Der Veteranentag ist da – Ehre den zukünftigen Opfern!

Von Manfred Henle

Der Veteranentag am 15. Juni war ein weiterer Einschritt in der Militarisierung der Gesellschaft auf dem Wege der erhofften Kriegsfähigkeit. Wir hatten zur Berliner Demonstration gegen die Etablierung eines solchen Tages mobilisiert und dann über die Demo-Auflagen und das Eingreifen der Polizei berichtet. Es scheint uns lohnend, hier nochmal einen vertiefenden Rückblick zu wagen.

Einen solchen gibt es bereits vom die Demo mitorganisierenden „Provisorischen anarchistischen Antikriegsrat“, auf den wir hier verlinken:
https://www.untergrund-blättle.ch/politik/deutschland/stoerungen-des-veteranetages-in-berlin-und-anderswo-eine-kleine-bilanz-des-erfolgs-009128.html

Auch im Untergrundblättle erschien ein treffender Kommentar von Gerald Grünklee,den er kurz vor dem Demo verfasst hat.
https://www.untergrund-blättle.ch/politik/deutschland/zum-nationalen-veteranentag-am-15-juni-009110.html

Der folgende Beitrag von Manfred Henle, der den Leser:innen des Forums schon bekannt ist, erschien gestern – am 28. Juni. (Jochen Gester)

Titelbildcollage: Jochen Gester

Die Unterwerfung der gesamten Gesellschaft unter den Imperativ der Kriegstüchtigkeit, den die Zeitenwende-Kriegs-Koalition wie die gegenwärtige Kriegs-Koalition in Angriff genommen haben, hat inzwischen beträchtliche Fortschritte hinsichtlich Mentalitätswechsel und Kriegsvorbereitung erzielt.

1. Veteranentag und Veteranenkult – worum es geht

„Mit Sozialleistungen und mit Bildung lässt sich dieses Land nicht verteidigen.“ (Pistorius, 21.5.2025)

Das Unternehmen „Mit einer Billion Euro in den Krieg, „whatever it takes“ (IMI-Analyse, 24. 3.2025), der sogenannte „Aufwuchs“ des deutschen Gewalt-, Militär- und Kriegsapparats um 460.000 junge Soldatinnen und Soldaten „zuzüglich einer militärischen und zivilen Reserve“ (Friedrich Merz plant gigantische Bundeswehr, 20.5.2025), sowie das gigantische Vorhaben, den deutschen Militär- und Kriegsapparat zur mindestens „konventionell stärksten Armee Europas“ herzurichten, hat in der Bevölkerung keinerlei Unruhe ausgelöst. Genügt das? Nein, auf gar keinen Fall, heißt es von Seiten der politischen Entscheidungs- und Verantwortungsträger über Krieg und Frieden. Denn:

Heute geht es hier im Bundestag, der Herzkammer der Demokratie, um viel. Es geht um Wichtiges. Es geht um viel Wichtiges für viele…Es geht um die Anerkennung derjenigen, die in letzter Konsequenz bereit sind, das Äußerste für andere zu geben, und die ihr Leib und Leben für unser Land einsetzen. (Pistorius, Bundestag 25.4.2025)

Dass es beim viel Wichtiges für Viele darum geht, in letzter Konsequenz bereit zu sein, das „Äußerste“, Leib und Leben herzugeben, darin ist der Herzkammer der Demokratie kaum zu widersprechen. Allerdings ist hinzuzufügen, dass es schon die Herzkammer der Demokratie ist, die in ihrer allumfassenden Kriegsvorbereitung nicht nur Viele, auch nicht nur die Staatsbürger in Uniform, sondern alle „Menschen in unserem Land“ (Pistorius Veteranentag-Rede (audio) 15.6.2025) in die Situation hinein befehligt und hineinmanövriert, das Äußerste, Leib und Leben hergeben zu müssen, eben auch als Zivilisten: sei es an der Heimatfront, sei als rüstungsindustrielle oder sonstige Reservearmee, sei es als unvermeidlicher Kollateralschaden unterm gegnerischen Kugel-, Drohnen-, Bomben- und Raketenhagel.

Das hinzunehmen verdient: „Anerkennung“ (Pistorius, 25.4.2025) und „Wertschätzung … Schulter an Schulter. Einfach Respekt.“ (Pistorius, 15.6.2025) So ist der zukünftig alljährlich wiederkehrende, höchst feierlich zu zelebrierende „Veteranenkult“ (Pistorius, 25.4.2025) dazu ausersehen, die Bevölkerung mental und seelisch auf den von der Herzkammer der Demokratie ins Auge gefassten und geplanten Krieg einzustimmen:

Ein nationaler Veteranentag ist auch ein Zeichen in die Gesellschaft, und das ist nicht weniger wichtig. Viel zu oft kam in den vergangenen Jahren das Gefühl auf, dass unser Leben in Freiheit und Frieden eine Selbstverständlichkeit ist. (Ebd.)

Mitunter auch auf diese Weise ist die verlangte Kriegstüchtigkeit der gesamten Gesellschaft mental und seelisch einzubrennen. Mit anderen Worten: „Der Veteranentag soll genau das bewirken – er soll den Menschen eine neue Leitkultur verpassen und die Aufrüstung mit ‚Folklore‘ ausstatten.“ (Roberto de Lapuente, Alles Gute, liebe Kameraden!, 15.5.2025)

Der alljährliche Veteranentag ist ein weiterer Baustein zur rücksichtlosen Durchsetzung des Imperativs der Kriegstüchtigkeit, zu der die Menschen im Lande herzurichten sind. Andererseits hält die Herzkammer der Demokratie am Tag der Veteranen noch einige andere Klarstellungen bereit, um den Menschen im Land zu unterbreiten, was die Herzkammer der Demokratie noch alles außer Anerkennung, Wertschätzung, Würdigung und Respekt Schulter an Schulter fürs Kommende mit ihnen vorhat.

