Afrikas Jugend wird selbstbewusst und will die Selbstbestimmung.
Einn kritischer Kommentar zur neokolonialen Situation Afrikas aus dem Blickwinkel außerhalb der „westlichen Wertegemeinschaft“ von unserer vietnamesischen Korrespondentin Cathrin Carras.(Peter Vlatten)
Cathrin meint :
Wen wundert es eigentlich wirklich, dass sich Afrika mehr und mehr gegen Europa im Allgemeinen und die Ex-Kolonialmaechte im Speziellen auflehnt? Wie die Reaktionen aus Europa zeigen, sitzt man dort immer noch auf dem hohen Ross und verkennt in unendlicher Arroganz und Ignoranz, dass die Musik schon laengst woanders spielt.
Das Thema der Ausbeutung afrikanischer Laender endete eben nicht mit dem Ende des Kolonialismus, wie viele Europaeer gerne glauben. Die Strukturen der Ausbeutung, die damals von den Kolonialherren gelegt wurden, funktionieren noch heute. Natuerlich auch mit wesentlicher Hilfe und freundlicher Unterstuetzung durch korrupte einheimische Politiker.
Niger und andere afrikanische Laender werden also weiterhin von Frankreich arm gehalten. Und in Europa glaubt man gerne das Maerchen, die Bevoelkerung dieser Laender waere an ihrer Armut eigentlich selber Schuld. Nach Daten der Weltbank lebt fast die Haelfte der rund 30 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Niger in extremer Armut, 70 Prozent der Kinder unter 14 Jahren muessen arbeiten, die grosse Mehrheit kann weder lesen noch schreiben., nur 20 Prozent haben Zugang zu elektrischem Strom. Das an Bodenschaetzen reiche Land wurde ohne Ruecksicht auf die Lebensverhaeltnisse der Menschen zum Rohstofflieferanten des Westens degradiert. Aehnlich verarmt sind die beiden Ex-Kolonien Mali und Burkina Faso.
Letzte Meldung 10.8. : "Ecowas-Staaten stellen Eingreiftruppe für Einsatz in Niger zusammen". Hier unser Beitrag zur aktuellen Entwicklung "Putsch in Niger - Blick hinter die Kulissen"
Diese Armut macht fassungslos. Junge Afrikanerinnen und Afrikaner haben keine Perspektive im eigenen Land. Dass gerade die jungen Menschen sich endlich dagegen auflehnen, ist eigentlich eine ganz logische Folge des westlichen Neokolonialismus. Wenn sich weite Teile Afrikas vom Westen lossagen, ihre Geschicke in die eigenen Haende nehmen und der Erkenntnis folgen, dass sie ihren natuerlichen Reichtum an wertvollen Ressourcen nicht laenger gegen Glasperlen und karge Rationen der Welthungerhilfe eintauschen wollen, dann ist ein erster – wenn auch kleiner – wichtiger Schritt getan, um den Menschen vor Ort ganz neue Chancen zu eroeffnen.
Beitrag Cathrin Carras, FB 10.8.2023, wir danken für die Publikationsrechte