Erster Bericht von der bundesweiten Antikriegsdemonstration m 3. Oktober in Berlin
Bilder: Jochen Gester
Unter den Losungen „Die Waffen nieder – Nein zu Krieg und Hochrüstung! Für Frieden und internationale Solidarität“ hatten sich am 3. Oktober weit über 40 000 Kriegsgegner:innen in Berlin versammelt. In mehreren Marschsäulen zogen sie zur Siegessäule im Tiergarten. Die Demonstration blieb frei von polizeilichen Eingriffen. Rückblickend auf die vorangegangenen bundesweiten Demos der Friedensbewegung seit Kriegsbeginn im Februar 2022 ist festzustellen, dass die politische Linke auf dieser Aktion noch eindeutiger den Ton angab. Somit erwiesen sich die gerade im Vorfeld auch aus Teilen der Linken immer wieder geäußerten Vorwürfe, hier marschiere die Querfront, als Phatansiegespinst. Plausibler wäre es eher, deren Beißhemmung, die offizielle Politik der Kriegsertüchtigung als das zu brandmarken, was sie ist, als eine solche Verbindung zu bezeichnen. Und da die Linke als politische Partei gerade die Hürde der 5%-Klausel reißt, dürfte auch klar sein, dass eine Bewegung, die politisch ernstgenommenen werden will, auch den Kontakt zu Repräsentant:innen anderer demokratischer Parteien suchen musss, will man das wachsende Lager derjenigen erreichen, die durch den Kurs der Kriegseskalation besorgt sind.
Die waren nun erstmals auf der Bühne. Ralf Stegner wollte ein Ansprechpartner sein für die Wähler:innen der Sozialdemokratie, denen die Folgen der „Zeitenwende“ über den Kopf wachsen. Doch seine Bereitschaft zum Dissenz mit seiner Parteiführung blieb klein. Vor allem seine Sicht, die SPD sei Teil der Friedensbewegung, konnte vom Publikum kaum ernst genommen werden. Dagegen hielt der ehemals aktive CSU-Politiker Peter Gauweiler eine geradezu fulminante Rede, die eigentlich die Vision einer bürgerlichen Politik ohne die Kriegsbeglückungen „der regelbasierten Ordung“ des Westens war. Sie wird in seiner Partei wohl folgenlos bleiben. Aber viele der Zuhörer:innen applaudierten nicht zu Unrecht. Gesine Lötsch war klar und knapp. Sie vertrat die immer noch bestehende Grundsatzposition der Partei DIE LINKE zu Fragen des Krieges, von der viele ihrer Genoss:innen nichts mehr wissen wollen. Sarah Wagenknecht glänzte in der rhetorischen Demontage der Doppelmoral der westlichen Kriegstreiber und machte sich stark für eine Sonderbrigade der bellizistischen Maullaufreißer Strack-Zimmerermann, Hofreiter und Co an die ukrainisch-russischen Front. Joshua Müller von der IG Metall-Jugend machte deutlich, dass die Jugend eine andere Zukunft braucht, als die, die sie jetzt erwartet. Höhepunkt der Abschlußkundgebung war sicher der gemeinsame Beitrag des jüdisch-palästinensischen Duos Nadja Samour und Iris Hefets, die überzeugend vermitteln konnten, dass Internationalismus und Antimilitarismus untrennbar miteinander verbunden sind. Es gab eine sichtbare Beteiligung gewerkschaftlich Aktiver, die bis jetzt jedoch nur in wenigen Städten und Bezirken zur offiziellen Position von DGB-Gewerkschaften wurde. Doch die oppositionelle Strömung ist da, und sie kommt langsam voran. Letztes Beispiel war der Aufruf des Berliner Bezirks der IG BAU zur Demo.
Wir werden unsere Reportage zur Demo im Laufe der nächsten Tage noch erweitern. Dann wird es eine weitere Bilder-Revue und Videos der Redebeitrage geben.
siehe auch Kurzbericht Eine israelische Jüdin eine Palaestinenserin klagen gemeinsam an
siehe auch Kurzbericht Friedensdemo 03. Oktober 2024 in Berlin – Impressionen















