2. Das Schutzobjekt der Verteidigung: Frieden, Freiheit, Sicherheit, Stabilität, Schutz, das Leben

„Dieser Tag macht klar, was der höchste Preis für unser Leben in Freiheit und Frieden ist.“ (Pistorius, 25.4.2025)

Die Unterwerfung und Aufteilung des blauen Planeten unter die Konkurrenz der Staaten bringt tagein tagaus sich wechselseitig schädigende Gegensätze hervor. Insofern ist die Bedrohung von Außen, durch Andere allgegenwärtig. Weshalb die staatliche Gewalt-, Kriegs- und Zerstörungsmaschinerie zur Grundausstattung eines jeden staatlichen Gebildes dazugehört.

Nimmt in der staatlichen Lagebeurteilung das Hindernis, die Beeinträchtigung oder die Schädigung gegenüber den eigenen staatlichen Zwecken und Interesse ein nicht mehr tragbares Ausmaß an, dann sind die politischen Entscheidungs- und Verantwortungsträger so frei, eine konkrete Bedrohung zu diagnostizieren. Im Fall der deutsch-europäischen NATO-Wertegemeinschaft: Schon die schiere Existenz Russlands mit seiner gigantischen Landmasse bedroht, das heißt: relativiert seit jeher die ausgreifenden, geo- und weltpolitischen Ansprüche und Interessen der deutsch-europäischen NATO-Wertegemeinschaft. Diese weitreichenden Ansprüche gehören verteidigt. Weshalb es einer Verteidigungsbereitschaft von allem und jedem bedarf und eines staatlichen Gewaltapparates, der in der Lage ist, mit allen Mitteln der Gewaltanwendung die ausgreifenden, geo- und weltpolitischen Ansprüche und Interessen zu „verteidigen“.

Das gebietet nunmehr notfalls auch ohne die USA, Russland aus dem Spiel zu nehmen. Zumal, da Russland mit seinen weltpolitischen Kalkulationen seiner weiteren Vorwärtseinkreisung durch den Einmarsch in die Ukraine praktisch Einhalt geboten hat und weiterhin gebietet. Diese „Bedrohung“ der ausgreifenden Zwecke und Interessen der deutsch-europäischen NATO-Wertegemeinschaft verlangt eine endgültige Lösung. Insbesondere auch angesichts China und jeder sonstigen zukünftigen Behinderungen durch Konkurrenten oder sogenannter „strategischer Gegner“. Daraus folgt: Erstmal und auf jeden Fall Krieg gegen Russland. Das ist der erste Teil der Bedrohungslehre.

In den zynischen Kriegsaufruf-Worten der Herzkammer der Demokratie:

Sie haben sich bewusst entschieden, weil sie gesagt haben, wir erleben in einer neuen Zeit, in der Bedrohung wieder eine Rolle spielt, in der wir uns dieser Bedrohung stellen müssen, leider stellen müssen und wir, diese jungen Leute, sagen, da will ich ein Teil davon sein. Ich will meinen Teil dazu beitragen. (Pistorius, 15.6.2025)

Weder haben die jungen Leute im Land gesagt, wir leben in einer Zeitenwende, in einer neuen Zeit der Bedrohung, noch haben sie von sich aus verlauten lassen, dass sie liebend gerne ein Teil beim Beiseite räumen dieser Bedrohung sein und ihren Teil dazu beitragen möchten. Weil davon keine Rede sein kann und der in Vorbereitung befindliche Krieg gegen Russland jede Menge lebendigen „Aufwuchs“ des deutschen Gewalt-, Militär- und Kriegsapparats bis mindestens 2030 benötigt, gibt es das schöne Instrument der Wehrpflicht. Das ist keine Pflicht im kantisch-moralischen Sinn, sondern der physische, unter Strafandrohung durchzusetzende Zwang, das Kämpfen, Zerstören, Vernichten, Töten und Getötet-Werden rücksichtslos gegen sich und andere anzuwenden erlernen.

Nun heißt es aber, zweiter Teil der Bedrohungslehre:

„Wer bereit war und ist, die Freiheit und Sicherheit Deutschlands eben im Notfall buchstäblich mit Leib und Leben zu verteidigen, der verdient unsere Anerkennung und unsere Dankbarkeit und unseren Respekt.“ (Pistorius, 15.6.2025)

Explizites Schutzobjekt ist Deutschland: und zwar dessen Freiheit und Sicherheit. Eine weitere Klarstellung des Veteranentags. Diese souveräne Freiheit, den ausgreifenden staatlichen Zwecken und Interessen gegen jedes Hindernis, also gegen jede potenzielle oder reale Bedrohung, die sie durch ihre globalen Ansprüche selbst erschafft, weltweit freie Bahn zu verschaffen, benötigt Stabilität nach Innen ebenso, wie im näheren und fernen Umfeld und Ausland. Gelegentlich notwendige Kriege gleichermaßen, um den Frieden, die Sicherheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes samt seinen NATO- und sonstigen Bündnispartnern mit glaubwürdiger Abschreckungsgewalt wieder herzustellen und aufrecht zu erhalten.

Der private Frieden, die private Freiheit und Sicherheit, der staatlich gewährte Schutz und das Leben und die Gesundheit eines jeden Einzelnen ist die Dispositions- und Verfügungsmasse der staatlichen Freiheit und Souveränität, der politischen Herrschaft, hierzulande organisiert als Demokratie: einkalkulierte staatlich erzwungene Opfergabe im geplanten Krieg gegen Russland.

