Bild: Selenskij bei der Amtseinführung von Milei zu Besuch in Argentinien. Bild: president.gov.ua/CC BY-SA-4.0
Von Gaby Weber
Warum hatte sich Wolodymyr Selenskij auf den langen Weg gemacht, um am 10. Dezember zur Amtseinführung des neuen argentinischen Präsidenten Javier Milei dabei zu sein? Weil sich zwei rechtsradikale Brüder umarmen wollten?
Das hielt ich nicht für wahrscheinlich. Dann sah ich die Bilder von dem Tête-à-Tête des Ukrainers mit dem paraguayischen Staatschef. Klar: da bereitet jemand sein Exil vor, in Asunción ist sicher noch ein Palast frei, den einst Mengele bewohnt hatte. Das macht Sinn. Doch dann las ich heute morgen die konservative Tageszeitung La Nación und alles war klar: im redaktionellen Teil, also nicht als Anzeige, fand ich dort das Werbeangebot an kampfbereite Argentinier, kampfbereit für die Freiheit, logo. Was wird geboten und was wird verlangt“, steht im Titel.
Das Angebot richtet sich ausdrücklich an spanisch-sprechende Männer, englisch oder ukrainisch sei nicht notwendig. Auftraggeberin ist die „Internationale Legion für die Verteidigung der Ukraine“ . „Wir haben nicht genug Personal. Wir brauchen junge und motivierte Männer“, wird da ein Oberst zitiert. „Jetzt akzeptieren wir auch spanisch sprechende Legionäre.“

Gezahlt werden monatlich 600 Dollar im einfachen Dienst, 1200 Dollar für Kämpfer im „Gefahrengebiet“, und 3300 Greenbacks für Männer für den direkten Kampf an der Front. Wer schwer verletzt wird, soll eine lebenslange Rente erhalten. Wer fällt – dessen Familie soll eine Entschädigung von 400.000 Dollar bekommen.
Bedingungen: Gesunde Männer zwischen 18 und 60 Jahren. Sie dürfen (angeblich) nicht vorbestraft sein, Erfahrungen bei Polizei oder Militär seien erwünscht. Die Anreise nach Kiev und das Visum müssen die Kandidaten selbst tragen, und erst dort wird entschieden, wer genommen wird und wer nicht.
Ich bin von dem Angebot hin und her gerissen. Einerseits erscheint es mir wenig seriös, der Gerichtsstand Kiev flößt wenig Vertrauen ein, Selenskij gehen doch nicht nur die Männer aus, sondern auch das Geld und die Munition, und er will nicht mal in die Anreise der Legionäre investieren. Andererseits hätte ich hier in Buenos Aires durchaus eine lange Liste von mittelalterlichen halbwegs gesunden (zumindest physisch) Männern, die ich gerne in den ukrainischen Volkssturm schicken würde, den neuen Präsidenten Javier, seinen Wirtschaftsminister und so weiter. Ich halte Euch auf dem Laufenden.
Erstveröffentlicht auf Overton Magazin v. 21.12.23
https://overton-magazin.de/top-story/ukraine-jetzt-akzeptieren-wir-auch-spanisch-sprechende-legionaere/
Wir danken der Autorin für das Publikationsrecht.