Das Lieferando Workers Collective wehrt sich gegen geplante Entlassungen und die Ausweitung illegaler Schein-Subunternhmenspraktiken, die dazu führen sollen, direkte und unbefristete Beschäftigunsgverhältnisse auch bei Lieferando zu beenden. Diese Verhältnisse waren in den konkurrierenden Unternehmen in der Zwischenzeit neuer Standard geworden. Normalität wird die nackte menschenfeindliche Ausbeutung. Wir wissen: was mit Erfolg an einer sozialen Gruppe Einzug hält, wird dabei nicht stehen bleiben. Es droht auch denen, die sich das noch gar nicht vorstellen. Soliidarität ist Selbstschutz! Das LWC fordert auch von der Bundesregierung endlich die EU-Plattformrichtlinie umzusetzen, die den dort Beschäftigten einen gewissen Schutz gewähren könnte. Über Teilnahme an ihrer Protestkundgebung und über Solidaritätserklärungen werden sich die Kolleg:innen freuen.(Jochen Gester)
Pressemitteilung des LWC Berlin, Donnerstag, 18.09.2025
ZEITPLAN: Samstag, 27.09.2025
• 13:00 Uhr – Protest vor der Lieferando-Zentrale, Schlesische Str. 34, 10997 Berlin
• 15:00 Uhr – Streik-Versammlung & Pressetermin, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin (in der Nähe des Ostbahnhofs)
• 17:00 Uhr – Pressetermin, Franz-Mehring-Platz 1
Lieferando-Kurier*innen in Berlin und Potsdam machen sich bereit für einen Streik. Am Samstag, den 27. September 2025, wollen Mitglieder und Unterstützer des Lieferando Workers Collective (LWC) vor der Firmenzentrale in Kreuzberg gegen Massenentlassungen und die Ausweitung illegaler SCHEIN-Subunternehmerpraktiken protestieren. Nach der Demo gibt’s eine Streikversammlung.
> Gurpreet vom LWC: „Unbefristet und direkt angestellte Kurier*innen werden entlassen und durch Schein-Subunternehmer ersetzt, die illegal arbeiten.”
Lieferando hat angekündigt, bis Ende 2025 mindestens 2.000 Stellen in Deutschland abzubauen. Allein in Berlin ist die Zahl der Kurier*innen seit Januar von 2.000 auf 1.500 gesunken. Potsdam soll im Oktober geschlossen werden, wodurch weitere 60 Kurier*innen ihren Job verlieren.
In der Zwischenzeit übernehmen Subunternehmer wie die „Fleetlery” GmbH (eine Briefkastenfirma in Hamburg) und nicht registrierte SCHEIN-Subunternehmen die Lieferungen. Kurier*innen berichten, dass sie bis zu 500 Euro für den Zugang zu einem Konto zahlen müssen, 20 % ihres Lohns an Zwischenhändler abgeben müssen und ohne Vertrag in bar bezahlt werden.
> „Das ist keine Innovation – das ist Ausbeutung. Plattformen wie Wolt und UberEats nutzen diese illegalen Methoden seit Jahren in Berlin. Dass die Behörden diesen mafiösen SCHEIN-Subunternehmer-Sumpf wachsen lassen, ist ein Skandal”, sagt Aisha von der LWC.
Die EU hat im März 2024 die Plattformarbeitsrichtlinie verabschiedet, die die Haftung der Plattformen für ihre „Vermittler“ und den Schutz der Arbeiter*innen festlegt, aber Deutschland hat sie noch nicht umgesetzt.
> „Ohne Durchsetzung bleibt das europäische Recht nur ein Stück Papier. Die Untätigkeit der Politik ebnet den Weg für Unternehmenskriminalität“, warnt das LWC.
Das Lieferando Workers Collective (LWC) fordert: **Keine Entlassungen. Fairer Sozialplan. Legale Arbeit.**
HINTERGRUND
Fleetlery und Co. / FAKE-Untervergabe
Lieferando, Teil des niederländischen Unternehmens Just Eat Takeaway (JET) mit Sitz in Amsterdam, das bald zu „Prosus“ gehören wird, das wiederum Teil der südafrikanischen „Naspers“-Gruppe ist, ist in über 20 europäischen Ländern aktiv und dominiert den deutschen Liefermarkt. In Österreich hat Lieferando Anfang dieses Jahres innerhalb von nur zwei Monaten alle Vertrags-Kurier*oinnen entlassen, um sie dann als „Freie Dienstnehmer” wieder einzustellen.[1] In Deutschland werden bis Ende 2025 mindestens 2.000 direkte Arbeitsplätze abgebaut, wobei die Auslagerung in Berlin, Potsdam, Hamburg, Wiesbaden, Lübeck und Bochum bereits läuft.[2]
Das deutsche Recht macht Plattformen derzeit nicht für die Handlungen von Subunternehmern verantwortlich, was Schlupflöcher schafft, die Ausbeutung fördern. Die im März 2024 verabschiedete EU-Richtlinie über Plattformarbeit sollte diese Probleme angehen, aber Deutschland hat sie noch nicht umgesetzt.[3] Dieses Regelungsvakuum hat es Wolt und UberEats bereits ermöglicht, illegale Praktiken in Berlin zu normalisieren. Jetzt geht Lieferando den gleichen Weg – es erweitert die Ausbeutung und das kriminogene Milieu, anstatt legale Arbeitsplätze zu schaffen.[4]
Die Subunternehmer reichen von offiziell registrierten Unternehmen wie der Fleetlery GmbH in Hamburg bis hin zu komplett nicht registrierten, offensichtlich SCHEIN-Subunternehmern, die über WhatsApp arbeiten.
