Ukraine: Mit scheinbar verlockenden Angeboten werden jetzt 18-24-Jährige an die Front gelockt

Von Florian Rötzer

Bildcollage: Jochen Gester

Aufgrund der zynischen Arbeitsteilung zwischen den Nato-Ländern, die Geld und Waffen für ihren Stellvertreterkrieg liefern, und der Ukraine, die die Menschen für den Krieg und den Tod bereitstellen, kam es in den vergangenen Monaten, als noch Biden US-Präsident war, aber auch von der Trump-Regierung zu einem erheblichen Druck, das Wehrpflichtalter von 25 Jahren auf 18 Jahre zu senken. Damit sollte das grassierende Personalproblem der ukrainischen Streitkräfte behoben werden und vor allem jüngere, leistungsfähigere Menschen an die Front kommen.

Die ukrainische Regierung sperrte sich dem Druck und warf den Unterstützerstaaten vor, zu wenig Waffen und Ausrüstung zu liefern, um neue Brigaden ausstatten zu können, die angeblich bereitstünden. Kiew verstärkte die Jagd auf die noch im Land verbliebenen Männer im wehrpflichtigen Alter und verschärfte die Regeln für die Befreiung vom Kriegsdienst. Die Jungen sollten hingegen verschont bleiben, man wollte nicht eine ganze Generation, die man auch nach dem Krieg zum Wiederaufbau benötigte, verlieren, nachdem bereits zahlreiche Männer im wehrfähigen Alter aus dem vergreisenden und sich leerenden Land geflohen waren, um nicht eingezogen zu werden.

Man kam schließlich Anfang Februar zu einem Kompromiss. Männern zwischen 18 und 24 Jahren werden, zumindest wenn sie aus den ärmeren Schichten stammen, lukrativ erscheinende Angebote gemacht, wenn sie sich freiwillig melden, was bei den übrigen, gerade den mobilisierten Soldaten, die für weniger Geld kämpfen müssen, nicht gut ankommt. Es gibt heftige Kritik aus den Reihen des Militärs.

Für den „Vertrag 18-24“, den auf ein Jahr begrenzten Wehrdienst, erhalten sie eine Million UAH (22.000 Euro). Sie können die Kampfbrigade, in die sie eintreten wollen, selbst wählen, es gibt allerdings nur sechs zur Auswahl bislang. Bei Antritt 200.000 UAH, nach 2,5 Monaten, also nach Ableistung der Ausbildung und ersten Kampfeinsätzen, 300.000 UAH und die restlichen 500.000 nach sechs Monaten der Kampfbeteiligung. Wenn die Kampfeinsätze geringer ausfallen, gibt es auch weniger Geld. Zusätzlich gibt es, wenn ich das recht verstehe, die „normalen“ Gehälter und Zahlungen für Soldaten: mindestens 20.000 UAH Sold – ein Schützte kann bis zu 120.000 UAH verdienen – , für Soldaten im Kampfgebiet zusätzlich 30.000, 50.000 oder 100.000 UAH und weitere 70.000 für diejenigen, die direkt an der Front stehen. Versprochen wird, „eine echte Chance, Geld zu verdienen und die Zukunft zu sichern“.

Nach dem Jahr können sie einen weiteren Vertrag abschließen, wenn nicht, können sie ins Ausland reisen, erhalten eine kostenlose Universitätsausbildung, ohne Eingangsprüfungen ableisten zu müssen, kostenlose medizinische Versorgung, inklusive  Zahnmedizin und Prothetik, und Immobilienkredite ohne Zinsen.

So billig, wie man Soldaten in der Ukraine (und in Russland) einkaufen kann, ist es in Deutschland auf keinen Fall, um das Personal für Kriegstüchtigkeit anzuwerben. Schon seit Jahren war die Bundeswehr nicht in der Lage, die anvisierten 20.000 neuen Stellen zu besetzen. Aber es wird wohl dank den Grünen, die der Union und SPD beigesprungen sind, die nach oben offenen Aufrüstungsmilliarden geben, womit man die bislang nicht sonderlich attraktiven Soldatengehälter drastisch aufstocken könnte, um doch ein paar Willige zu finden. Kaum vorstellbar dennoch, dass nun wegen der unermüdlich beschworenen Russengefahr zehntausende Interessierte sich melden, um die Mordmaschinen zu bedienen, wenn der Sold nicht kräftig um das Drei- oder Vierfache angehoben oder verballert wird  (Europa muss aufrüsten, ist das Mantra, um sich gegen Russland verteidigen zu können).

Die ersten Rekruten unter dem „Vertrag 18–24“ haben vergangenes Wochenende ihren Eid in der 10. Gebirgssturmbrigade abgelegt. Die Zahl wird nicht genannt, nach den Bildern sind es nur wenige, die man auch Moribundi nennen könnte. Das Kommando der Bodentruppen, zu der die Brigade gehört, meldet: „Jetzt sind sie Teil einer der schlagkräftigsten Brigaden der Bodentruppen.“ Und trotz der Gespräche über einen Waffenstillstand und die Gewissheit, dass die Ukraine Territorien an Russland abgeben muss, was auch Washington immer wieder sagt, heißt es unverdrossen: „Die Jungs haben eine bewusste Entscheidung getroffen und ihre Loyalität gegenüber dem ukrainischen Volk bewiesen. Vor uns liegen Training, Prüfungen und letztendlich der Sieg!“ Auch bei der Brigade wird weiterhin der Sieg beschworen.

Sollte es nicht zu einem Waffenstillstand kommen, werden viele der jungen Soldaten nicht den Sieg erleben, sondern den Tod oder schwere Verletzungen. Vermutlich werden die jungen Männer wegen der privilegierten Bezahlung und ihrer Fitness für gefährliche Einsätze „bevorzugt“. Präsident Selenskij neigt auch dazu, Soldaten in aussichtslosen Lagen wie jetzt in Kursk zu opfern, um symbolische Gewinne zu erzielen.

Nachdem Sudscha nach russischen Angaben eingenommen wurde, wurde erst den verbliebenen Truppen erlaubt, sich zurückzuziehen, allerdings befiehlt der Selenskij treu ergebene Oberbefehlshaber Syrsky weiterhin, die Verteidigungslinien zu halten: „Trotz des zunehmenden Drucks der russisch-nordkoreanischen Armee werden wir die Verteidigung in Kursk aufrechterhalten, solange dies angemessen und notwendig ist.“ Syrsky, der erklärt, dass „in der schwierigen Situation die Rettung des Lebens ukrainischer Soldaten meine Priorität war und ist“, führt die angeblichen Verluste auf russischer Seite auf, nicht aber auf ukrainischer. Viele ukrainische Soldaten hat der von Selenskij favorisierte Versuch, russisches Territorium als Pfand für Verhandlungen zu besetzen, das Leben gekostet – für nichts. Die Verhandlungsposition wurde nicht gestärkt, hingegen konnten die russischen Truppen im Donbass, wo die Soldaten fehlten, weitere, wenn auch geringe Geländegewinne erzielt werden.

Die mit der Garnison im Oblast Iwano-Frankiwsk angesiedelte Brigade wurde 2015 von den Streitkräften mit Freiwilligen gegründet, zeitweilig gehörten zu ihr Sturmbataillone der Freiwilligenverbände „Donbas-Ukraine“ und „Aidar“, sie kämpfte im Rahmen der „Antiterroroperation“ (ATO) gegen die Separatisten im Donbass. 2023 erhielt die Gebirgsjägerbrigade den Namenszusatz Edelweiß, das Emblem wurde bereits 2019 eingeführt.

Eine Brigade Edelweiß lässt die Assoziation mit der 1. Gebirgs-Division der Nazis aufkommen, die auch Edelweiß-Division genannt wurde und 1941 und 1942 im Gebiet der Ukraine gegen sowjetische Truppen gekämpft hatte. Ob tatsächlich eine Verbindung mit der Nazi-Division hergestellt wird, weiß ich nicht, es werden allerdings ukrainische SS-Verbände wie SS-Division „Galizien“ in der Westukraine weiterhin gefeiert. Allerdings wird der Name auf Deutsch übernommen, was doch verräterisch ist. Edelweiß als Symbol wurde 1957 auch wieder für die Bundeswehr eingeführt.

Erstveröffentlicht im Overton Magazin
https://overton-magazin.de/top-story/ukraine-mit-scheinbar-verlockenden-angeboten-werden-jetzt-18-24-jaehrige-an-die-front-gelockt/

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