherungsfreier Saisonarbeit von 70 auf 102 Tage. Diese Ausweitung trifft Zeitungsboten ebenso wie die 300.000 Erntehelfer. Nein, einen Kompromiss, der zu ihren Lasten geht, können wir nicht akzeptieren. Sie sind in dieser Zeit nicht krankenversichert und können auch keine Rentenansprüche aufbauen. Jessica Reisner verlas Grußbotschaften der IG Metall Vertrauensleute bei Wikus und der Katholischen Arbeiterjugend (KAB). Außerdem meldeten sich Betriebsräte der Lebenshilfe Schule und des Lieferdienstes Gorillas zu Wort.


[1] siehe auch: https://arbeitsunrecht.de/betriebsraete-protest-gegen-lasche-reform-vor-bundestag/     

[2] https://www.iab-forum.de/ost-und-westdeutschland-naehern-sich-bei-der-reichweite-der-betreiblichen-mitbetimmung-an

Wir dokumentieren hier die Rede, die unser IG Metall-Kollege Hopmann gehalten hat. Benedikt hat die frei gehaltene Rede hier nochmal schriftlich fixiert.
Rede Benedikt Hopmann

Verband Metallarbeitgeber festgebissen in die Mauer, auch 31 Jahre nach dem Fall

Wer in Berlin zufällig auf der einen Straßenseite arbeitet, kriegt 8 % weniger Lohn und Gehalt als seine Kollegen und Kolleginnen auf der anderen Seite der Straße. Oder er/sie muß 38 Stunden statt 35 Stunden arbeiten. Obwohl er/sie bei derselben Firma beschäftigt ist . Obwohl er/sie dieselbe Arbeit leistet, dieselbe Ausbildung und Eingruppierung hat. Aber der Kaffee kostet für jeden auf beiden Straßenseiten dasselbe.

Unmöglich ? Nein, diese Realsatire gibt es wirklich . Relikte aus einer geteilten Stadt. Eine unsichtbare Mauer ! Hoch und heilig gehalten vom Kapital!

Einige Arbeitgeber ziehen sogar extra mit ihren Beschäftigten auf die eine Straßenseite um. Dann müssen diese von einem Tag auf den anderen 3 Stunden mehr arbeiten. Sie erhalten keinen Cent zusätzlich dafür.

Wenn es um den „lieben Profit geht“ klammert sich der VMA (Verband der Metallarbeitgeber) auch noch nach 31 Jahren fest an dieser sonst so verpönten „Unrechtsmauer“ und will nicht einen einzigen Zentimeter zurückweichen. Selten entpuppten sich Schlagwörter wie „Deutsche Einheit“ oder „Leistungsgesellschaft“ so sehr als pure Sonntagsreden. Kein Anachronismus scheint dem Arbeitgeberverband, seinen Mitgliedern und politischen Zöglingen zu dumm, wenn sich eine Möglichkeit bietet, noch mehr Mehrwert aus Beschäftigten herauszupressen.

Die IGM ruft auf :“Zukunft für Arbeitsplätze, Unternehmen und Ausgebildete und die Angleichung Ost – die IG Metall kämpft in der aktuellen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie um weit mehr als um eine prozentuale Erhöhung für die Lohntüte. Es geht um die Zukunft ganzer Regionen, um Gerechtigkeit und die soziale Einheit Deutschlands

Der VMA bleibt bisher von Verhandlungsrunde zu Verhandlungsrunde stur!

Nur eine Welle von Warnstreiks und Hohn und Spott in der öffentlichen Meinung können wohl ein Umdenken bewirken.

Das Motto des Arbeitskreis Internationalismus lautet „Unser Standort heißt Solidarität“. Da dürfen wir es nicht zulassen, dass in unserer geliebten Stadt die Straße zum Graben und die Straßenseite zum Standortnachteil wird. Wer das genauso sieht , hilft uns breit über die hier beschriebene groteske Ungerechtigkeit aufzuklären, nimmt an den Protestaktionen teil und erklärt sich hier solidarisch mit allen Kolleg*innen, die auf der einen Straßenseite arbeiten: https://www.igmetall-bbs.de/aktuelles/meldung/jetzt-unterschreiben-fuer-die-angleichung-ost/

Die nächste öffentliche Protestaktion findet statt: Montag, den 26.4.2021 10 Uhr, Oberbaumbrücke !

Protest Daimler Berlin Marienfelde!

9.12.2020 ist Aktionstag . Die Belegschaft des Mercedes-Benz Werks in Berlin Marienfelde protestiert gegen die drohende Streichung von 2.000 der 2.500 Arbeitsplätze.

Ist der Aktionstag ein Vorbote einer Welle von Auseinandersetzungen, wenn Versäumnisse und Krisenlasten auf die Beschäftigten in der MetallIndustrie erst richtig zuschlagen ?

Es geht um den Erhalt von hochwertigen Arbeitsplätzen am Standort Berlin. Es geht dabei aber auch um Investitionen für zukunfsfähige ökolgisch verträgliche Produkte. Einige sagen, dass bisher noch nicht viel passiert sei und der Druck deutlich erhöht werden muss. Zum längeren Streik aufzurufen findet der 1. Bevollmächtigte der IG Metall noch verfrüht, wie die junge Welt von am 10.12.2020 berichtet. Ist das wirklich so ? Reichen die aktuellen Aktionen und Worte allein aus? Die gewünschten klaren Zusagen seitens des Daimler Managements lassen auf sich warten. Wir meinen, der Aktionstag kann nur ein Auftakt sein. Eine solche Botschaft wird am Besten verstanden! Egal, was geredet wird. Friedliche Feiertage und ein friedliches Jahr 2021 sind wohl eine Ilusion. Und wir sollten gleich am Standort in die Offensive gehen, damit Tesla in Grünheide nicht aus den Tarifverpflichtungen ausbuchst und Arbeitststandards der Arbeitnehmer aufweicht.

Der bisherige Werksleiter von Daimler Marienfelde hat sich bereits zu Tesla aus dem Staub gemacht.

Hier ein Beitrag mit Video von Labournet TV . Es kommen beteiligte Kolleginnen und Kollegen sowie Unterstützer selbst zu Wort.

https://de.labournet.tv/protest-bei-daimler-marienfelde?fbclid=IwAR3lTfks3dmO06ZnaeSUR1LH1BYYINPWELr_kTOcgmrjb5h6sjCLFULpQZ8

Diese Seite verwendet u. a. Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung