Börsennotiertes Unternehmen mit Sitz in Hongkong verweigert Tarifvertrag
Von Karsten*
Die BILD Zeitung titelte:
Schrott-Recycler in Sachsen seit 3 Wochen im Streik
Trotz Nachtschichten zahlt der China-Chef nur 2000 Euro
Zum Hintergrund: Das Unternehmen SRW metalfloat in Espenhain bei Rötha gehört als 100-prozentige Tochter zur Scholz Recycling Gruppe mit Sitz in Essingen in Baden-Württemberg. Mit der Rückgewinnung von Metallen wie Kupfer, Aluminium und Eisen erwirtschaftet die Scholz-Gruppe Umsätze in Milliardenhöhe. In Leipzig arbeiten die Beschäftigten an einer sehr hochwertigen Scheide- und Rückgewinnungsanlage. Ende 2016 übernahm die Chiho Environmental Group Limited die Scholz Holding GmbH. Das in Hongkong residierende und auf den Cayman Islands registrierte Unternehmen unterhält in Asien, Europa und Nordamerika mehr als 200 Verarbeitungsbetriebe und Werftbetriebe. Die Chiho Environmental Group Limited ist nach eigenen Angaben Chinas größtes Schrottrecyclingunternehmen und eines der größten börsennotierten globalen Unternehmen dieser Art.
Und laut Gewerkschaft IG Metall transportierten sie chinesische Arbeitsbedingungen nach Deutschland: „Am Standort werden 23,8 Prozent des Deutschland-Umsatzes der Gruppe gemacht, rund 1,6 Milliarden Euro im Jahr. Doch der Arbeitgeber verweigert Tarifverträge“, sagt die Gewerkschaft um Michael Hecker (34). Sortierer am Band arbeiten hier für einen Stundenlohn von 13,64 Euro.
Das möchte sich u. a. Carsten Schulz (50) nicht länger bieten lassen. Der Gabelstapler-Fahrer steht jeden Tag in der Kälte vor dem Werktor, kämpft für einen Tarifvertrag: „Im Drei-Schicht-System komme ich nur Dank der vielen Nachtschichten auf knapp 2000 Euro im Monat, bin aber schon 20 Jahre beim Unternehmen“, klagt der Sachse.
Er und seine Kollegen stehen an einem kleinen Feuer vor dem Betriebsgelände, sie wollen durchhalten – auch bis Weihnachten und darüber hinaus. Denn sie sehen sich auch in einer Vorreiterrolle für Kollegen an anderen Standorten.
Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen: „Mit beeindruckender Entschlossenheit und Solidarität treten die SRW-Beschäftigten in Espenhain für einen Tarifvertrag ein. Ich fordere den Arbeitgeber auf, endlich seine Blockade aufzugeben. Es kann nicht sein, dass die Kolleginnen und Kollegen bei SRW metalfloat rund 600 Euro im Monat weniger verdienen als in vergleichbaren Betrieben der Schrott- und Recyclingbranche. Mit ihrem Streik zeigen die Beschäftigten, dass auch bei SRW metalfloat die tariffreie Zone auf den Schrotthaufen gehört.“
Michael Hecker, Verhandlungsführer und Zweiter Geschäftsführer der IG Metall Leipzig: „Die Geschäftsführung verweigert seit August beharrlich Verhandlungen. Wir haben immer wieder deutlich gemacht, dass Lösungen des Tarifkonflikts möglich sind. Viele Kolleginnen und Kollegen bei SRW verdienen knapp über Mindestlohn, obwohl sie harte und hochwertige Arbeit leisten. Sie sehen daher keine andere Möglichkeit mehr, als die Blockade ihres Arbeitgebers mit einem dauerhaften Streik zu brechen.“
Wenn ihr Solibotschaften schicken wollt, sendet diese bitte an: soli-srw(at)igmetall.de
Spenden für die Streikenden gehen an: IG Metall IBAN: DE 23 5005 0000 0000 0010 40 (Verwendungszweck Soli SRW)
* Name ist der Redaktion bekannt
Quelle: Forum Arbeitswelten Deutschland China
https://www.forumarbeitswelten.de/
Wir danken für das Publikationsrecht.