Möglicherweise verascht und verdampft diese Dispositionsmasse Deutschlands im atomaren Feuer der gegen die atomare Weltsupermacht ins Visier genommenen thermonuklearen Auseinandersetzung mit Russland seitens Deutschlands und seiner NATO-Partner. Das ist er dann, „der höchste Preis für unser Leben in Freiheit und Frieden.“ (Pistorius)

Umso mehr ist die Kriegstüchtigkeit der gesamten Gesellschaft gefordert. Das ausgreifende „Recht auf Selbstverteidigung“, einschließlich „das Recht auf Angriffskriege“ (German Foreign Policy, 16.6.2025) steht nicht nur Israel zu, da es doch darum geht, Russland in die Knie zu zwingen. Dieses Vorhaben siegreich zu gestalten, ist gegenwärtig oberste Priorität der Parlamentsarmee.

3. Die Parlamentsarmee und ihr Handwerk

„Sie wissen das alle, die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee reinster Güte.“ (Pistorius, 15.6.2025)

Als Armee, als materieller und menschlicher, staatlich ins Leben gerufener Gewalt-, Militär- und Kriegsapparat, als bewaffneter Arm staatlicher Souveränität und Freiheit, unterscheidet sich die Parlamentsarmee in ihrem Auftrag und in der Ausübung ihres erlernten Handwerks von keiner anderen Armee der Welt: Alle Armeen sind gefordert und befehligt, durch Kämpfen, Zerstören, Vernichten, Töten und Getötet-Werden, den Zwecken und Interessen der staatlichen Herrschaft und ihrer Oberbefehlshaber zum Sieg und Durchbruch zu verhelfen.

Dieses Handwerk zu erlernen ist Aufgabe der Wehrpflicht, die den ganz normalen Staatsbürger zum Staatsbürger in Uniform, zum Soldaten zurichtet. Dann ist er, auf diese Weise kriegstüchtig gemacht, zum sogenannten „Dienst an der Waffe“ befähigt. Ist das zufriedenstellend geleistet, dann obliegt es der Herzkammer der Demokratie zu entscheiden, wann und wo die Parlamentsarmee ihr erlerntes Handwerk, das Kämpfen, Zerstören, Vernichten, Töten und Getötet-Werden, ausüben soll. Keine Frage: Das ist ein „ganz besonderen Dienst“ (Pistorius, 15.6.2025) Deshalb: „Diese Bundeswehr geht nirgendwo hin, ohne dass das Parlament das billigt.“ (Pistorius, ebd.) Sicherlich: Das ist ein „ganz besonderen Dienst“ und „der Vetereranenkult … vermittelt eben genau diese Wertschätzung für einen Dienst, der alles andere als selbstverständlich ist.“ (Pistorius, ebd.)

Mit anderen Worten: „Wer für die Sicherheit und Freiheit unseres Landes alles gibt, der verdient mehr als Dankesworte.“ (Julia Klöckner, Präsidentin des Deutschen Bundestag, Schirmfrau des Nationalen Veteranentages, 15.6.2025) Worin dieses „mehr“ besteht, wird noch zu zeigen sein.

Das genuine Handwerk des Soldatentums, also auch das der Parlamentsarmee, ist zu allen Zeiten das Gleiche: sei es zu Zeiten der anti-napoleonischen „Befreiungskriege“, sei es zu Zeiten der Völkermorde an den Herero und Nama, sei es zu Zeiten des Kaiserreichs, sei es zu Zeiten des Nationalsozialismus und Faschismus, sei es zu Zeiten der Parlamentsarmee in ihren „internationalen Einsätzen, Missionen im Rahmen des internationalen Krisenmanagements oder jetzt wieder beim Schutz der NATO-Ostflanke.“ (Pistorius, ebd.) Es ist die politische Herrschaft, die sich die Armee, die staatliche Gewaltmaschinerie als Instrument, geschaffen hat, um den Zwecken und Interessen der Herrschaft Geltung und Durchsetzung zu verschaffen, mögen das Herrschaftspersonal auch wechseln im Sturm der Zeiten und Zeiten-Wenden.

Indes, eine Bedingung muss ausnahmslos erfüllt sein, damit die politische Herrschaft, welche immer es auch sei, das genuine Handwerk des Soldatentums aufrufen, abrufen, befehligen und ins Werk setzen kann.

4. Die lebendige Grundlage der staatlichen Kriegsbereitschaft und Kriegswilligkeit

Der global ausgreifende Verteidigungswille deutscher Zwecke und Interessen, der das Recht auf Selbstverteidigung ebenso einschließt wie das Recht auf Angriffskriege, gegenwärtig gegen die Atomsupermacht Russland in Planung und Vorbereitung, bedarf eines nachhaltigen  „Aufwuchses“ des deutschen Gewalt-, Militär- und Kriegsapparats:

Denn dieser Staat, meine Damen und Herren, der kann sich nicht selber verteidigen. Der Staat ist ein Gebilde. Der Staat braucht Menschen, die das tun. Die das tun für sich und für alle anderen, die in diesem Staat leben. (Pistorius, ebd.)