Lieferando arbeitet hauptsächlich mit dem Logistik-Subunternehmer „Fleetlery“ zusammen, der schon lange für Wolt und Uber Eats liefert. Dem LWC ist kein*e Kurier*in bekannt, die einen Arbeitsvertrag mit Fleetlery hat.[5] Stattdessen werden Fleetlery-Kurier*inen über SCHEIN-Subunternehmer – sogenannte „Flottenmanager” oder „Flottenpartner” – eingestellt, die meist nicht mehr als zwei Jahren existieren.[5][6] Kurier*innen berichten, dass sie gezwungen werden, bis zu 500 € für den Zugang zu einem Konto zu zahlen, 20 % ihres Lohns an Vermittler abgeben müssen und ohne Verträge in bar bezahlt werden.[5][6]
Außerdem zwingen die SCHEIN-Subunternehmer die Kurier*innen, ihre Steuern und Krankenversicherung zu zahlen, damit sie das nicht selbst machen müssen. Die Kurier*innen werden in Parks oder aus Autos, die durch die Straßen fahren, bar bezahlt.[5][6] Sie kriegen keinen Mindeststundenlohn, sondern werden pro Auftrag bezahlt. Sie haben keinen gesetzlichen Urlaubsanspruch und kriegen keine bezahlte Krankschreibung. Oft kennen die Kurier*innen die Namen ihrer Flottenmanager nicht und haben keine Adresse von ihnen. Die Flottenmanager kommunizieren hauptsächlich über WhatsApp. Alle paar Monate verschwindet ein weiterer „Flottenmanager” und lässt Hunderte von Kurier*innen ohne Bezahlung für ihre Arbeit der letzten Monate zurück. Ein Millionengeschäft. [7][8]
Fleetlery oder seine SCHEIN-Subunternehmer registrieren anscheinend keine Kurier*innen bei den zuständigen Berufsgenossenschaften. Es ist nicht bekannt, ob Fleetlery und Co. Steuern, Sozial- oder Rentenversicherungsbeiträge zahlen.
> Die LWC sagt: Eine Telefonnummer auf WhatsApp ist kein Unternehmen. Es ist ein SCHEIN-Unternehmen, das nur existiert, um Kurier*innen zu betrügen! Die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Bärbel Bas (SPD), hat Recht, wenn sie das als „Schwarzarbeit” bezeichnet![9] Wir wollen LEGALE Arbeit. Wir wollen für ECHTE Unternehmen arbeiten. Wir wollen Steuern und Sozialabgaben zahlen! Lieferando zwingt uns – über Fleetlery – dazu, illegal zu arbeiten!
>
> Weniger als legal ist ILLEGAL! Stoppt SCHEIN-Subunternehmen!**
KONTAKT
### Lieferando Workers Collective (LWC) Berlin
* Website: http://links.couriersunite.de/@lwc
* Instagram: https://www.instagram.com/lwc_berlin
* Twitter: https://x.com/LWC_Berlin
* Telefon: 00493058584263
* Handy: 004917634567260
* Handy: 004915751363880
### Betriebsrat „Berlin HUB”
* E-Mail: lieferat-berlin@mailbox.org
### Bechert Rechtsanwält*innen
* Website: https://www.arbeitsrecht-berlin.de
* E-Mail: kanzlei@arbeitsrecht-berlin.de
### Lieferando
* Leiter Unternehmenskommunikation: Oliver Klug
* presse@lieferando.de
### Fleetlery
* Geschäftsleitung: Micheal Kingreen / Timo Kerzel
* info@fleetlery.com
QUELLEN
[1] Der Standard: „Lieferando kündigt alle Rider und stellt gesamte Logistik auf freie Dienstverträge um“: https://www.derstandard.at/story/3000000261760/lieferando-kuendigt-alle-rider-und-stellt-gesamte-logistik-auf-freie-dienstvertraege-um
[2] ARD Tagesschau: „Lieferando baut rund 2.000 Fahrerstellen ab“: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/lieferando-stellenabbau-100.html
[3] EU-Plattform Regulierung: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=OJ:L_202402831
[4] Aktion gegen Arbeitsunrecht: „Wolt: Lohnraub in kriminogenem Subunternehmer-Dickicht“: https://arbeitsunrecht.de/wolt-lohnraub-in-kriminogenem-subunternehmer-dickicht/
[5] ARD Kontraste: „Lieferdienste – moderne Ausbeutung?““: https://www.ardmediathek.de/video/kontraste/lieferdienste-moderne-ausbeutung/rbb/Y3JpZDovL3JiYl8wMWY5YTVjZC1iNjdkLTRiOTUtODNiYS03M2VhMjhlZjc1ZWVfcHVibGljYXRpb24
[6] ZDF WISO: „Job beim Lieferdienst – wie Fahrer ausgebeutet werden”: https://www.youtube.com/watch?v=aD9q_h-onDw
[7] nd: „Lieferdienst Wolt kommt erneut vor Gericht davon”: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192039.lohnzahlungen-lieferdienst-wolt-entkommt-erneut-vor-gericht.html
[8] taz: „Prozess gegen Lieferdienst Wolt – Immer diese Einzelfälle”
„Der Lieferdienst Wolt wurde in Berlin verklagt, weil ein „Flottenpartner” einer Fahrerin keinen Lohn gezahlt hat”: https://taz.de/Prozess-gegen-Lieferdienst-Wolt/!6095299/
[9] Bundesministerin für Arbeit und Soziales: Bärbel Bas (SPD): https://www.instagram.com/reel/DOq-sgfkwey/