Auch dieser Klarstellung im Rahmen des ins Leben gerufenen Veteranentages ist weitgehend zuzustimmen: Das staatliche Gebilde mit seinen globalen Ansprüchen kann diesen nur glaubwürdige Durchsetzung verschaffen, soweit und insofern die Menschen sich in ihrem Staatsidealismus und Patriotismus dazu herrichten und herrichten lassen. Ja, das staatliche Gebilde selbst verdankt seine ganze Existenz in erster und letzter Instanz nur der Bereitschaft der Menschen, im staatsidealistischen Glauben, der Staat sei in erster und letzter Instanz eine Dienstleistung an ihrem Wohlergehen und nicht umgekehrt, sich zuzurichten und zurichten zu lassen. Für alles, was das staatliche Gebilde vorhat, gilt: „Der Staat braucht Menschen, die das tun.“ Dass sie das „für sich tun“ ist allerdings eine Täuschung und Selbsttäuschung, geschuldet ihrem Staatsidealismus und ihrem Patriotismus, sowie der alltäglichen Propaganda und Kriegspropaganda schon gleich.

Um das Leben und die Freiheit von Staat, Standort und Nation – in der Welt der universellen Staatenkonkurrenz, die die USA in Gestalt ihrer regelbasierten Weltordnung ab 1945 zur Grundlage der gesamten Menschheit gemacht haben, auch zukunftssicher zu machen, ist jedoch Vorsorge zu treffen, der Krieg gegen Russland ist da nur ein Etappenziel:

„Wer will, dass es genügend Menschen gibt, die das tun, auch in Zukunft, der muss denjenigen, die das tun, eben auch genau das entgegenbringen. Dankbarkeit und Respekt.“ (Pistorius, ebd)

Eben solche Menschen, „die bereit sind, wenn es darauf ankommt, das höchste Gut, Gesundheit oder sogar Leben aufs Spiel zu setzen…“ (Pistorius, ebd.) Deshalb: „Jeder Soldat, jede Soldatin ist uns wichtig.“ (Pistorius, 25.4.2025)

Kriegstüchtige Zukunftssicherung nationaler Interessen und Zwecke verlangt Bereitschaft:

„Und damit diese Bereitschaft eben nicht verloren geht, auch in den kommenden Generationen, brauchen wir endlich eine Veterankultur in Deutschland.“ (Pistorius, 15.6.2025) Solche Bereitschaft „auch in den kommenden Generationen“ (!) verdient schon jetzt den ganzen Dank des Vaterlandes.

5. Ausblick: Der Dank des Vaterlandes

Gewiss ist dies: Gelingt es der politischen Herrschaft in Gestalt der alleinzuständigen Verantwortungsträger in der Herzkammer der Demokratie, die gesamte Gesellschaft kriegswillig und kriegstüchtig zu machen für den geplanten, auch atomaren Krieg gegen Russland und die  zukünftigen Kriege darüber hinaus, dann ist die „immer neue Produktion von Veteranen“ (Gerald Grüneklee, 15.6.2025) auf Generationen hinaus gesichert. Gleichermaßen ist damit gesichert:

„Um als Veteran geehrt zu werden, muss man also nicht mehr leben. Alte Krieger, kalte Krieger.“ (Gerald Grüneklee, 11.6.2025) Soweit es Überlebende gibt, die die Toten beneiden werden, steht fest: „Am Ende sind wir alle Veteranen, auch die Zivilisten.“ (Roberto de La Puente, 15.6.2025)

Mit einem Wort: „Insofern, liebe ehemalige und zukünftige Veteranen, gebührt Euch in der Tat der Dank des Vaterlandes für die Opfer, die ihr bei anderen angerichtet habt und auch die, die ihr selbst zu spüren bekommt.“ (Renate Dillmann, 15.6.2025)

Und da in Wende- und Vorkriegs-Zeiten der Mobilisierung der Menschen für den Krieg, definitiv im Krieg, nur noch das Prinzip von Befehl und Gehorsam gilt, sind die Worte eines ehemaligen politischen Verantwortungsträger in seiner Dankesrede nach wie vor richtungsweisend:

Ricordati vi o giovani camicie nere, che il fascismo non vi promette né honore, né cariche, né guadani, ma il dovere e il combattimento“

Denkt daran ihr jungen Schwarzhemden, der Faschismus verspricht Euch weder Ehre, noch Ämter, noch Gewinn, sondern nur Pflicht und Kampf. (Benito Mussolini, il Manuale delle Guardie Nere, Editrice Reprint, 1993:190)

Insofern die befehligten Menschen mitmachen und die „Drecksarbeit für uns alle“ (F. Merz, 17.6.2025) zufriedenstellend erledigen.

Erstveröffentlicht im Overton Magazin v. 28.6. 2025
https://overton-magazin.de/hintergrund/gesellschaft/der-veteranentag-ist-da-ehre-den-zukuenftigen-opfern/

Wir danken für das Publikationsrecht.

Deutschland und Europa – Sieg ist möglich (Teil 2)

Die Empfehlungen der Koalition der Freiheitsverteidiger

„Technologischer Vorsprung in Geschwindigkeit und Präzision ist kriegsentscheidend.“ (DGAP- Positionspapier zur europäischen Verteidigung, 4.3.2025)[9]

Von Manfred Henle

Bild: Buchcover Hachette books

Die planmässige Herbeiführung der „extremsten militärischen Eventualitäten“ seitens Europas und seines notfalls auch ohne US-Führerschaft weltweit ausgreifenden NATO-Expansionismus eröffnet für die Entscheidungsbefugten über Krieg und Frieden in Gestalt der „Freiheitsverteidiger “ die zwar nicht ganz neue, aber dennoch rhetorisch gestellte heisse Frage: „Abhängigkeit oder Selbstbehauptung: Deutschlands und Europas Rolle im 21. Jahrhundert entscheidet sich jetzt.“ (DGAP-Positionspapier) Russland einmal besiegt und beiseite geräumt eröffnet die Perspektive, Europas anvisierte Weltführerschaft gegen die USA, gegen China und sonstige denkbaren Rivalen oder Gegnern zu behaupten. Keine Frage, so „verschärft sich der globale Wettlauf um technologische Vorherrschaft.“ (ebd.)

Daraus folgt:

Deutschland muss jetzt Initiator eines “SPARTA”-Projektes (Strategic Protection and Advanced Resilience Technology Alliance) für die europäische Verteidigung sein. Dies bedeutet das unverzügliche Aufsetzen grosser Rüstungsprogramme mit Fokus auf neue Technologien und souveräner innereuropäischer Beschaffung. (ebd.)

Dass der auf diese Weise eröffnete globale Wettlauf um technologische Vorherrschaft der Wegbereiter der militärischen Gewalt- und Vorherrschaft und somit Grundlage jeglicher Weltführerschaft ist, ist am allerwenigsten den europäischen Entscheidungsbefugten ein Geheimnis: An der nuklear- und Dollar gestützten Pax Americana messen sie sich, denn die ist der Massstab und ist ihr Vorbild. Einzig „asymmetrische Überlegenheit….Aufklärungs- und Wirküberlegenheit in allen Dimensionen“ (ebd.) sichert – siehe Vorbild USA seit 1945 – Weltführer-, Weltherrschaft. Nun mag zwar etwa Russland zur Kapitulation gezwungen oder militärisch besiegt sein, eine Ewigkeitsgarantie ist das ebenso wenig wie prinzipiell eine asymetrische Überlegenheit „in allen Dimensionen“ auf ewig besiegelt ist: Seit wann fügen sich die respektablen Gegner oder Rivalen ihrer Unterlegenheit in allen Dimensionen? Das gilt selbst für ein etwaig besiegtes Russland, deshalb mindestens dies:

Dass die allseits beschworene glaubwürdige, auch nuklear bewaffnete „wirksame Abschreckung“ unter anderem zum Arsenal der puren Kriegs- und Friedens-Propaganda gehört, ist den Entscheidungsbefugten und ihren Generälen und sonstigen fachkundigen Kriegsplanern und Vorbereitern ohnehin klar, denn: „They (Russia, China, North Korea and Iran) circumvent our deterrence and bring the front line to our front doors. Even into our homes.“ (Rutte, To Prevent War, NATO Must Spend More, 12.12.2024)[10]

Die Einsicht, dass jede Abschreckung, auch die „Abschreckung durch asymmetrischen Technologievorsprung“ (DGAP), durch noch so asymetrische Überlegenheit respektable Gegner und Rivalen nur herausfordert, ihresgleichen sich auch darum zu bemühen, diese Einsicht bemüht die Koalition der Willigen und die Koalition der Freiheitsverteidiger ihresgleichen wiederum, alle Anstrengungen zu unternehmen; und beflügelt sie zu ungeahnten Höhenflügen in Sachen „Asymetrische Führungsüberlegenheit in allen Dimensionen.“ Unter anderem:

„Asymmetrische digitale Führungsüberlegenheit, Autonome Systeme und Roboter kombinieren KI, Sensorik und Steuerungssoftware, europäisches Hyperschallprogramm, Souveräner Zugang zum Weltraum, ein Raketenschutzschild und eigene satellitengestützte Kommunikationsfähigkeiten.“ Nicht zuletzt ist zu beachten: „Algorithmen, maschinelles Lernen und datengetriebene Systeme zur Automatisierung, Analyse und Entscheidungsunterstützung sind von grosser Bedeutung im Gefechtsfeld.“

Fazit der angestrebten, allumfassende Militarisierung des europäischen Kontinents mitsamt seiner Bewohnerschaft darauf: „In Summe zielen sie auf ‚das scharfe Ende‘ der Verteidigung, also die Überlegenheit auf dem modernen Gefechtsfeld.“ „(DGAP)

All dies sind „entscheidende Faktoren für geopolitische Macht. Europa kann es sich nicht weiter leisten, militärische Schlüsseltechnologien zu verpassen.“(DGAP) Der Anspruch Deutschlands und Europas, sich als souveräne „Selbstbehauptung im 21. Jahrhundert“ weit über den europäischen Kontinent hinaus als geopolitische Macht zu etablieren, gebietet selbstredend auch dies:

Auch diesem wenig bescheidenen, nuklearen Weltmacht-Anspruch Europas steht die pure Existenz der Atom-Weltsupermacht Russland im Weg. Darin besteht sie, darin ist sie zusammengefasst, die berüchtigte „nukleare russische Bedrohung.“ Diese für den europäischen Weltmacht-Anspruch existenzielle „Bedrohung“ muss zuallererst aus dem Weg geräumt werden: „Nukleare Abschreckung bleibt ein zentraler Pfeiler strategischer Stabilität und muss sich der konkreten nuklearen Bedrohung seitens Russlands entgegenstellen.“ (DGAP)

Ein Leitstern am Himmel der deutschen Medienlandschaft fühlt sich als ein weiterer Freiheitsverteidiger in der Koalition der Willigen verpflichtet, dem Publikum dezidiert zu kommunizieren, warum sich das von den deutschen und europäischen NATO-Entscheidungsträgern geplante „atomare Massaker“ (van Loen, die Kriminalisierung des Krieges, 1955)[11] auf jeden Fall lohnt – „whatever it takes“ (Merz). Sofern Russland angesichts der geplanten Nuklear-Drohung des europäischen Pfeilers der NATO nicht schon vorher in die Knie geht und kapituliert. Gelingt es aber nicht das Publikum auch massenmedial davon zu überzeugen, dass ein atomares Massaker in jedem Fall zu seinem Vorteil und Gunsten gereicht, dann droht allgemeine, pazifistische, landesverräterische Fahnenflucht:

„Neuerdings reden zu viele Menschen in Deutschland davon, auswandern zu wollen – aus den unterschiedlichsten Gründen. Dabei gibt es hier einiges zu verteidigen, bevor Deutschland am Ende noch zum Vasallenstaat Russlands wird.“ (FAZ, Auswandern aus Deutschland?, 30.3.2025)[12]

Eine Empfehlung für die Führbarkeit des atomaren Massakers

Vor dem Hintergrund der impulsiv geführten Debatte um Kriegstüchtigkeit und Siegfähigkeit der Bundeswehr wäre auch die Frage erneut aufzuwerfen, wie ein ‚Sieg‘ nach einem nuklearen Waffengang überhaupt definiert werden kann. (FAZ, Die Bombe verstehen lernen, 24.3.2025)[13]

Wie ein „Sieg“ nach dem Übergang von der nuklearen Drohung gegenüber der Atom-Weltsupermacht Russland seitens der deutschen und europäischen NATO-Entscheidungsträger zum atomaren Massaker in Europa zu definieren ist, haben die USA mit ihren Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki der Weltgemeinschaft eindrucksvoll vor Augen geführt. Hiroshima und Nagasaki sind für die hiesigen Atomkriegs-Planer der Ansporn, den Atomkrieg gegen Russland ebenso überlegen und souverän führen zu können, wie die USA 1945. Deshalb: “ Deutschland muss seine Passivität in Fragen der nuklearen Abschreckung überwinden.“ (FAZ, 24.3.2025) Russland, wie überhaupt alle sonstigen etwaigen Rivalen, die sich dem Weltmachtanspruch Europas in den Weg stellen sollen sehen, dass das nuklear bewaffnete Europa definitiv entschlossen ist, sich als zukünftige „Weltführungsmacht“ (Kaja Kallas) aufzustellen. Das ergibt für die europäische Atomkriegsplanung folgende Strategie: „Damit die Strategie für den möglichen Angreifer glaubhaft wirkt, gilt es, die eigene Bevölkerung zu überzeugen.“ (FAZ, 24.3.2025) Denn nichts ist glaubwürdiger als Abschreckung für den „möglichen Angreifer“ als zur Kenntnis zu nehmen, dass NATO-Europa bereit ist, seine eigene Bevölkerung um des Sieges willen ins atomare Massaker zu schicken.

In aller Deutlichkeit ist massenmedial nochmals hervorzuheben, dass es bei weitem nicht nur gegen die Atom-Weltsupermacht Russland gehen muss, sondern im Interesse der zukünftigen, nuklear hochgerüsteten deutsch-europäischen Weltführerschaft im 21. Jahrhundert gegen jeden erdenklichen „Angreifer“. Deshalb: „Nukleare Abschreckung ist kein statisches Konzept, sondern ein dynamisches Instrument, das kontinuierlich an neue geopolitische Realitäten angepasst werden muss.“ (FAZ, 24.3.2025)

Beileibe persönlich nicht so gerne ins atomare Massaker schicken lassen möchten sich die deutschen und europäischen politischen Entscheidungsträger über (Atom-) Krieg und Frieden. Denn immerhin hat „der in Deutschland häufig verunglimpfte US-Stratege Hermann Kahn..schon in seinem 1960 veröffentlichtem Buch ‚On Thermonuclear War‘ darauf hingewiesen, dass effektive Abschreckung auch auf der Fähigkeit basiere, staatliche Funktionen nach einem nuklearen Angriff aufrechtzuerhalten.“(FAZ, 24.3.2025) Die „Regierungsfunktion“ braucht es zuallererst während und nach dem atomaren Massaker. Deshalb geht es auch im geplanten „Thermonuclear War“ darum, dass „die eigene Bevölkerung“ durch Einsatz und Hingabe ihres eigenen Lebens, das Überleben von Staat, Standort und Nation mitsamt ihrer Regierungsmannschaft sichert.

Um dies bewerkstelligen zu können, haben die Bevölkerungen Europas im Grunde nur einen kleinen Lernprozess zu vollziehen, damit ihre politischen Herrschaften den Sieg im Atomkrieg einstreichen können: Erstens „Das Undenkbare denken“; ist das gelungen eröffnet es zweitens den Weg „die Bombe verstehen lernen;“ dies vollbracht ergibt für die politischen Herrschaften in Europa das Wunsch- und Traumergebnis: Die eigenen Bevölkerungen haben ihren unzeitgemässen Pazifismus überwunden und können zu sich selbst sagen: “How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb.“ (Stanley Kubrick, 1964)

Epilog: Victory is possible

Wie eingangs erwähnt: „Russia is not invicible. .we also need to prepare for war…(and) we must prepare for the worst.“ (Kaja Kallas). Das rechtfertigt, den Atomkrieg ins Auge zu fassen, allseits zu propagieren und den europäischen Kontinent einer schonungslosen Militarisierung zu unterwerfen. Gemäss einer nach wie vor gültigen US-Atomkriegs-Doktrin:

Nuclear war is possible. But unlike Armageddon, the apocalyptic war prophesied – to end history, nuclear war can have a wide range of possible outcomes…

If American nuclear power is to support U.S. foreign policy objectives, the United States must possess the ability to wage nuclear war rationally…

Strategists cannot offer painless conflicts or guarantee that their preferred posture and doctrine promise a greatly superior deterrence posture to current American schemes. But, they can claim that an intelligent U.S. offensive strategy, wedded to homeland defenses, should reduce U.S. casualties to approximately 20 million, which should render U.S. strategic threats more credible. (Colin S.Gray, Keith Payne, Victory is possible)[14]

Eine beeindruckende, „rationale“ Kosten-Nutzen-Kalkulation die vor Augen führt, dass sich für die politische Herrschaft auch ein Atomkrieg lohnt.

Erstveröffentlicht im Untergrund Blättle v. 3. April 2025
https://www.untergrund-blättle.ch/politik/europa/deutschland-und-europa-sieg-ist-moeglich-teil-2-008968.html

Wir danken für das Publikationsrecht.

Deutschland und Europa – Sieg ist möglich (Teil 1)


Die frohe Botschaft- Russland ist besiegbar

„Russia is not invincible…we also need to prepare for war…(and) we must prepare for the worst.“ (K.Kallas, 22.1.2025)[1]

Von Manfred Henle

Bild: Die estnische Politikerin Kaja Kallas, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission. Foto: European Union (PD)

Seit Verkündung der Zeitenwende, radikal entschlossen, seit Trump auf demokratischen Weg die politische Macht und Führerschaft in den USA seine Hände bekommen hat, treiben diesseits des Atlantiks die politischen Entscheidungsbefugten über Krieg und Frieden, die Leit- und Massenmedien, die Denkfabriken, sowie eine Unzahl von sogenannten „Experten“ für „Sicherheit“ einen schier grenzenlosen Überbietungswettbewerb hinsichtlich Kriegsvorbereitung und Militarisierung des europäischen Kontinents. In bewusster Anlehnung an die „Koalition der Willigen“ im von den USA ohne UN-Mandat vor 20 Jahren angeführten Dritten Golfkrieg gegen den Irak, verkünden und unterbreiten die über Krieg und Frieden Entscheidungsbefugten dem Publikum ihre Kriegspläne.

Die EU-Kommission wartet unter dem ideologischen Propaganda-Schlagwort „RearmEurope“ – als hätten Deutschland und Europa unter US-Führung jahrzehntelang etwas anderes gemacht als die konsequente militär- und geostrategische Vorwärts-Einkreisung der Sowjetunion und Russlands – mit folgendem Angebot auf: „Wir befinden uns in einer Ära der Aufrüstung. Europa ist bereit, seine Verteidigungsausgaben massiv zu erhöhen…Mit „ReArm Europe“ könnten fast 800 Milliarden Euro für ein sicheres und resilientes Europa mobilisiert werden.“ (EU-Kommission, Weissbuch, Pressemitteilung, 4.3.2025)[2]

Zwar erheischen die nach oben vollkommen offenen 800 Milliarden Euros eingestandenermassen das Gegenteil eines sicheren und resilienten Europas: Denn der ins Auge gefasste Krieg gegen Russland verlangt sich darüber vollkommen im Klaren zu sein, dass der Sieg wohl nur um den Preis „Preparing for the worst-case scenario“ (EU-Kommission 2025)[3] zu haben ist. Und deshalb Sicherheit, Resilienz und sogenannte „Schutzschirme“ aller Art im Kugel-, Drohnen-. Bomben- und Raketenhagel des Gegners sich in ein Nichts auflösen werden. Eingedenk dessen eröffnet das Weissbuch der EU-Kommission dem europäischen Publikum die hoffnungsvolle Perspektive:

Das Weissbuch hat einen viel breiteren Spielraum, der sich auf die Zukunft der europäischen Verteidigung konzentriert. Es soll einen neuen Ansatz zur Verteidigung formulieren und die Mitgliedstaaten für die extremsten militärischen Eventualitäten vorbereiten. (Fragen und Antworten zum Verteidigungspaket, 19.3.2025)[4]

Auf der Grundlage, von Deutschland und Europa aus einen Krieg gegen das angeblich besiegbare Russland vorzubereiten, erscheint es den zuständigen Initiatoren von Krieg und Frieden auf jeden Fall lohnenswert, ein auf dem europäischen Kontinent bislang einmaliges Hochrüstungs-, Militär- und Verschuldungsprogramm aufzulegen:

Das hat es in der Geschichte des Deutschen Bundestags noch nie gegeben: Mit Zweidrittel-Mehrheit stimmte das Parlament für drei Änderungen im Grundgesetz, die eine nie gekannte Schuldenaufnahme möglich machen sollen. Fast eine Billion Euro sollen in den nächsten Jahren in den militärischen Bereich, die zivile Infrastruktur und den Klimaschutz gesteckt werden…Die Investitionen in die Infrastruktur brächten Vorteile für Bürgerinnen und Bürger. (Bundestag stimmt für eine Billion Euro neue Schulden, 18.3.2025)[5]

Die Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger bei auch dieser nach oben vollkommen entgrenzten Hochrüstung liegen auf der Hand: Solange der grundgesetzlich garantierte „Spannungs- und Verteidigungsfall“, der laut GG „Art.80a“ ironischerweise „dem Schutz der Bevölkerung“ dienen soll nicht verkündet ist, solange ist es den Bürgerinnen und Bürgern erlaubt, die für „die extremsten militärischen Eventualitäten“ (v.d.Leyen) militärisch nunmehr herzurichtende „Zivile Infrastruktur“ in Gestalt von Strassen, öffentlichen Plätzen, Fuss- und Radwegen, Parks, Gebäuden, Brücken, Flüssen, Eisenbahnen, Seehäfen und sonstige Lokalitäten zu benutzen. Denn solche Einsichten sind den Entscheidungsbefugten über Krieg und Frieden und ihren militärischen Sachverständigen seit der Erfindung des Bombenkriegs mehr als geläufig: „Bis 2030 brauchen wir ein funktionierendes EU- weites Netz von Landkorridoren, Flughäfen und Seehäfen, die den schnellen Transport von Truppen und militärischer Ausrüstung erleichtern.“ (v.d.Leyen-Rede, in Dänemark,18.3.2025)[6]

Ist doch die zivile Infrastruktur mitsamt ihren Bewohnern in der modernen Kriegsführung vor allem der Staaten, die es sich militärtechnisch und ökonomisch leisten können, allererstes Zielobjekt ihrer ausgedehnten Zerstörungs- und Vernichtungstätigkeit aus der Luft – siehe gegenwärtig Ukraine und israelisches Gaza-Bombardement; einschliesslich gelegentlicher Bombardierungs-Ausflüge der israelische Luftwaffe in den Libanon, nach Syrien, in den Jemen, auch in den Iran, um nur die aktuellsten Bomben-Ausflüge der israelischen Luftwaffe zu benennen.

Der Lohn des Sieges

Dem Beschluss der gegenwärtigen europäischen Koalition der Willigen, notfalls auch ohne US-Führung und Unterstützung, die Kriegsdrohungen gegen Russland bis zu den „extremsten militärischen Eventualitäten“, bis zum tatsächlichen Krieg gegen die atomar gestützte Militärgrossmacht Russland voranzutreiben liegt die Kalkulation zugrunde, dass die siegreiche Erledigung Russlands sich allemal lohnt: Die allein schon durch die blosse Existenz der russischen Landmasse gegebene Relativierung deutscher und europäischer Ansprüche auf eine nach allen Seiten ausgreifenden Weltmacht Europa ist ein für allemal zu beenden. Schliesslich geht es darum:

„Today, it became clear that the free world needs a new leader. It’s up to us, Europeans, to take this challenge.“ (Kallas, Free world needs a new leader, 1.3.2025)[7]

Diesem anspruchsvollen Ziel den Weg zu bahnen, um im angebrochenen 21. Jahrhundert einmal von der russischen „Bedrohung“ dieses Anspruchs befreit als eine Weltführungsmacht mit und gegen andere Grossmächte wie den USA, China oder sonstigen kommenden Rivalen erfolgreich zu konkurrieren, da lohnt sich der Einsatz aller zur Verfügung stehenden und zu mobilisierenden materiellen und menschlichen Ressourcen als Grundlage staatlicher Gewaltausübung. Will heissen: „Angesichts der Bedrohungen unserer Freiheit und des Friedens auf unserem Kontinent muss jetzt auch für unsere Verteidigung gelten: whatever it takes.“ (Merz-O-Ton, 5.3.2025)[8]

Koste es was es wolle, selbstredend auch an Menschenleben, den um des Sieges willen ein Krieg, zumal ein Krieg gegen die atomar gestützte Militärgrossmacht Russland, gebietet. Es lohnt sich. Auch, weil die Millionenhere der Staatsbürger in und ohne Uniform das geplante Unternehmen, mit aller militärischen Gewalt die Freiheit und angestrebte Weltführerschaft der europäischen Staatengemeinschaft zum Durchbruch zu verhelfen, mit ihrem Einkommen, ihren Ersparnissen und ihrem Leben bezahlen werden.

Diesem eigentlich psychiatrie-reifen Irrsinn pflichten die Leit- und Massenmedien, Denkfabriken und die sogenannten Experten für Sicherheit bei, wie unlängst eine Denkfabrik und ein Leitstern am deutschen Medienhimmel. Der Koalition der Willigen gesellt sich pflichtbewusst und in Sorge um den Erfolg des gigantisch geplanten militärischen Unternehmens eine „Koalition der Freiheitsverteidiger“ hinzu.

Fussnoten:

[1] Vice-President Kaja Kallas at the Annual Conference of the European Defence Agency, 22.1.2025, unter: https://www.eeas.europa.eu/eeas/defence-speech-high-representativevice-president-kaja-kallas-annual-conference-european-defence_en

[2] EU-Kommission, Weissbuch, Pressemitteilung, 4.3.2025, unter: https://germany.representation.ec.europa.eu/news/rearm-europe-von-der-leyen-skizziert-vor-europaischem-rat-plan-zur-aufrustung-europas-2025-03-04_de?prefLang=en

[3] EU-Kommission 2025, White Paper for European Defence-Readiness 2030, unter: https://defence-industry-space.ec.europa.eu/document/download/3ce35bde-8519-416a-bc89-56a3681629ac_en?filename=WP%20on%20defence%20-%20factsheet%20v23_0.pdf

[4] Fragen und Antworten zum Verteidigungspaket: Weissbuch für die europäische Verteidigung – Bereitschaft 2030, unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/qanda_25_794

[5] Bundestag stimmt für eine Billion Euro neue Schulden, 18.3.2025, unter: https://www.dw.com/de/bundestag-abstimmung-heute-live-grundgesetzaenderung-sondervermoegen-schuldenbremse-v1/a-71936390

[6] v.d.Leyen, Rede zur europäischen Verteidigung an der Königlich Dänischen Militärakademie 18.3.2025, unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/speech_25_814

[7] Kaja Kallas, Free world needs a new leader, 1.3.2025, unter: https://news.err.ee/1609619270/free-world-needs-a-new-leader-kaja-kallas-says-after-trump-zelenskyy-exchange

[8] F.Merz, 5.3.2025, unter: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/merz-schulden-kehrtwende-finanzpolitik-100.html

Erstveröffentlicht im Untergrund Blättle v. 1. April 2025
https://www.untergrund-blättle.ch/politik/europa/deutschland-und-europa-sieg-ist-moeglich-teil-1-008967.html

Wir danken für das Publikationsrecht.

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